von C. Kirchner, B. Neubacher und H.-R. Dohms, 30. Oktober 2023
In unserem Spezialbanken-Ticker beleuchten wir all jene Banken, die ansonsten eher wenig beleuchtet werden – von den Sutors bis hin zu den Advanzias, von den Förderbanken bis hin zu den Kirchenbanken, von den Whitelabel-Spezialisten bis hin zu den kleinen Auslandsbanken.
Hier unser Ticker für September und Oktober:
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Nein, mit einer gezielten Kampagne haben wir es selbstverständlich nicht zu tun. Allerdings fällt dann doch auf, dass die Bafin zuletzt regelmäßig mit solchen Auslandsbanken im Clinch lag, deren Mutterinstitute von außerhalb der Europäischen Union stammen (siehe jüngst unser Stück –> Der Fall Misr Bank: Warum die Bafin verstärkt kleine Auslandsbanken sanktioniert). Dazu passt: Wie Insider berichten, sollen die Bonner Aufseher in den vergangenen Jahren die deutschen Ableger von Instituten aus der Türkei, Japan sowie zuletzt aus Indien mehr oder weniger en bloc durchleuchtet haben. Wozu dann ebenfalls passen würde, dass die Bafin nach Informationen von Finanz-Szene zuletzt bei diversen chinesischen Banken aufgeschlagen ist (wobei eine ganz schön viele Probleme zu haben scheint). Unsere exklusive Recherche: FS Premium
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Baader mit Gewinnwarnung – und auch Trade Republic scheint zu leiden
Da der Frankfurter Online-Broker FlatexDegiro seine wichtigsten Kennziffern mittlerweile monatlich veröffentlicht, wusste man ja schon, dass es im Kerngeschäft nur mehr so lala läuft. Konkret: 1.) Zahl der Depots im dritten Quartal gerade mal noch um netto 77.000 auf 2,63 Millionen gestiegen; 2.) Zahl der Transaktionen verglichen mit dem Vorjahresquartal um 9% auf 13,8 Millionen gesunken.
Das Schöne ist aber nun: Macht nix! Wozu gibt’s schließlich die Zinswende! Die nämlich sorgt dafür, dass die Erträge trotz (siehe oben) lahmenden Wertpapiergeschäfts um hübsche 10% auf 101 Mio. Euro gestiegen sind – weil nämlich die Zinserträge (die sich aus Wertpapierkrediten im Umfang von rund 1 Mrd. Euro sowie unverzinsten Kundenguthaben in Höhe von 2,3 Mrd. Euro speisen) mal eben um 164% (!) auf nunmehr 38 Mio. Euro in die Höhe geschossen sind …
Anders ausgedrückt: Bei dem eben noch fast vollständig von Provisionen lebenden Online-Broker macht das Zinsgeschäft aufs erste Halbjahr gerechnet jetzt 31% der Erträge aus – und bezogen aufs dritte Quartal sogar schon 38% (verglichen mit 16% in der Vorjahresperiode). Kein Wunder, dass der Vorstand frohgemut an seiner Jahresprognose (380 Mio. Euro Umsatz, mehr als 40% bereinigte Ebitda-Marge) festhält. Gut vier Fünftel der angestrebten Erträge sind übrigens per Ende September bereits eingeloggt.
Hier kommen die Lobby-Ausgaben von Banken, Fintechs und Payment-Industrie
Der nächste Gewinneinbruch: Warum es bei Goldman Sachs auch im dritten Quartal nicht wirklich rund gelaufen ist. Manager Magazin
BdB startet Kuschel-Projekt eigens für kleine und mittlere Banken
41 Mrd. Dollar Erträge, 13 Mrd. Dollar Gewinn: J.P. Morgan trotzt der Debatte um höhere Zinskosten – und legt im dritten Quartal abermals exzellente Zahlen vor. Auch bei Wells Fargo lief’s gut, bei der Citigroup nicht ganz so. Manager Magazin
Dass der Finanzkonzern FNZ bei seinen deutschen Töchtern durchregiert – dieser Verdacht erscheint zumindest zulässig. Die Münchner Ebase firmiert neuerdings unter dem Label der Mutter; bei der Fondsdepot Bank steht selbiges an. Und: Erinnert sei auch an den etwas abrupt anmutenden Abgang des „CEO Germany“ und „Head of European Integration“ Kai Friedrich (siehe unseren Personalien-Ticker). Zumal der frühere Consorsbank-Chef ja der mit Abstand prominenteste Kopf von FNZ in Deutschland war. Indes, damit ist es noch nicht getan, da ist noch mehr. Unsere exklusive Recherche: FS Premium
Der Fall Misr Bank: Warum die Bafin verstärkt kleine Auslandsbanken sanktioniert
Manche Meldungen sind so schön, dass man sich wünscht, sie wären wahr – zum Beispiel, dass Frankfurts Banken schon bald an die 70.000 Menschen beschäftigen. Kurzer Rückblick: Wie gestern schon kurz aufgespießt, stammt die neue Prognose (nämlich, dass die Main-Metropole per Ende 2024 über rund 69.700 „Bankbeschäftigte“ verfügen wird) von der Helaba. Was insofern erstaunt, als die alte Prognose, welche ebenfalls von der Helaba stammte, erst wenige Monate alt ist – aber nur von 67.200 „Bankbeschäftigten“ per Ende 2024 ausging. Ein Job-Boom? Nicht wirklich. Wir dröseln einfach mal auf, was stattdessen dahintersteckt: FS Premium
Der aktivistische Investor Teleios (hierzulande als Aareal-Bank-Aggressor bekannt geworden) ist mit 3,1% bei FlatexDegiro eingestiegen. Zu den Motiven wurde zunächst nichts bekannt. Denkbar wäre, dass die Briten schlicht die Aktie für unterbewertet halten – zumal der Kurs zuletzt ja nicht mal so richtig auf die Nachricht ansprang, dass der Frankfurter Online-Broker infolge einer Bafin-Entscheidung mit einen „regulatorischen Kapitalüberschuss“ von rund 100 Mio. Euro kalkuliert. Ein Flatex-Sprecher sagte, man sei schon länger im Austausch mit Teleios, die Gespräche unterschieden sich nicht von jenen mit anderen Investoren.
Smartbroker: Wenn die eigenen Kunden nicht wirklich die eigenen Kunden sind
DZ Bank bootet DWP Bank bei Krypto-Plattform für Volksbanken aus
Staatsbank vs. Windhund: Warum das auf 500 Mio. Euro begrenzte neue Förderprogramm „Solarstrom für Elektroautos“ das KfW-Kundenportal zusammenbrechen ließ. Heise
Eigner muss Frankfurter Spezialbank stützen – weitere Verluste drohen
… dass sich das angeschlagene Münchner Bankhaus von der Heydt auf sein Ende vorbereitet? Zwar gebe es noch Gespräche mit zwei Kaufinteressenten, heißt es im Umfeld des Krypto-Spezialisten – nachdem allerdings 1.) die bisherigen Verkaufspläne gescheitert waren (alle Hintergründe siehe hier), 2.) die Bafin zustimmen müsste und 3.) wichtige Kunden wie Justtrade (hat rübergemacht zu Tangany) zuletzt verloren gingen, dürften die Chancen nicht mehr allzu gut stehen. Alle Details heute Morgen bei unserem Partner-Medium „Finance Forward“
EZB-Bankenaufsicht greift sich Wüstenrot Bausparkasse
Ende März erging bei einer namhaften deutschen Bank ein Hilferuf aus dem Treasury. Das Quartal näherte sich dem Ende, der Einlagenbestand zeigte merklich südwärts, und auch wenn die Lage nicht besorgniserregend war – ein bisschen unschön war sie halt doch. Und also wurden die Firmenkunden-Banker des Hauses aufgefordert, doch bitte mal bei „360T“ (das ist das „Weltsparen“ der CFOs, sozusagen) ein paar aggressivere Margen zu stellen. Ziel der Aktion: Es sollte – im Wortsinne über Nacht – noch ein bisschen Liquidität reinkommen, bevor das Quartal bilanziert wird. „Ein durchaus übliches Vorgehen“, wie ein Kenner berichtet. „Es reicht ja, wenn da fünf bis zehn Firmenkunden anspringen mit jeweils dreistelligen Millionenbeträgen. Dann hat man kurz vorm Stichtag mal eben eine Milliardensumme an frischer Liquidität auf der Bilanz.“ Tatsächlich wirft die kleine Anekdote ein Schlaglicht auf die Einlagenschlacht, die seit Monaten eben nicht nur im Retailgeschäft tobt – sondern mindestens genauso heftig bei den Firmenkunden (auch wenn medial fast immer nur das Massengeschäft beleuchtet wird). Und so kommt es höchstens auf den ersten Blick überraschend, dass es mitnichten die ING Diba ist (siehe –> Deutsche ING sammelt 16 Mrd. Euro frische Einlagen ein), die im ersten Halbjahr unter allen deutschen Banken den höchsten Depositenzuwachs verzeichnet hat. Sondern: zwei Landesbanken. Unser Deep Dive über die Einlagen-Strategie von 14 großen deutschen Banken (wobei wir unter anderem auch den Fragen nachgehen, welche Korrelation zwischen Depositen und Profitabilität besteht und welche Banken für ihren Einlagenzuwachs mit einem besonders hohen Zinsaufwand bezahlen) – bitte sehr: FS Premium
Die SWK Bank (siehe unser Unternehmens-Dossier hier) hat sich still und leise das Konsumentenkredit-Portfolio der mittlerweile abgewickelten Augsburger Aktienbank (AAB) einverleibt. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, entrichtete der Mainzer Whitelabel-Spezialist einen Kaufpreis von 46,5 Mio. Euro – was zumindest ganz grob dem Zeitwert entsprechen dürfte, zu dem die Augsburger die Kredite zuletzt selber bilanziert hatten. Auch jenseits der AAB-Transaktion baute die SWK Bank ihre Aktivitäten aus. So belief sich das Kreditneugeschäft auf 756 Mio. Euro, ein Anstieg um gut ein Fünftel. Die durchschnittliche Finanzierungshöhe lag bei 13.400 Euro, die durchschnittliche Laufzeit bei 88 Monaten.
Trotz der Ausweitung des Geschäfts ging der Jahresüberschuss auf nur noch 2,7 Mio. Euro zurück. Dabei scheint die SWK Bank unter der Zinswende eher zu leiden, als dass sie von ihr profitieren würde – denn während die Zinsaufwendungen um satte 72% auf 23 Mio. Euro anstiegen, verbesserten sich die Zinserträge gerade mal um 19% auf 59 Mio. Euro (wir vermuten, das ist das harte Los des reinen Online-Players, der sich im Zinsaufschwung deutlich teurer refinanziert, als dies die Hausbank tut). Weil darüber hinaus auch das Provisionsgeschäft schwächelte (Stichwort: Provisionsdeckel bei Kreditversicherungen), mussten letztlich die sonstigen betrieblichen Erträge (auf 17 Mio. Euro verdreifacht) die Dinge regeln.
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Wer sein Geld mit Krediten für Verbraucher verdient (sei es via Ratenkredit oder via Kreditkarte), hatte in den letzten Jahren ein weitgehend sorgloses Leben. Die Targobank zum Beispiel mit ihren EK-Renditen von zeitweise um die 40%. Die Hanseatic Bank mit ihrer Cost-Income-Ratio von zuletzt 37%. Oder die Advanzia Bank mit ihren fast surrealen KPIs. Kein Wunder, dass auch zahllose Fintechs in genau diesem Feld ihr Auskommen suchten. Smava und Auxmoney natürlich. Aber auch ausländische Player wie Younited oder Anyfin, die frohgemut den deutschen Markt stürmten (oder es wenigstens versuchten). Man hatte das Gefühl: Wer irgendwas mit Konsumfinanzierung macht, braucht einfach nur operativ sauber zu arbeiten – und der Rest kommt von selbst. Vor genau diesem Hintergrund fällt nun momentan auf, wie viel Hektik Bewegung urplötzlich in den Markt kommt. Da ist die Hamburger Barclays (so was wie der Prototyp des Karten- und Kredit-Spezialisten hierzulande), die von ihrer britischen Mutter eher unvermittelt zum Verkauf gestellt wird. Da ist die Mönchengladbacher Santander, die mal eben die Hälfte ihres Ergebnisses verliert. Da ist die Düsseldorfer Targobank, die an einem neuen Brokerage-Angebot schraubt. Was genau das alles zu bedeuten hat, ob es wirklich eine Verknüpfung zwischen den verschiedenen Nachrichten gibt – schwer zu sagen. Aber wie gesagt, es fällt auf. Genau wie auffällt, dass nun der nächste große Konsumfinanzierer hierzulande am Geschäftsmodell dreht, nämlich die Hanseatic Bank. Hier unsere exklusiven Informationen: FS Premium
Bafin nimmt nach 60-Mio.-Euro-Panne weitere Banken in den Fokus
Von Targobank bis Santander: Alles Spezial- und Auslandsbanken-News aus dem August
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