Finanz-Szene - Der Podcast (#18)

Der Mann, der Trade Republic entdeckt hat, erklärt den 4,3-Mrd.-Euro-Deal

Dass der Urknall demnächst kommen würde, so viel war klar. Aber dass er dermaßen laut ausfallen würde – damit hatten nicht einmal die gläubigsten Fintech-Jünger gerechnet. 4,3 Mrd. Euro!!! So hoch wird der Berliner Neobroker Trade Republic nach der gestern verkündeten 750-Mio.-Euro-Finanzierung bewertet. Und das nur zwei Jahre nach dem Launch. Es ist eine Nachricht, die den Rahmen sprengt. Denn auf einmal ist Trade Republic gemessen an der Taxierung durch seine Investoren (übrigens allererste Liga: Sequoia, Thrive, Thiel, Creandum …) das mit Abstand größte deutsche Fintech, deutlich größer selbst als N26. Und, ganz nebenbei, Trade Republic ist jetzt auch der höchstbewertete hiesige Broker, wertvoller als Flatex und mutmaßlich (wenn sich dieser Vergleich heute noch anstellen ließe …) auch wertvoller als die Comdirect.

Wobei „Comdirect“ ein gutes beziehungsweise, je nach Perspektive, nicht so gutes Stichwort ist. Die Geschichte oder wenigstens Legende von Trade Republic geht nämlich so: Im Jahr 2015 wurden die Gründer Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri mit ihrer Idee eines nahezu kostenlosen, smartphone-basierten Retailbrokers in der damals frisch aufgesetzten „Startup-Garage“ der Comdirect vorstellig. Zu überzeugen, so heißt es, wussten die Jungs durchaus. Aber den mutmaßlich einstelligen Millionenbetrag (also grob ein Tausendstel der heutigen Bewertung), den der Einstieg damals angeblich gekostet hätte – den war Quickborn der Erzählung nach dann doch nicht bereit aufzubringen. Stattdessen geriet der Fintech-Rohdiamant damals in die Hände eines gewissen Ingo Hillen, Chef der allenfalls den Connaisseuren bekannten Düsseldorfer Sino AG. Für ein paar Mio. Euro schnappte sich Hillen die Mehrheit an Trade Republic, amtierte zeitweise selbst als Geschäftsführer, zog sich seit dem Marktstart vor zwei Jahren aber peu à peu zurück, um wieder Platz zu machen für die drei Gründer und die diversen Edel-VCs, die inzwischen die Mehrheit besitzen. Wiewohl: Fett Kasse haben Hillen beziehungsweise seine Sino AG gestern dann natürlich trotzdem noch mal gemacht. 150 Mio. Euro für einen Teil der verbliebenen Anteile

Entsprechend euphorisch war Hillen, als wir ihn gestern Mittag an die Strippe kriegten. Und sogar bereit, sich kurzfristig in unseren Podcast einladen zu lassen. Denn, bei aller berechtigten Euphorie: Ein paar Dinge müssen dann ja doch mal besprochen werden: Ist die Bewertung nicht doch ein bisschen abenteuerlich – und die ultraschnell gewachsene Kundenbasis (jetzt mehr als eine Million!!!) nicht potenziell fragil, wenn’s an den Märkten irgendwann mal wieder rappeln sollte? Plus: Wie geht’s jetzt weiter? Und wo soll das Mega-Wachstum herkommen, das die Investoren jetzt natürlich erwarten?

Wir danken nicht nur Ingo Hillen, dass er diese und andere Fragen sehr lebhaft mit uns diskutiert hat – sondern wir danken auch dem Sponsor der heutigen Ausgabe, nämlich investify Tech, dem Experten für Digitalisierung und Regulatorik im Investmentbereich.

Und auf geht’s!

Zeitmarken (auch im Player enthalten):

  • 03:16: Aus 3 Mio. Euro wurde eine Viertelmilliarde
  • 04:31: „Die Comdirect hatte sich entschieden, nicht zu investieren“
  • 06:27: Die Rolle von HSBC in der Gründung
  • 10:24: Expansion im Ausland als Kernstrategie
  • 12:27: „Sie zahlen bei Trade Republic 90% weniger als woanders“
  • 14:18: Wie soll diese Bewertung gerechtfertigt sein?
  • 15:16 „Ich bin mal gespannt, ob Flatex nächstes Jahr mehr Erlöse als dieses Jahr macht“
  • 17:19: Blase wie 1999? „Der Vergleich hinkt“
  • 22:35: Die zentrale Rolle der App und der Usability
  • 23:27: Wann kommt Robinhood?
  • 25:06: Die N26-Falle
  • 29:35: Ein erstarrter Markt mit gleichen Preisen überall
  • 30:13: Das regulatorische Risiko aller Broker
  • 32:12: Wohin mit all dem Geld?
  • 33:14: „Das Beratermodell ist nicht mehr zu fahren“

Wir freuen uns über Anregungen und Feedback unter redaktion@finanz-szene.de.

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