von Heinz-Roger Dohms, 2. Februar 2023
Die ING Diba hat im vierten Quartal allem Anschein nach so richtig aufgedreht. Ausweislich der am Donnerstagmorgen veröffentlichen Ergebnisse des niederländischen Mutterkonzerns erzielte die deutsche Einheit von Oktober bis Dezember einen Vorsteuergewinn von 393 Mio. Euro – verglichen mit dem Vorjahr ein Plus von fast 70%.
Dabei profitierte die Frankfurter Direktbank offenbar besonders von der Zinswende. Diese ließ den Zinsüberschuss auf 639 Mio. Euro (plus 48% zum Vorjahresquartal) geradezu explodieren. Das Provisionsergebnis sank derweil um ein Fünftel auf nur noch 111 Mio. Euro. Das bedeutete das schwächste Drei-Monats-Ergebnis seit langem. Die Verwaltungsaufwendungen (inklusive regulatorischer Kosten) blieben mit 340 Mio. Euro nahezu konstant. Die Cost-Income-Ratio fiel auf exzellente 46%.
Für das Gesamtjahr weist der Abschluss für das Deutschland-Geschäft ein Ergebnis von 936 Mio. Euro aus. Gemessen am Vorjahr war das ein Rückgang von 17% (der sich durch die Abschreibungen aufs Russland-Exposure zu Beginn dieses Jahres erklärt). Trotzdem sank die Aufwandsquote mit 48% wieder unter die 50%-Schwelle. Unklar ist, inwieweit sich diese Zahlen mit jenen Zahlen decken, die die ING Diba am Freitag bei ihrer diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz veröffentlichen wird. Aufgrund unterschiedlicher Bilanzierungsregeln wären größere Abweichungen im Vergleich zum Zahlenwerk des Mutterkonzerns durchaus plausibel.
Erstaunlicherweise schlägt sich der Einbruch in der privaten Baufinanzierung hierzulande in den Zahlen des niederländischen Mutterkonzerns noch überhaupt nicht nieder. Per Ende Dezember kam die ING Diba demnach auf einen Bestand von 85,9 Mrd. Euro – das bedeutete ein minimales Plus (0,1%) zum Vorjahr und sogar ein wahrnehmbares Plus (1,2%) im Vergleich zu Ende September. Zwar verbirgt sich in den Zahlen ein zeitlicher Verzug, da die Ergebnisse nicht die getätigten Abschlüsse widerspiegeln (wie zum Beispiel die Baufi-Daten der Bundesbank), sondern die tatsächlich ausgezahlten Finanzierungen. Dass der Bestand im vierten Quartal aber immer noch stieg anstatt zu sinken, ist dennoch bemerkenswert.
Die Einlagen schossen derweil plangemäß nach oben. Zur Erinnerung: Als eine der erste Retailbanken hierzulande hatte die ING Diba das Tagesgeld ihrer Kunden im vergangenen Jahr wieder positiv verzinst. Lock-Angebote von bis zu 2% taten ein Übriges. Folge: Die Kundeneinlagen stiegen per Ende Dezember auf 138,9 Mrd. Euro – damit sammelte die Bank im Schlussquartal netto 4,4 Mrd. Euro Einlagen ein. Freilich: Vor nicht allzu langer Zeit hatten die Kunden noch fast 150 Mrd. Euro bei der ING Diba deponiert. Luft nach oben ist also noch reichlich.
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Quelle: ING
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