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ING Diba plant Baufi-Revolution – und enthüllt weitere strategische Ziele

Auf den ersten Blick hat die ING Groep gestern nur getan, was Banken ganz gerne mal tun, wenn sie einen Investoren-Tag abhalten – sie hat nämlich eine mittelfristig höhere Eigenkapitalrendite in Aussicht gestellt. Satte 14% sollen es bis 2027 sein, verglichen mit zuletzt 11%. Viel interessanter als die nackten Zahlen ist freilich, wie die niederländische Großbank diese erreichen will. Und an dieser Stelle kommt nun die deutsche Tochter ins Spiel, also die ING Diba.

Mit einer Eigenkapitalrendite von zuletzt 27% liegt diese zwar auch heute schon weit, weit über den Zielwerten der Mutter. Zufrieden geben sich die Frankfurter damit allerdings keineswegs. Stattdessen plant die Direktbank gleich mehrere strategische Updates – darunter eines, das geradezu spektakulär anmutet.

Der Überblick:

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1.) „Instant“-Baufi mit Kreditzusage binnen 10 Minuten

Bis spätestens 2027 will die ING Diba laut den gestrigen Ausführungen von ING-Groep-COO Marnix van Stiphout mit einer „Instant“-Baufinanzierung auf dem Markt sein. Damit ist ein Baufi-Angebot gemeint, bei dem der Kunde binnen zehn Minuten eine Kreditzusage erhalten soll (was eine Zeitspanne ist, wie man sie heutzutage eher aus der Konsumentenfinanzierung kennt).

Erreichen will die größte deutsche Direktbank dieses Ziel offenbar mittels einer radikalen Digitalisierung des gesamten Kreditprozesses. So ist die Rede davon, dass die Zahl der manuellen Eingriffe um 80% reduziert werden soll. Finanz-Szene hatte kürzlich nachgewiesen, dass die ING Diba ihr Baufi-Neugeschäft im Zuge der Zinswende stärker zurückgefahren hatte als der Wettbewerb (siehe unseren „Deep Dive“ –> Umbruch in der Baufinanzierung: ING Diba steckt zurück – Genobanken powern weiter).

Zwar deuten Aussagen von Vorstandschef Nick Jue bei der Bilanz-PK Anfang Februar darauf hin, dass die Niederländer den Absatz zuletzt wieder forciert haben. Eine Rückkehr zu den Neugeschäfts-Umfängen der Niedrigzins-Ära erscheint allerdings kaum möglich. Insofern könnte die „Instant“-Baufinanzierung darauf hindeuten, dass die ING Diba ihre Renditeziele künftig stärker über die Effizienz als über die Volumina erreichen will. Dabei war auf dem Kapitalmarkttag mit Blick auf die „Instant“-Baufinanzierung auch explizit von einer „Erhöhung der FTE-Effizienz“ die Rede. Sprich: Pro Mitarbeiter soll künftig mehr Baufi-Geschäft gemacht werden als bislang.

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2.) Business Banking: Konto noch dieses Jahr, 2025 dann auch Kredit

Großes Wachstum sieht die ING Diba ausweislich ihrer Mutter auch im Business Banking – dabei wird der Ertragspool hierzulande auf bemerkenswerte 41 Mrd. Euro geschätzt. Nachdem die Frankfurter Ende letzten Jahres zunächst mit einem Tagesgeld-Konto für Geschäftskunden auf den Markt gekommen waren, hatte Jue bei der Bilanz-PK eher allgemein über die Einführung eines entsprechenden Girokontos gesprochen. Nun allerdings wird die Oranje-Bank konkret: Noch in diesem Jahr soll das Geschäftskonto gelauncht werden, für 2025 kündigt die ING Diba zudem ein neues Kreditprodukt für Geschäftskunden an. Womöglich dürfte auch hier die Tendenz in Richtung „Instant“ gehen. Primäre Zielgruppe im Business Banking seien zunächst digitalaffine Selbständige und Kleinstunternehmen.

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3.) Retail: Pro Jahr 250.000 neue „mobile Erstkonto-Kunden“

Im Retail-Tagesgeschäft rund um Konto und Karte will die ING Diba künftig noch stärker auf die „Mobile first“-Klientel zielen – und zwar erklärtermaßen als Erstbank-Verbindung. Von „mehr als 250.000 zusätzlichen mobilen Erstbank-Verbindungen pro Jahr“ ist die Rede. Wobei uns nicht ganz klar ist, ob damit wirklich Neukunden gemeint sind. Oder auch Bestandskunden, die erst noch zum „mobilen Erstkonto-Kunden“ werden müssen (wir vermuten, dass eher Letzteres gemeint ist).

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