von Heinz-Roger Dohms, 8. April 2019
Gestern Nachmittag war das Geld dann endlich auf dem Konto. Knapp 2000 Euro. Überwiesen schon am Donnerstagmorgen. Und dann scheinbar verschwunden – für viereinhalb Tage. So jedenfalls stellte es sich dar für Bastian Schmitz (Name geändert), Kunde der Fidor-Bank und Leser von “Finanz-Szene.de”.
Am Freitagvormittag hatte uns Herr Schmitz erstmals geschrieben:
“Von zwei Fidor-internen Transaktionen gestern ging bei mir nur eine sofort durch – auf die andere, die ebenfalls sofort gutgeschrieben werden sollte, warte ich kommentarlos seit mehr als 24 Stunden.”
Am Freitagabend war das Geld immer noch nicht da. Und gestern Vormittag auch noch nicht. Dafür hatte unser Leser zu diesem Zeitpunkt zumindest das (begründete) Gefühl, dass das Geld nicht wirklich verschwunden war. Er schrieb uns, nachdem er den Morgen am Telefon verbracht hatte:
“Nach 64 Minuten Warteschleife habe ich an der “Fidor-Hotline für Privatkunden” einen freundlichen Herrn erreicht, der mich vertröstet hat. Immerhin konnte er mir Summe und Absender der ausstehenden Fidor-internen Überweisung nennen – das stimmt mich hoffnungsvoll. (…) Er sagte mir, dass fehlende Buchungen ‘in den nächsten Tagen’ von Hand nachgebucht würden.”
Gestern Nachmittag dann die dritte Mail:
Das ausstehende Geld wurde soeben verbucht.
Ende gut, alles gut, könnte man sagen. Man kann aber auch fragen: Warum schafft es eine Bank – noch dazu eine, die zu den digitalen Vorreitern gezählt wird – tagelang nicht, eine Überweisung von einem ihrer Konten zu einem anderen ihrer Konten abzuwickeln ? Zumal es sich bei Herrn Schmitz allem Anschein um keinen Einzelfall handelt. Denn im Fidor-Kundenforum und in Internetportalen wie “Allestörungen.de” häuften sich in den vergangenen Tagen die Beschwerden:
Nachdem “Finanz-Szene.de” die Fidor-Bank gestern Mittag mit den Kundenprotesten konfrontiert hatte, erhielten wir gegen 18 Uhr eine Stellungnahme, die zur selben Zeit auch auf der Homepage des Instituts veröffentlicht wurde. Es heißt dort.
“Im Zusammenhang mit einem planmäßig durchgeführten Server-Umzug innerhalb des Rechenzentrums der Fidor Bank AG kam es in der Folge im Zeitraum vom 3.4. bis 4.4.2019 vereinzelt zu Störungen im Zahlungsverkehr. Betroffen waren temporär Überweisungen, Bargeldeinzahlungen sowie das Ausführen von Daueraufträgen. Die Ursachen wurden schnell erkannt und eine Lösung umgehend implementiert. Unsere Technik arbeitet mit Hochdruck daran, die letzten von der Störung betroffenen Zahlungen zu verbuchen. […]”
Wie “vereinzelt” die Störungen wirklich waren, lässt sich – wie fast immer in solchen Fällen – von außern schwer einschätzen. Was dagegen klar zu sein erscheint (man beachte die Hinweise auf die langen Wartezeiten in der Telefonschlange): Der Kundenservice muss mit dem Ansturm der Kunden zumindest zeitweise überfordert gewesen sein – eine auffällige Parallele zum “Fall N26” kürzlich (was hinzukommt: Der Fidor-Service war über das Wochenende offenkundig nicht besetzt).
Der Leser Schmitz jedenfalls, der über sein Fidor-Konto in erster Linie mit Bitcoin handelt, zeigt sich auch gestern Abend noch einigermaßen konsterniert: “Einerseits habe ich mit der Fidor-Bank als Kunde und Beta-Tester der ersten Stunde in den letzten Jahren sicher gut 600 Transaktionen mit einem gut siebenstelligen Gesamtwert praktisch ohne Einschränkungen und Probleme abgewickelt.” Andererseits: “Ob man Kunde einer Bank sein möchte, die Ihrer Kernfunktionalität für mehr als drei Tage nicht nachkommt und sich dazu nicht einmal äußert, muss jeder selber wissen. Ich für meinen Teil werde das Fidor-Konto vermutlich schlafenlegen.”