von Georgia Hädicke und Christian Kirchner , 22. Dezember 2022
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Dezember 2022:
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Dass die Hessische Landesbank bei ihrer Digital-Tochter perssonell in diesem Jahr gewaltig umsortiert hat, hatten wir Ihnen ja immer mal wieder berichtet – angefangen bei den Fintech-Beteiligungen im Frühjahr (siehe hier und hier) und im Sommer dann in der Management-Ebene der Beteiligungsgesellschaft selbst (siehe hier). Mit Co-Chef Benjamin Bürkner kam da zwar ein früherer Commerzbanker in die Führungsspitze, aber eben ein Fintech-Profil, bei dem die Betonung zuletzt schon recht stark auf Tech lag – was nun offensichtlich auch Teil der neuen Hiring-Strategie ist. So beschäftigt Helaba Digital seit einigen Wochen einen neuen Managing Director, Matthias Repplinger, der zuletzt als Daten-Experte und Produktmanager bei einem kalifornischen Cloud-Anbieter gearbeitet hat. Und: Seit Anfang Dezember ist als Strategin noch Anne Schallock dazugekommen, deren letzter Arbeitgeber Microsoft war. Was die Neuaufstellung für das bestehende Portfolio (das auf Kommunal-Finanzierung spezialisierte Fintech Komuno und dem Anbieter von Nachhaltigkeitsdaten ESG Book) und etwaige neue Investments bedeutet? Bislang noch nicht viel, allerdings ist die Konstellation ja auch gerade erst gestartet – aber es ist eine interessante Auslangslage für ein Jahr 2023, in dem sich viele Fintech-Kapitalgeber erstmal in Lauerstellung verharren.
In unserem Stück -> „Wer suchet, der findet – wie es zum Chefwechsel bei der Solarisbank kam“ hatten wir ja schon angedeutet, dass der künftige CEO Carsten Höltkemeyer ursprünglich für eine andere Position ausersehen war. Dazu passt, dass der Berliner „Bank as a Service“-Spezialist nun den Abgang von Finanz- und Risikochef Thom Rasser verkündet. Als neuer CRO kommt Ansgar Finken von der BHW Bausparkasse, zum CFO wird Lee Johnstone befördert, den es im Zuge der Contis-Übernahme zur Solarisbank verschlagen hatte. Chloé Mayenobe wiederum (seit Februar im Vorstand) firmiert künftig als COO, während Ex-CCO Jörg Diewald in seiner alten Position in den Vorstand zurückkehrt und der Vertrag mit Produktvorstand Jörg Howein um drei Jahre verlängert wird. Irgendwen vergessen? Nee, das war’s soweit. Mehr als Komplettumbau geht ja auch nicht.
Schlanke 26 Monate, nachdem die Fürstlich Castell’sche Bank den früheren DWS-Mann Christian Hille als künftigen Vorstand vorgestellt hatte (siehe unsere Geschichte über die vielen Semi-Vorstände der Castellbank), scheint die Bafin nunmehr grünes Licht gegeben zu haben. Jedenfalls steigt Hille zum 1. Januar bei der Würzburger Traditionsbank zum Vorstand auf, wie gestern offiziell verlautete – ebenso wie sein im April 2021 vorgestellter Kollege Thomas Rosenfeld (Ex-LBBW).Über Rosenfeld indes hieß es damals, er wechsle „bis spätestens 1. Oktober 2021 als designierter Vorstandssprecher“ zur Castellbank. Davon freilich ist jetzt keine Rede mehr. Denn Vorstandssprecher bleibt einstweilen der einstige AR-Chef Ingo Mandt, obwohl der das operative Geschäft doch eigentlich nur interimistisch führen sollte (Zitat aus der Mitteilung vom April 2021: „Es ist vorgesehen, dass Herr Mandt nach dem Eintritt von Herrn Rosenfeld in den Vorstand wieder zurück in den Aufsichtsrat wechselt“). Zu den Gründen für die Umdisposition äußerte sich die gestrige Pressemitteilung nicht.
Der Deutsche Derivate Verband (DDV), also die Interessensvertretung der hiesigen Zertifikat-Emittenten, kommt bei Finanz-Szene eher selten vor – was seiner Rolle insofern nicht ganz gerecht wird, als deutsche Anleger vor allem über die Deka, die DZ Bank und weitere Emittenten immerhin rund 73 Mrd. Euro in Derivate investiert haben. Jedenfalls hat sich beim DDV in aller Stille ein hochrangiger Abgang vollzogen: Lars Brandau, seit 15 Jahren Geschäftsführer und Gesicht der Lobby-Organisation, hat den DDV verlassen. Das bestätigte eine Sprecherin des Verbands auf Anfrage von Finanz-Szene.
Das alles ist insofern etwas kurios, als es in einer Verbandsmitteilung im September lediglich geheißen hatte, dass der DDV die „Führung des Verbands neu aufstelle“ und Christian Vollmuth zweiter geschäftsführender Vorstand neben Henning Bergmann werde. Der Weggang Brandaus wurde darin mit keiner Silbe erwähnt, war aber zwischen den Zeilen offenbar mitgemeint. So viel Subtilität vermochten zunächst allerdings nur Branchen-Insider zu verstehen: Der Rückzug Brandaus ergebe sich, wie es auf dem Umfeld des DDV heißt, daraus, dass er im Zuge der Neuaufstellung nicht mehr genannt wird. Aha.
Nun kann es ja durchaus mal passieren, dass ein Verband und sein Chef sich trennen. Dass selbiger Verband einem langjährigen Geschäftsführer allerdings nicht mal eine knappe Grußformel in der Mitteilung zur Neuaufstellung widmet, deutet darauf hin, dass die Trennung a) nicht ganz im gegenseitigen Einvernehmen und b) nicht ganz harmonisch verlaufen sein dürfte. Brandau wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
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Darf man eigentlich noch Hypo-Vereinsbank sagen? Oder sagt man Hypo? Immerhin ging ja letzte Woche – von „Süddeutsche“ bis FAZ – durch wirklich sämtliche Gazetten, dass bei der HVB jetzt die Duz-Kultur (im Vordertaunus würde man sagen: Unkultur) einzieht, und zwar bis hinauf in den Vorstand. Jedenfalls: In diesen, also in den Vorstand, wird neben der Duz-Kultur per 1. März auch die Monika* einziehen, und zwar als neue Privatkundenchefin, wie gestern offiziell mitgeteilt wurde. Die Monika sei „eine starke Führungspersönlichkeit mit einer klaren Erfolgsbilanz“, sagt der Michael in der zugehörigen Pressemitteilung, während die, ähhh, der Andrea überdies zu berichten weiß, die Monika habe „in den vergangenen Jahren alle Herausforderungen gemeistert und dabei ihre Führungsqualitäten und ihr Potenzial unter Beweis gestellt“. Als Privatkundenvorständin tritt die Monika die Nachfolge von der Marion an, die bekanntermaßen zur Chefduzerin aufsteigt, weil der Michael in Zukunft lieber mit dem Olli, dem Hasan, dem Kalle, dem Uli und dem Franzerl verkehrt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Eine Groß-Sparkasse, die zu 3/4 von Nicht-Sparkässlern gemanagt wird
Der Fachkräftemangel als Bedrohung – und wie Banken gegensteuern: Allein durch Verrentung werden hiesige Finanzdienstleister bis 2030 deutlich über 30% ihrer heutigen Beschäftigten verlieren. Hinzu kommt die Fluktuation durch kündigende Mitarbeiter. Denn auch dieser Wert steigt und liegt in manchen Häusern inzwischen über 4% pro Jahr. Was müssen Banken tun, um bestehende Mitarbeiter zu binden und neue zu gewinnen? Ein Leitfaden: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Nach den Entlassungswellen im Spätsommer und dann nochmal vor einigen Wochen kommt es bei der Berliner Kreditplattform Smava nun auch im Management zu Einschnitten: Wie das Fintech auf Anfrage bestätigt, haben binnen der letzten vier Wochen sowohl Geschäftsführer und Finanzchef Sebastian Bielski als auch Chief Technology Officer Andre Neubauer das Unternehmen verlassen. Zu den Hintergründen der beiden Abgänge wollte sich Smava-Chef Alexander Artopé ebenso wenig äußern wie zu einer Nachfolge-Regelung.
Einiges spricht indes dafür, dass sich das Fintech bei der Neubesetzung der beiden vakanten Posten zunächst in den bestehenden Reihen umschaut, um Kosten sparen. Aus dem Unternehmensumfeld verlautet, dass Co-Chef Eckart Vierkant wieder die Position als Finanzchef übernehmen dürfte (das war er schon mal, bevor Bielski 2015 an Bord geholt wurde). Der amtierende Produktchef Hannes Schrödter verfügt über CTO-Erfahrung, könnte also womöglich die Rolle Neubauers in Personalunion ausfüllen.
In diesem Fall würde das Management dann nur noch aus vier statt einst sechs C-Leveln bestehen: Artopé, Vierkant, Schrödter sowie Marketingchef David Vangeison. Die beiden abtrünnigen Manager haben ihren Social-Media-Profilen zufolge übrigens nicht nur Smava, sondern gleich der gesamten Fintech-Branche (vorerst?) den Rücken gekehrt: Bielski ist per 1. Dezember bei einem Leipziger Halbleiterhersteller als Finanzchef tätig, Neubauer firmiert bereits seit November als IT-Chef bei dem E-Commerce-Unternehmen Trusted Shops.
Der Immobilien-Schwarmfinanzierer Exporo hat laut Finanz-Szene-Informationen in dieser Woche eine weitere Entlassungsrunde gestartet – und macht dabei auch nicht vor der Top-Führungsebene halt. So wird nach Finanz-Szene-Informationen der erst vor zwei Jahren als Co-CEO geholte Hermann Tange das Unternehmen verlassen. Gründer und Co-CEO Simon Brunke soll dann als alleiniger CEO und auch alleiniger Vorstand auftreten.
Ein Sprecher bestätigte den geplanten Weggang von Tange sowie auch Entlassungen, wollte diese aber nicht beziffern. Aus unternehmensnahen Kreisen verlautete, dass nach den Entlassungen im Bereich des Objekt- und Asset-Managements vor einem Jahr (siehe unsere damalige Berichterstattung hier) dieses Mal vor allem der Bereich Marketing von den Kürzungen betroffen sei. Tange wurde einst vor allem für die Themen Wachstum und Skalierung geholt. Statt Wachstum peilt Exporo nun aber – wie viele andere Fintechs auch – eher die Konsolidierung und Profitabilität an.
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