"Banken-IT"-Ticker

Sämtliche „Banken-IT“-News von November 2024 bis Januar 2025

In unserem „Banken-IT“-Ticker widmen wir uns nicht nur den IT-Themen der Institute selber – sondern schauen auch, was in ihrem Umfeld (also etwa bei Atruvia, Finanz Informatik und sonstigen Dienstleistern) passiert.

Hier der Ticker von November 2024 bis Januar 2025:

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IT-Vorfälle bei Zahlungsdiensten nehmen zu – und alarmieren die Bafin

Die Meldungen zu IT-Vorfällen bei Zahlungsdiensten häufen sich und rufen die Finanzaufsicht auf den Plan: Mit 258 lag ihre Zahl schon in den ersten neun Monaten 2024 rund 10% höher als im gesamten Vorjahr, wie im gestern publizierten Bericht „Risiken im Fokus der BaFin 2025“ zu lesen ist. Das entspricht rund einem Vorfall pro Tag (ignoriert man mal Mehrfachzählungen durch Vorfälle, die mehrere Finanzunternehmen betreffen und der Aufsicht gemeldet werden). In zwei von drei Fällen lag die Ursache laut Bafin dabei nicht beim beaufsichtigten Finanzinstitut, sondern bei einem Dienstleister. 2023 war die Zahl der IT-Pannen bereits um 18% gestiegen. „Der Trend geht eindeutig in die falsche Richtung“, stellte Bafin-Präsident Mark Branson gestern fest. Die häufigsten Probleme: Transaktionsverarbeitung sowie Online- und Mobile-Banking-Kanäle, meist infolge von System- und Prozessfehlern sowie menschlichem Versagen.

Defizite bei Zahlungs- und E-Geldinstituten sanktionierte die Bafin laut ihren Jahresberichten schon 2023 und 2022 mit aufsichtlichen Maßnahmen: Vier Mal ahndete sie dabei Mängel in der Geschäftsorganisation, und dreimal setzte sie Sonderbeauftragte ein, etwa bei der Unzer-Tochter E-Com. Im laufenden Jahr dürften die Meldungen schon aus regulatorischen Gründen weiter steigen. Die neuen Vorgaben des Digital Operational Resilience Act (DORA) senken die Schwelle für die Meldung von Vorfällen und weiten zugleich den Kreis der meldepflichtigen Finanzdienstleister deutlich aus.

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Wollen Sie das wirklich??? Wie unsere Banken die „Instant SEPA“-Pflicht umsetzen

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Kurz getickert

  • Nachdem zuletzt LBBW und die DZ Bank hauseigene Chatbots gestartet haben, rüstet nun die Deka ihr „DekaGPT“ auf. Laut Bloomberg (Paywall) können seit Jahresende alle Mitarbeiter auf eine verbesserte Version zugreifen. Weitere Fachbereichs-Bots sollen folgen.

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Von DORA bis FIDA – bei diesen zehn Regulierungs-Themen wird’s 2025 ernst

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Kurz getickert

  • Die Atruvia will den Volks- und Raiffeisenbanken ab dem dritten Quartal flächendeckend den „GenoGPT“ zur Verfügung stellen. Dabei handele es sich um einen KI-Chatbot, der (anders als die schon im Betrieb befindliche Version) nicht nur frei zugängliches Wissen, sondern auch bankinterne Dokumente und Informationsquellen anzapfen könne, erklärte Atruvia-Manager Thomas Weßling gegenüber „Bloomberg“ (Paywall). Die LBBW hatte vor Weihnachten mitgeteilt, an einer vergleichbaren neuen KI-Entwicklung zu arbeiten.
  • Die Finanz Informatik (also der zentrale IT-Dienstleister der Sparkassen) verlängert die per Ende 2025 auslaufenden Verträge von CEO Andreas Schelling (60) und Vize-Chef Detlev Klage (56). Schellings neuer Vertrag sei so gestaltet, dass der Manager im Laufe seines 65. Lebensjahrs in Rente geht, hieß es gestern; Klages Vertrag läuft bis Ende 2030.

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Exklusiv: Sparkassen-IT vollzieht Strategieschwenk – und nimmt Förderbanken ins Visier

Bei flüchtigem Hinsehen ähneln die IT-Dienstleister der beiden Bankenverbünde einander wie ein Ei dem anderen. Die Finanz Informatik? Zählt 2,4 Mrd. Euro Umsatz, 4.650 Mitarbeiter, 113 Mio. betreute Konten. Die Atruvia? Kommt auf 2,0 Mrd. Euro Umsatz, 5.260 Mitarbeiter, 86 Mio. betreute Konten. Sogar in der Struktur lassen sich – weil beide Unternehmen aus langwierigen Konsolidierungen hervorgegangen sind – gewisse Gemeinsamkeiten ausmachen. So unterhält die Finanz Informatik jenseits ihrer Frankfurter Zentrale auch heute noch große Standorte in Hannover und Münster, während die Atruvia deutschlandweit sogar über fünf Städte verteilt ist (zu denen ebenfalls Münster und Frankfurt gehören). Sind die FI und die Atruvia also letztlich Doppelgänger, mit dem einzigen relevanten Unterschied, dass die einen für die Sparkassen, die anderen für die Volks- und Raiffeisenbanken zuständig zeichnen? Könnte man meinen. Ganz so ist es aber doch nicht! Denn: Während die Atruvia mit ihrem Kernbanken-System nicht nur die Genobanken, sondern traditionell auch immer schon die ein oder andere private Bank bedient (wobei zuletzt sogar einige Player neu hinzugekommen sind, siehe etwa hier), war die S-Finanzgruppe bislang darauf bedacht, das eigene IT-Know-how auch tatsächlich nur dem eigenen Sektor zugutekommen zu lassen. Sprich: Sparkassen. Landesbanken. Und dem ein oder anderen verwandten Akteur wie der DKB. Nun allerdings steht die Finanz Informatik laut Recherchen von Finanz-Szene vor einem markanten Strategieschwenk. Die FI will nämlich ins Lager der Förderbanken vordringen (bei denen es sich ja, wenn überhaupt, nur um einen sehr entfernten Verwandten handelt) – was einige andere IT-Dienstleister aber auch wollen. Hier die ganze Geschichte: FS Premium

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Sparkassen machen Schnittstellen-Anbieter Wallis dicht

Mit dem API-Spezialisten wollte die Sparkassen-Tochter Star Finanz einen Gegenentwurf zu Open-Banking-Fintechs wie finAPI aufbauen – nun wird das Projekt eingestampft. Die Hintergründe: FS Premium

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Kurz getickert

  • Das einst von Berlin aus gestartete Kernbanken-Startup Mambu tätigt den – soweit wir es mitbekommen haben – ersten Zukauf seiner Firmengeschichte. Wie am 5. Dezember mitgeteilt wurde, übernimmt das mittlerweile von Amsterdam aus operierende Fintech das französische Startup Numeral, einen Spezialisten für Zahlungsverkehrs-Anwendungen. Wenn wir es richtig verstehen, will Mambu sein ursprünglich stark auf Kreditprozesse fokussierten Core-Banking-Angebot damit um spezielle Payment-Komponenten erweitern.

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BayernLB will mit Vorstandsumbau ihr IT-Großprojekt „Kopernikus“ retten

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Kurz getickert

  • Die Atruvia – also der IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken – und ihr „Client Services“-Vorstand Ralf Teufel trennen sich. Der Vertriebsspezialist habe sich „entschieden, seinen in 2025 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern“, heißt es in einer Mitteilung. Die Nachfolge-Suche läuft.

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Sparkassen rüsten bei eID-Verfahren auf – Finanz Informatik löst externe Anbieter ab

Zwar lobbyieren die Sparkassen so stark wie keine andere Bankengruppe für die Konto-Eröffnung via eID – in den eigenen Nutzerzahlen spiegeln sich diese Bemühungen bislang allerdings kaum. So boten zuletzt erst zwei von drei Kommunalinstituten das Verfahren überhaupt an. Und mit rund 2.000 eID-Legitimationen pro Monat blieben die Sparkassen selbst gruppenweit weit hinter den Zahlen beispielsweise der ING Diba zurück. Konsequenz: Der rote Sektor setzt jetzt an zur großen eID-Offensive – auch auf Kosten bisheriger Fintech-Partner. Hier entlang: FS Premium

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Kurz getickert

  • Die Sparkassen kommen bei der „Mobilisierung“ ihrer Kunden nicht ganz so schnell voran wie erhofft. Laut Angaben der Finanz Informatik (also des zentralen IT-Dienstleisters der Gruppe) zählt die Sparkassen-App aktuell 17,7 Mio. aktive Nutzer – damit sind Kunden gemeint, die sich mindestens einmal pro Monat in ihre App einloggen. Verglichen mit dem Jahresbeginn bedeutet das zwar ein Plus von 9%, annualisiert ergäbe sich sogar ein niedriger zweistelliger prozentualer Zuwachs. Allerdings: Anfang 2022 – also in der Digital-Euphorie der Pandemie-Zeit – hatte die Finanz Informatik projiziert, bis 2025 eine Verbreitung von 20-25 Millionen zu erreichen. Davon sind die Sparkassen ein gutes Stück entfernt.

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Sämtliche „Banken-IT“-News aus September und Oktober 2024

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