von Christian Kirchner, 18. März 2025
Während die BayernLB (wie kürzlich vorab vermeldet) im vergangenen Jahr exakt 1,579 Mrd. Euro vor Steuern* verdiente, waren es bei der Tochter DKB (wie sich dem gestern veröffentlichten Geschäftsbericht entnehmen lässt) exakt 1,117 Mrd. Euro.
Nun lassen sich die Zahlen wegen leicht unterschiedlicher Bilanzierung zwar nicht 1:1 ins Verhältnis setzen. Trotzdem illustriert der Vergleich, wie stark die DKB (und nur dank ihr auch die BayernLB) im vergangenen Jahr performt hat, zumal die Berliner (anders als die Mutter) im zweiten Halbjahr kaum Dynamik verloren und in etlichen Teildisziplinen (etwa bei den Kosten und bei der Kundenakquise) bemerkenswerte Zahlen abliefern.
Unsere sieben Takes:
Die 1,117 Mrd. Euro sind der höchste Vorsteuergewinn in der DKB-Historie – und bedeuten ein nochmaliges Plus von 12% im Vergleich zum auch schon bockstarken Vorjahr. Verglichen mit der Zeit vor der Zinswende haben die Berliner ihr Ergebnisniveau somit mehr als verdreifacht (siehe Grafik). Bei der Cost-Income-Ratio hat die DKB für den Moment sogar die ING Diba hinter sich gelassen (36% vs 39%), bei der Eigenkapitalrendite liegt man mit dem großen Rivalen jetzt fast gleichauf (22% vs 24%).
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Während die BayernLB im Schlussquartal das Niveau der ersten neun Monate nicht halten konnte (siehe –> Warum fällt bei der BayernLB das Schlussquartal erneut deutlich ab?), scheint sich der DKB-Gewinn relativ gleichmäßig übers Jahr verteilt zu haben. 561 Mio. Euro Gewinn vor Steuern waren es im ersten Halbjahr, 556 Mio. Euro im zweiten (umso interessanter wird zu sehen sein, wie die BayernLB im Q4 ex DKB abgeschnitten hat; die entsprechenden Zahlen werden am 11. April erwartet).
Die stabile Performance der DKB verdankt sich vor allem der Tatsache, dass die Berliner die Dynamik im Zinsgeschäft erstaunlich gut halten konnten. So lag der Zinsüberschuss von Juli bis Dezember gerade mal um 5% unter dem der Januar-Juni-Periode. Auch aufs Gesamtjahr gesehen verlor die DKB beim Zinsergebnis gerade mal 5% auf 1.848 Mio. Euro – während zugleich der Verwaltungsaufwand um 4% auf 764 Mio. Euro sank und der Provisionsüberschuss wie schon in den Vorjahren kräftig zulegte (diesmal um krasse 66% auf 215 Mio. Euro).
Freilich: Die DKB nahm für ihr gutes Zinsergebnis einen signifikanten Einlagenabfluss in Kauf – zumindest im ersten Halbjahr, als die Depositen um 8% auf nur noch 92 Mrd. Euro abschmolzen. Mutmaßlich die im November 2024 lancierte Tagesgeldaktion (mit 3% Zins) ließ die Einlagen bis zum Jahresultimo dann allerdings wieder auf 96 Mrd. Euro steigen. Demgegenüber stand übrigens aufs Gesamtjahr gesehen ein deutlicher Forderungsausbau um 8% (!) auf nun 102 Mrd. Euro.
Die Risikovorsorge hat sich im Gesamtjahr auf 187 Mio. annähernd verdreifacht (freilich von einem extrem niedrigen Basisniveau ausgehend; zudem entsprechen die 187 Mio. Euro gerade mal 20 Basispunkten des Forderungsbuchs). Wiederum im Gegensatz zum Mutterkonzern lässt sich dabei aber kein unterjähriger Anstieg beobachten (94 Mio. Euro im H1, 93 Mio. Euro im H2). Zwei Drittel der zusätzlichen Risikovorsorge musste bei den Geschäftskunden gebildet werden – ein zuletzt branchenweit zu beobachtender Trend. Darüber hinaus bildete der Vorstand in der Sparte zusätzliche „Post Model Adjustments“ in Höhe von 28 Mio. Euro.
Im Prognosebericht kündigt der Vorstand für 2025 ein Risikoergebnis an, „welches über dem langfristigen Durchschnitt (fünf Jahre)“ von rund von rund 60 Mio. Euro liege. Soll das heißen, zwar über 60 Mio. Euro, aber unter 187 Mio. Euro? Wenn ja (und so liest es sich fast), läge bei den Risikokosten das Schlimmste bereits hinter der DKB (wobei das Schlimmste dann gar nicht schlimm gewesen wäre).
In wenigen Jahren hat die DKB ihr früher notorisch schlechtes Provisionsergebnis (weil man den Einlagen generierenden Kontobetrieb quasi andauernd quersubventioniert hat und das Wertpapiergeschäft lange vernachlässigte) von quasi „Null“ auf diesmal 215 Mio. Euro gesteigert – wobei 55% aufs Kartengeschäft entfielen.
Eine spannende Frage ist, ob der Peak infolge der Abgabe des Großteils des Co-Branding-Geschäfts (Miles&More, Hilton) womöglich hinter den Berlinern liegt. Im H1 steuerte das Kartengeschäft nämlich noch 75 Mio. Euro Gewinn zum Provisionsergebnis bei, im H2 (nach dem Abgang der Hilton-Portfolios) nur noch 43 Mio. Euro. Zudem warnt der Vorstand, dass im laufenden Jahr mit einem „signifikant“ niedrigeren Provisionsergebnis zu rechnen sei. Dabei wird explizit auf „auslaufende Partnerschaften im Co-Branding-Kreditkartengeschäft“ verwiesen.
Zum Jahresende kam die DKB auf noch 4.108 „Vollzeit-Äquivalente“ – 660 (=14%) weniger als per Ende 2023. Das ist konform zu dem Mitte letzten Jahres verkündeten Plan, bis Ende 2025 zwischen 600 und 700 Stellen streichen zu wollen. Wie stark sich der Jobabbau bereits in den Kosten niederschlägt, ist unklar. Zwar sanken die Personalkosten um 7% auf nur noch 388 Mio. Euro – ein Teil davon ist allerdings auf die Entkonsolidierung der Tochter Bayern Card Service entfallen.
237.000 Kunden hat man letztes Jahr netto gewonnen – und kommt damit nun auf 5,84 Mio. Kunden. Der allergrößte Teil entfällt auf den Zuwachs bei privaten Girokonten (plus 192.000 auf 4,59 Mio. Konten). Interessant ist, dass die DKB bei ihren Zinskampagnen (anders als zum Beispiel die ING Diba) auf spezielle Neukunden-Angebote verzichtet und trotzdem in den letzten drei Jahren grob eine drei viertel Million neue Kunden draufgepackt hat. Dabei bleibt die Durchdringung mit Wertpapierdepots (plus 73.000 auf 810.000) allerdings branchenuntypisch niedrig.
Trotz sinkender Zins- wie Provisionsüberschüsse erwartet die DKB einen Vorsteuergewinn „weiterhin auf einem Niveau von ca. 1 Mrd. Euro“, bei 17-21% Eigenkapitalrendite, 38-40% Cost-Income-Ratio und einem Einlagenwachstum von bis zu 5 Mrd. Euro. Sollte sich diese Prognose bestätigen, dann hätte auch das Geschäftsjahr 2025 wieder das Prädikat „herausragend“ verdient.
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* in einer ursprünglichen Version dieses Artikels schrieben wir fälschlicherweise, der Gewinn habe 1,354 Mrd. Euro betragen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
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