von Georgia Hädicke und Bernd Neubacher, 30. Januar 2025
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Januar 2025:
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Die Baader Bank wechselt überraschend den Aufsichtsratschef aus. Wie der Münchner Wertpapier-Spezialist gestern Abend mitteilte, gibt der langjährige Chefkontrolleur Helmut Schreyer „auf eigenen Wunsch“ und mit „sofortiger Wirkung“ den AR-Vorsitz ab – und wird ersetzt durch Louis Hagen, also den Ex-Chef der Münchner Hypothekenbank, der auch bei Deutschen Pfandbriefbank dem Kontrollgremium vorsitzt. Der Beschluss dazu sei auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung gefallen. „Herr Dr. Hagen verfügt über eine weitreichende Branchenkenntnis und hohe Expertise im Bankgeschäft“, schreibt die Baader Bank in der Mitteilung. Über Schreyer heißt es (wobei es sich dabei um ein wörtliches Zitat von Vorstandschef Nico Baader handelt): „Wir danken ihm sehr für sein großes Engagement und seine wertvolle Arbeit über viele Jahre hinweg und freuen uns, dass er uns weiterhin als Aufsichtsratsmitglied erhalten bleibt.“
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Als wir den Sparkassen und Genossenschaftsbanken jüngst ein Frauen-Problem in ihren Vorständen attestierten, hatten wir regional vor allem im Osten der Republik ein paar blinde Flecken, wie uns einer unserer aufmerksamen Leser mitteilte. Hier also nachgereicht noch sechs neue Vorstände, Frauenquote diesmal 33,3% (!!):
Paukenschlag im Genosektor: Der langjährige Vorstandschef des regionalen „Genoverbands“, Ingmar Rega, zieht sich überraschend zurück – aus „persönlichen Gründen“, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Formulierung lässt Raum für Spekulation. Denn: Von Amtsmüdigkeit war bei Rega in den letzten Monaten wenig zu spüren. Im Gegenteil, der Verbandschef fuhr einen aggressiven Expansionskurs, jazzte die hauseigene Dienstleistungstochter Awado zur Consulting-Firma hoch. Dafür nahm Rega unter anderem einen Konflikt mit ZEB in Kauf, also mit dem Haus- und Hofberater etlicher Volks- und Raiffeisenbanken (siehe hier); auch innerhalb der eigenen Gruppe war der Kurs alles andere als unumstritten. Zuletzt eröffnete der „Genoverband“ neue Standorte in Bremen und Hamburg, just dieser Tage verkündete Rega, auch in Dresden eine Dependance einrichten zu wollen. Und nun – ist’s plötzlich vorbei. Regas Aufgaben werden kommissarisch vom Vorstandskollegen Marco Schulz übernommen, über die Nachfolge Regas wolle der Verbandsrat „zeitnah beraten“, hieß es gestern.
Vorweg: Ist ja nicht so, als gäbe es in der deutschen Kreditwirtschaft keine Diversity-Bemühungen. Just dieser Tage lasen wir in der „Börsen-Zeitung“, dass sich laut einer DIW-Erhebung der Frauenanteil in den Vorständen der 100 größten hiesigen Banken seit Ende 2022 von 14% auf 21% erhöht habe – immerhin. Was allerdings auch Teil der Wahrheit ist: Auf die beiden Verbünde lassen sich diese Zahlen bislang nicht übertragen. So stellte der Daten-Spezialist Peter Barkow neulich fest, dass weibliche Sparkassen-Vorstände weiterhin eine Rarität sind. Bei seiner entsprechenden Zählung kam Barkow gerade mal auf 70 – was einem Anteil von 8,2% entspricht, eine nur minimale Steigerung im Vergleich zu früheren Erhebungen. Dazu passt der zugegeben rein anekdotische Eindruck, den wir selber dieser Tage gewannen, als wir für unseren Personalien-Ticker die um den Jahreswechsel herum publik gewordenen Vorstandszugänge bei Sparkassen und Genobanken zusammentrugen. Insgesamt 17 neue Vorstände zählten wir („neu“ in dem Sinne, dass die Personalien zuvor nicht öffentlich bekannt waren) – doch nur eine einzige Frau war darunter. Und damit nicht genug, stießen wir beim Neue-Vorstände-Googeln auch noch auf diese beiden Meldungen hier: 1.) Die Sparkasse Stade-Altes Land verabschiedet per Ende März ihre Marktfolge-Expertin Astrid Knipping (war vor zweieinhalb Jahren von der Teambank gekommen). Und 2.) Die VR-MainBank trennt sich von der ebenfalls erst seit Mitte 2022 amtierenden Vorständin Jutta Ackermann. Begründung in dem einen Fall: „Unterschiedliche Vorstellungen […] über die zukünftige strategische Weiterentwicklung.“ Und in dem anderen: „Unterschiedliche Auffassungen über geschäftspolitische Positionen und die zukünftige strategische Ausrichtung.“ So gesehen stehen wir jetzt also zu Beginn dieses Jahres erst einmal bei „minus 1“ (es sei denn, liebe Leserinnen und Leser, sie kennen Fälle, die Google nicht kennt, und lassen uns diese an redaktion@finanz-szene.de zukommen). Sehen Sie hier die Liste mit den 17 neuen Vorstände, darunter 16 Männer: FS Premium
Der deutsche Einfluss auf den digitalen Euro schrumpft – zumindest in personeller Hinsicht: Ulrich Bindseil, als EZB-Generaldirektor für Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr auch für den digitalen Euro zuständig, wird die Notenbank zur Jahresmitte verlassen. Entsprechende Informationen von „Finanz-Szene“ bestätigte eine EZB-Sprecherin am Montag auf Anfrage.
Bindseil ist nicht der erste hiesige Protagonist, der sich aus dem Großprojekt zurückzieht: So heuerte Christian Schäfer, bei der EZB bis dahin „Chair of the Digital Euro Rulebook Development Group“, zu Beginn des vergangenen Jahres als neuer Payment-Frontmann beim DSGV an (siehe unseren damaligen Personalien-Ticker). Im Herbst wurde dann bekannt, dass der CDU-Politiker Stefan Berger die einflussreiche Rolle des Berichterstatters zum digitalen Euro im EU-Parlament abgibt.
Ulrich Bindseil entstammt ursprünglich der Bundesbank, war allerdings schon Ende der 90er-Jahre zum Europäischen Währungsinstitut (also dem Vorläufer der EZB) gewechselt. 2019 berief man ihn schließlich zum Payment-Generaldirektor, nachdem er zuvor sieben Jahre lang die Generaldirektion „Finanzmarkt-Operationen“ geleitet hatte. Zuletzt war Bindseil öffentlich wiederholt als Bitcoin-Skeptiker in Erscheinung getreten. Dem Vernehmen nach geht der 55-Jährige aus freien Stücken. Über seine Nachfolge bei der EZB ist noch nichts bekannt.
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Christian Rhino, bis zum Jahreswechsel Mitglied im Vorstand der Helaba, heuert bei der Deutschen Bank an, und zwar eine Etage tiefer: Am 10. Februar löst er dort den Chief Information Officer für die gesamte Privatkundenbank, Stefan Peschke, ab. Zudem zieht er ins Führungs-Team von IT-Vorstand Bernd Leukert ein, an den er direkt berichtet. Von Frankfurt aus soll Rhino die „Nutzung modernster Technologien und die digitale Transformation“ vorantreiben, wie aus einer internen Mitteilung Leukerts hervorgeht.
Für Rhino, der bei der Helaba einen Groß-Umbau der IT verantwortete (und mittendrin seinen Abgang verkündete, siehe hier), ist es eine Rückkehr nach rund 25 Jahren: Ende der neunziger Jahre hatte der Manager seine Laufbahn bei der Deutschen Bank als „Head of Value Added Services/Infrastructure“ begonnen. Die Deutsche Bank wiederum tauscht mit dieser Personalie knapp zwei Jahre nach der sehr holprig verlaufenen IT-Integration der Postbank den CIO ihres Privatkundengeschäfts aus. Stefan Peschkes „nächste Aufgabe“ werde „zu gegebener Zeit bekannt“ gegeben, heißt es.
Der B2B-Kreditkarten-Anbieter Pliant erweitert seine Geschäftsführung: Nach exklusiven Informationen von Finanz-Szene hat Friedrich Hubel, zuletzt Managing Director beim ESG-Fintech Ecolytiq, zum Jahreswechsel als neuer Operations-Chef bei den Berlinern angeheuert und gehört als solcher auch der Geschäftsführung an. Die COO-Funktion wird als eigenständige Rolle neu geschaffen, wie das Fintech auf Anfrage mitteilt – Hubel soll sich dabei insbesondere um das Operative für Partnerschaften und Compliance kümmern, deren Bedeutung größer werden, wie Pliant auf Anfrage mitteilt. Die Berliner hatten im vergangenen Jahr noch einmal 18 Mio. Euro gefundet und wollen mit dem Kapitalpolster nun weiter wachsen.
Mit Hubel besteht die Geschäftsführung von Pliant nun aus drei ehemaligen Managern eines anderen Berliner Alt-Fintechs – nämlich der Kreditplattform Lendico, die 2018 an die ING Diba verkauft wurde und dort in deren „Business Banking“-Einheit aufging. Pliant-CEO Malte Rau war dort mal als VP fürs Risikomanagement zuständig, Co-Geschäftsführer Fabian Terner als „Head of Operations“ beschäftigt. Hubel selbst war sechs Jahre lang Geschäftsführer bei Lendico, nach dem Exit wechselte er 2020 dann zunächst in eine Berater-Funktion bei der Frankfurter Oranje-Bank und gründete dann 2021 Ecolytiq.
Abgang bei der Raisin Bank, also der Banktochter des gleichnamigen Berliner Milliarden-Fintechs: Marktvorstand Andreas Wolf hat den „Banking as a Service“-Spezialisten zum Jahreswechsel überraschend verlassen. Er wolle sich nach sieben Jahren bei der Raisin Bank und rund 20 Jahren in der Industrie insgesamt jetzt erst einmal eine mehrmonatige Auszeit nehmen, sagte der frühere McKinsey-Manager Finanz-Szene – wohin es ihn danach ziehe, sei offen.
Wolf hatte 2018 bei Raisin angeheuert und trieb den Aufbau der hauseigenen Banktochter in den Folgejahren maßgeblich voran. Bis 2022 schwollen die Erträge auf mehr als 20 Mio. Euro an (siehe unser damaliges „Fintech unplugged“), bevor sie im Zuge der Zinswende ein Jahr später endgültig explodierten und die Raisin Bank auf kumulierte Zins- und Provisionserträge von 47 Mio. Euro kam – garniert mit einem Jahresüberschuss von 9 Mio. Euro. Um die bislang von Wolf verantworteten Bereiche (zu denen auch die IT gehörte) werden sich künftig die beiden übrigen Vorstände Marco Lindgens und Mirko Siepmann sowie COO Adrian Reibert kümmern. Der Vorstand werde einstweilen auf zwei Köpfe verkleinert, teilte Raisin mit.
Sämtliche Banken-und Fintech-Personalien aus dem Dezember 2024
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