von Christian Kirchner und Georgia Hädicke, 30. September 2024
In unserem „Produkt und Kunde“-Ticker beschreiben wir, was sich bei Banken und Fintechs an der Schnittstelle zum Kunden so alles tut.
Hier unser Ticker für September 2024:
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Die ING Diba lanciert am heutigen Montag ihr im Dezember angekündigtes Business-Konto für KMUs – und verabschiedet sich gleich vom Start weg von den im Segment üblichen Pricing-Strukturen. Hintergrund: Normalerweise bieten Online-Banken ihren Geschäftskunden Pakete mit bestimmten Nutzungskontingenten (etwa für die Anzahl der SEPA-Transaktionen und Karteneinsätze) zu einem fixen Preis. Die Oranje-Bank setzt hierzulande indes auf einen „persönlichen Bestpreis“, bei dem die Gebühr am Monatsende vornehmlich von der Anzahl der Transaktionen abhängt. Im günstigsten Szenario (bis zu 49 Transaktion im Monat) zahlt der Kunde keinen Grundpreis, dafür aber 30 Cent je Zahlungsvorgang ; im teuersten Modell (>100 Transaktionen) fallen ein Basispreis von 14,90 Euro und 10 Cent je Zahlung an. Bargeld abheben ist drei Mal im Monat kostenlos, jedes weitere Mal kostet zwei Euro. Die ersten sechs Monate ist die Nutzung komplett kostenlos.
Interessant ist diese Struktur vor allem mit Blick auf den direkten Wettbewerb: Bei der DKB etwa kostet das Geschäftskonto mit allen Leistungen 15 Euro im Monat fix – wer den günstigsten Tarif bei der deutschen ING voll ausreizt, landet in etwa auch auf dem Niveau. Beim Fintech-Platzhirsch Qonto enthalten die Preispakete (9/19/39 Euro) indes eine Standardanzahl von Transaktionen – wer diese überschreitet, zahlt für jede weitere gleich 40 Cent. Indes fällt das Angebot der ING Diba zunächst deutlich schmaler aus: Das „Konto & Karte“-Modell ist vorerst nur für Selbstständige und Freiberufler verfügbar, eine Lösung für weitere Rechtsformen wie etwa GmbHs soll im ersten Halbjahr 2025 folgen.
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Was Banken und Sparkassen beim Barrierefreiheits-Gesetz beachten müssen: Mitte 2025 tritt das „Gesetz zur Barrierefreiheit von Bankdienstleistungen“ in Kraft. Ob Banking-App, Online-Banking oder Geldautomat – jeder digitale Kunden-Touchpoint ist betroffen. Doch was heißt das genau? Und worauf wird es bei der Umsetzung des unscheinbaren, aber wichtigen Gesetzes abkommen? Hier die Antworten: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Die gescheiterten B2B-Kooperationen der Solarisbank (darunter drei frische)
Es geht um rund 750 Mio. Euro. Auf diesen Umfang schätzen Experten die Erträge, die hiesigen Banken immer noch aus dem Vertrieb von Restschuld-Versicherungen zufließen. Dazu muss man wissen: Der Ertrags-Pool war sogar mal deutlich größer, angeblich bis zu 1,8 Mrd. Euro jährlich. Dann allerdings kam der erste große Schwinger, nämlich der seit 2022 geltende Provisionsdeckel. Und nun – kommt der zweite gleich hinterher (also der, der auch noch die verbliebenen Erträge erodieren lassen könnte), und zwar in Form der sogenannten Cooling-Off-Periode. Diese besagt, dass zwischen dem Abschluss eines Kreditvertrags und dem Abschluss der entsprechenden Kreditpolice mindestens sieben Tage liegen müssen. Erfahrungen aus Großbritannien zeigen: Mit der Einführung einer solchen Cooling-Off-Phase dürfte das Geschäft endgültig einbrechen, weil die Bereitschaft des Kunden, zusätzlich zur Kreditaufnahme auch noch eine Versicherung abzuschließen, in den sieben Tagen erheblich sinkt. Und nun??? In der Branche gibt es dazu grob gesagt zwei Meinungen. Die eine lautet, die Restschuld-Versicherung sei als Produkt tot, als Bank müsse man sich damit abfinden. Andere Branchenvertreter hingegen – wollen wenigstens das retten, was vielleicht ja noch zu retten ist. Aber wie? Der verzweifelte Versuch der Kreditbanken-Lobby, die Cooling-Off-Periode über ein Hilfegesuch beim Bundespräsidialamt abzuwenden, scheiterte bekanntlich. Größere Erfolgsaussichten räumen Insider der laufenden Verfassungsklage des GDV ein. Hier aber ist das Problem: Die Richter in Karlsruhe dürften sich des Themas frühestens Mitte 2025 annehmen – während die Cooling-Off-Regel schon zu Jahresbeginn in Kraft treten soll. Gibt es also gar keinen Ausweg mehr? Womöglich ja doch! Jedenfalls kursiert unter Konsumenten-Finanzierung ein Plan, wie sich die Restschuld-Versicherung durch eine radikale Neugestaltung des Produkts vielleicht doch retten lassen könnte. Hier die Details: FS Premium
Fragebogen für Deka, DZ Bank und Co: Wie die Bafin den Zertifikate-Markt untersucht
Heute Früh, liebe Leserinnen und Leser, hängt zwar nicht alles mit allem, aber doch vieles mit vielem zusammen. Und so werden wir Ihnen weiter unten erzählen, dass Lars Stoy, langjähriger Retail-Mann der Deutschen Bank, zur ING Diba wechselt (also zur Retail-Bank schlechthin) – während wir Ihnen weiter oben erzählt haben, dass unsere Banken zwar weiterhin erstaunlich hohe Gewinne generieren, im Retail-Banking (Achtung, jetzt kommt wieder unsere Lieblings-Formulierung!) der Zins-Peak aber trotzdem unwiderruflich überschritten sein dürfte. Damit nicht genug, war gestern nun allerdings überdies zu erfahren, dass die schon erwähnte ING Diba (auch, wenn Herr Stoy noch gar nicht da ist) demnächst das tun wird, was Retail-Banken zumindest bis zur Zinswende immer getan haben, wenn sie ihren Gewinn ein bisschen pushen wollten. Sie dreht nämlich an den Gebühren. Zwar nicht dolle. Aber doch an vielen Schrauben ein bisschen. Und so drängen ein paar möglicherweise zu weit gehende, aber doch naheliegende Gedanken geradezu auf: Nachdem die ING Diba in den letzten Jahren regelmäßig der Trendsetter im hiesigen Retail-Banking war – ist sie es diesmal vielleicht wieder? Und falls ja, folgt auf den allmählich ausklingenden Zins-Boom nun wieder eine Phase, in der’s das Provisionsgeschäft richten soll? Und falls wiederum ja – geht das denn überhaupt (immerhin ist da doch auch noch das vor lauter Zinstaumel etwas in Vergessenheit geratene BGH-Urteil zur Zustimmungsfiktion). Lesen Sie hier, was die ING Diba genau plant – und was daraus folgen könnte: FS Premium
Sämtliche „Produkt und Kunde“-News aus Juli und August 2024
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