Exklusiv

Wie die C24 Bank klammheimlich ins Kreditgeschäft einsteigt – via Check24

Gäbe es einen Preis für die klandestinste Bank Deutschlands – die C24 Bank wäre ein heißer Kandidat. Im Oktober 2020 nahm die Digitalbank ihren Geschäftsbetrieb auf. Seit einigen Monaten ist sie zudem einer der zinsaggressivsten Akteure im hiesigen Einlagenmarkt (siehe unsere Berichterstattung hier) – und doch weiß man kaum etwas über die im Frankfurter Westhafen beheimatete Tochter des Vergleichsriesen Check24.

Etwa: Wie groß ist die C24 Bank inzwischen? Wie viele Kunden hat sie, wie viele Aktiva, wie viele Erträge? Das alles deklarieren die Frankfurter zum Betriebsgeheimnis. Und von der Pflicht zur Veröffentlichung eines Jahresabschlusses sieht sich das Institut ebenfalls „befreit“, wie es im Bundesanzeiger heißt.

Und so weiß man nicht einmal, welche Art von Geschäftsmodell die C24 Bank eigentlich genau verfolgt. Wozu beispielsweise braucht das Challenger-Institut dermaßen viel Eigenkapital (kurz nach dem Start waren das bereits 145 Mio. Euro, wie einem alten Offenlegungsbericht ausnahmsweise dann doch zu entnehmen ist)? Und was passiert mit den ganzen Einlagen, die infolge der Zinskampagnen nolens volens in die Bank fließen?

Eine Frage jedenfalls drängt sich auf: Betreibt die C24 Bank vielleicht doch Kreditgeschäft? So ein bisschen zumindest, klammheimlich?

Kurz gesagt: Ja, genau so ist, wie Recherchen von Finanz-Szene zeigen! Öffentlich unbemerkt, hat die C24 Bank ein veritables Konsumentenkreditgeschäft aufgebaut – Tendenz stark wachsend.

Doch der Reihe nach (und um Missverständnissen vorzubeugen):

Schon seit vielen Jahren findet sich beim Kreditvergleich von Check24 auch ein hauseigenes Produkt (so ähnlich wie im Supermarkt die Eigenmarke neben dem Markenprodukt). Es nennt sich „Kredite 24 Sofort“, rankt meist ziemlich weit oben – kommt aber nicht von der C24 Bank, sondern ist ein whitegelabelter Kredit der Bingener SWK Bank. Diesen Kredit meinen wir nicht. Sondern: Der Kredit, den wir meinen, taucht im Vergleichs-Ranking auf den ersten Blick gar nicht auf.

Zum Verständnis: Wenn der potenzielle Kunde anhand der drei üblichen Parameter – Kredithöhe, Laufzeit, Verwendungszweck – den initialen Kreditvergleich auslöst, bekommt er 1-2 Sekunden später die übliche Liste an Angeboten angezeigt. Die kommen dann zum Beispiel von der Postbank. Oder der OLB. Oder von einem der üblichen Verdächtigen im Markt für Ratenkredite, also etwa von Santander, Targobank, Barclays, oder Consors Finanz (und natürlich von der schon erwähnten SWK Bank). Wer aber, welche Parameter auch immer man eingibt, nie auftaucht, das ist die C24 Bank.

Die allerdings kommt unseren Recherchen zufolge urplötzlich dann ins Spiel, wenn der Kunde auf eines der indikativen Angebote aus der Vergleichs-Liste klickt (was er ja eigentlich tut, um sich über genau dieses Angebot zu informieren). Und zwar passiert Folgendes:

  • In einer Einblendung lädt Check24 den Kunden dazu ein, flankierend zu seiner Kreditanfrage eine Verbindung zu seinem Bankkonto herstellen. Auf diese Weise könne er sich „1,1% günstigere Zinsen“ und „schnellstmögliche Auszahlung“ sichern
  • Wer hier nun klickt, wird nun auf eine entsprechende Seite weitergeleitet, auf der man seine Bankverbindung samt Login sowie die übrigen persönlichen Daten eingeben soll
  • Am Ende dieses Prozesses erhält Check24 dann Einblick in das Bankkonto des Kunden – also ein typischer „Kontoinformations“-Vorgang (man erinnere sich an die großen PSD2-Debatte …), den also Dienstleister übrigens der API-Spezialist Tink übernimmt, also das, was früher mal Fintecsystems war.

Und hier kommt nun die C24 Bank ins Spiel. Denn nachdem der Kunde dem Zugriff auf sein Konto zugestimmt hat, startet ein neuer Konditionenvergleich. Also nicht mehr nur ein indikativer, sondern einer mit „echten“ Angeboten, weil sich die Bonität des Kunden dank des Einblicks in sein Konto nun besser ermessen lässt. Und in diesem Vergleich – taucht nun auch die C24 Bank auf, die bis dahin an keiner Stelle des Prozesses zu sehen war.

Tatsächlich, so heißt es in Finanzkreisen, soll die C24 Bank ein proprietäres Scoring-System entwickelt haben, das zwar auch auf Schufa-Daten, im wesentlichen aber auf der Schnell-Analyse des Girokontos und anderen eigenen Daten fußt. Kunden, die sich dem „digitalen Kontenblick“ versperren, bekommen allem Anschein nach überhaupt kein Angebot von C24. So steht im Kleingedruckten der C24-Seite: „Um ein Kreditangebot der C24 Bank zu bekommen, ist der digitale Kontoblick eine zwingende Voraussetzung.“

Das Ganze ist operativ clever: Die Generierung von „Leads“, also die Kontaktanbahnung mit potenziellen Ratenkreditnehmern, ist in der Regel ein massiver Kostenfaktor, ganz egal, ob am Point of Sale ein Geschäft angebahnt werden soll oder ganz banal über Suchmaschinen wie Google oder Werbung. Aus Sicht der C24 Bank übernimmt genau diesen Aufwand – samt dem Marketing – allerdings die Muttergesellschaft Check24. Während die Banktochter dann nur noch bei den passenden Kunden in den Vergleich reingrätscht und das Geschäft macht.

Und wenn die C24 Bank nicht zum Zuge kommt, sei es, weil sie selber nicht oder der Kunden sich für eine andere Bank aus dem Vergleich der effektiven Zinsen oder Ratenhöhen entscheidet? Dann bleibt bei der Check24-Gruppe wenigstens noch die Vermittlungsprovision, die von der anderen Bank kommt. Diese Provision beträgt laut Pflichtinformationen bis zu 4% des Nettodarlehensbetrags plus weiteren gruppenbezogenen Boni für Abschlüsse.

Nun hat das ganze natürlich ein ganz kleines Geschmäckle. Denn Check24 tritt ja als „unabhängiger Darlehensvermittler“ auf. Wenn aber die eigene Tochter mit im Spiel ist, ist die Mutter dann noch unabhängig? Bei Check24 sieht man das so. Damit es die Kunden (und natürlich auch die übrigens Partnerbanken) genauso sehen, braucht es vermutlich ein gewisses Grundvertrauen.

Fest steht jedenfalls, dass Check24 immer offensiver mit der eigenen Banktochter über Bande spielt. Wer zum Beispiel beim Girokonto-Vergleich null Euro monatlichen Geldeingang angibt, erhält als Top-Empfehlung unter den digitalen Banken gleich links oben die C24 Bank gezeigt. Und wer 10.000 Euro angibt? Dem wird ebenfalls die C24 Bank empfohlen. Man kann mit den Parametern spielen wie man will (beste Bewertung, niedrigste Gebühr, höchster Bonus zuerst) – oben links steht als empfohlener Produktanbieter im Girokonto-Vergleich für Smartphone-Banken stets die C24 Bank. „Die C24-Bank bietet modernes Banking in einer sehr gut bewerteten App. Das Smartkonto punktet durch dauerhaft kostenlose Kontoführung, kostenlose Girocard (…) und MasterCard Debit“ urteil Check24 über die eigene Tochter.

Beim Tagesgeld-Vergleich ist es das gleiche Spiel. Egal welchen Betrag, Zeitraum oder Bonitätsfilter man auch einstellt – ganz oben thront als „Empfehlung Deutschland“ immer mit aktuell 1,75% Zins: die C24 Bank. Zitat: „Dieses Angebot bietet mit seinem aktuellen Zinssatz und 100% deutscher Einlagensicherung (beste Landesbonität AAA) herausragende Leistungen im CHECK24 Vergleich.“

Wie groß das Kreditbuch der C24 Bank schon ist? Unklar. Wobei Marktkenner davon ausgehen, dass es plausiblerweise noch nicht so groß sein kann, dass nur hierfür die Einlagen-Kampagnen nötig wären (tatsächlich dürften diese ja auch oder vielleicht sogar in erster Linie der Kundenakquise dienen). Fest steht, dass die C24 Bank ihre Ratenkredite bislang ausschließlich über den Kreditvergleich des Mutterportals anbietet. Das Volumen liegt zwischen 3.000 und 50.000 Euro.

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top