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Wo Banken, Fintechs und PSPs ihre größten „Skill Gaps“ sehen

Es dürfte eine der größten Umfragen dieser Art überhaupt sein: Unser Premium-Partner* Banking Circle hat sich bei den Technologie-Chefs von hunderten Finanzdienstleistern aus UK, der DACH-Region und Benelux erkundigt, welche Themen die Branche aktuell umtreiben. Dabei kam unter anderem heraus: Viele Unternehmen leiden unter „Skill Gaps“ – unter anderem, was die Cloud-Technologie anbetrifft, wie Banking-Circle-Group CEO Anders la Cour berichtet. Ein Interview:

Herr La Cour, Banking Circle hat eine Befragung von 600 CTOs und CIOs von Banken, Fintechs und Payment Service Providern (PSPs) durchgeführt. Welche Ergebnisse haben Sie am meisten überrascht? 

Anders la Cour: Ganz klar, dass sich die komplette Industrie massive Skill Gaps selbst diagnostiziert – also Qualifikationsdefizite. Alle befragten Fintechs und 99% der Banken haben erklärt, dass sie Skill Gaps in ihrer Organisation hätten. Und wenn man nach den drei größten Herausforderungen fragt, um die eigenen Ziele zu erreichen, dann nennen ebenso viele Skill Gaps wie eine Rezession. Ich denke, das fasst gut zusammen, wie unglaublich wichtig das Thema für Banken, Fintechs und PSPs ist.

Wie sieht denn die Lösung aus?

Um die Skill Gaps zu schließen, wollen 60% der Befragten ihr Payments-Team ausbauen, wobei 38% sowohl in das Recruitment als auch das Systemtraining investieren wollen. Allerdings sagen auch 30% der Befragten, dass sie ihre Teamgröße insgesamt reduzieren wollen, was nahelegt, dass der Fokus „‚Buy‘ statt ‚Make’” inzwischen sehr stark auch Recruiting-Entscheidungen beeinflusst.

Wo sind denn die Skill Gaps oder Recruitment-Schwierigkeiten am größten? 

Wenn man fragt, welche Qualifikationen am entscheidendsten sind, dann sind sich Banken und Fintechs einig: Data Warehousing und Business Intelligence Management wurden von beiden am häufigsten genannt. Das meistgenannte Skill Gap waren Cloud Skills.

Das ist eines der heißesten Themen der Branche: Banking, Software und Dienstleistungen aus der Cloud. Wenn es ein so großes Skill Gap in Cloud-Skills gibt – lähmt das inzwischen die Organisationen? 

Interessanterweise nennen nur 39% der PSPs und Fintechs Cloud Skills, wenn man sie nach den drei wichtigsten Skills für das nächste Jahr fragt. Ganz offenbar erkennen sie noch nicht an, welche Opportunitäten die Technologie in Sachen Performance und Kundenerlebnis bieten kann. Wir fanden auch heraus, dass nur 60% der Banken und 52% der Fintechs wenigstens die Hälfte ihrer Payment-Systeme in der Cloud hat. Obwohl viele Firmen jung sind und somit auch nicht die typischen Legacy-Systeme haben, welche vielen Banken Probleme bereiten, ist es interessant zu sehen, dass kein einziges Unternehmen 100% seiner Payment-Systeme in der Cloud hat und weniger als 1% komplett cloudbasierte IT-Systeme nutzen. Offenbar ist eine gewisse Zögerlichkeit sowohl bei klassischen als auch bei neuen Akteuren zu finden.

Also lässt sich das wie folgt zusammenfassen: Es kommen Probleme auf Banken, Fintechs und PSPs in Sachen Skills und Recruitment zu?

Nein, und das war etwas, was uns auch überrascht hat: Trotz vielerlei Skill Gaps bleiben Organisationen optimistisch. Wenn man sie fragt, ob die eigene Organisation zukunftsfähig ist, sind die meisten Befragten optimistisch. Insgesamt waren dabei PSPs und Fintechs optimistischer als Banken. Aber in jedem Bereich und jeder Industrie waren mehr CTOs und CIOs optimistisch oder gar sehr optimistisch als wenig oder überhaupt nicht optimistisch. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass viele mit höheren Investitionen für die kommenden Monaten planen.

Gibt es weitere nennenswerte Unterschiede in der Beantwortung? 

In vielen Bereichen gibt es fast keinen Unterschied zwischen Banken, Fintechs und PSPs. Allerdings: Wenn man die Daten analysiert, stellt man fest, dass es einen weit wichtigeren Faktor für das Investitionsverhalten gibt als die Zugehörigkeit zu einer Bank oder einem Fintech – es ist das Alter! Unterschiedliche Altersgruppen legen unterschiedliche Prioritäten offen. Befragte zwischen 25 und 30 Jahren fokussieren sich bei den Ausgaben auf neue Systeme für Research und Beschaffung. In der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen liegt die Priorität bei Investitionen auf Datensicherheit, und zwischen 45 und 54 Jahren wiederum auf bestehende Systeme und deren Wartung. Jenseits der 55 wird Systemmigration als häufigstes Investitionsfeld genannt.

Das klingt ja fast nach einem Klischee: junge Leute wollen neue Systeme, die älteren die bestehenden Systeme besser ausnutzen … 

Tatsächlich, aber man kann die Prioritäten ja auch anders interpretieren: je älter Menschen werden, desto erfahrener sind sie, die richtigen Prioritäten für ihr Geschäft zu definieren. Die jüngeren wollen neue Systeme, die älteren wissen, dass es wichtiger ist, sie vernünftig zum Laufen zu bringen.


* Anders la Cour ist Chief Executive Officer der Banking Circle Group, einem „Premium-Partnern“ von Finanz-Szene.de. Mehr zum Partner-Modell erfahren Sie hier.

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