von Heinz-Roger Dohms, 6. Oktober 2017
Wie wir letzte Woche exklusiv berichteten, wird das Berliner Ur-Fintech Hypoport an der Börse inzwischen mit (umgerechnet) mehr als einer Milliarde Dollar bewertet. Aus Spaß an der Freud‘ – und: weil die drei Firmen, um die es in diesem Artikel geht, brutale Margenkiller für Deutschlands Banken sind – haben wir heute einen kleinen Kennzahlen-Vergleich für Sie vorbereitet:
Nun müssen wir gleich mal ein paar Einschränkungen machen:
1.) Check24 ist leider ein bisschen zu klandestin für einen vollständigen Vergleich. Aber die rund 500 Mio. Euro Provisionsumsatz und das wahnwitzige Umsatz-CAGR von 64,2 % über die vergangenen vier Jahre sollten dann doch einen groben Eindruck von der Power des Münchner Vergleichsportals vermitteln. Nach unseren Informationen (denen Sie vertrauen dürfen) ist die Ebitda-Marge von Check24 zudem zweistellig, das Ebitda liegt also mindestens bei 50 Mio. Euro.
2.) Natürlich ist Check24 als breit aufgestelltes Vergleichsportal kein reinrassiges Fintech. Man darf allerdings davon ausgehen, dass bei dem Münchner Unternehmen ein stattlicher Teil des Umsatzes und ein noch stattlicherer Teil des Gewinns aus der Vermittlung von Versicherungs- und Bankprodukten herrührt. Mithin lässt sich Check24 durchaus als Ur-Fintech (oder unseretwegen auch Ur-Insurtech) kategorisieren. Und nicht zu vergessen: Mit einigen seiner jüngsten Produktinnovationen bewegt sich Check24 sogar wieder deutlich stärker Richtung Fintech.
3.) Interhyp und Hypoport sind zwar beides Baugeldvermittler, lassen sich aber trotzdem nicht 1:1 vergleichen, da Interhyp quasi nur Retail macht, während bei Hypoport das Retailgeschäft nur gut 50 % des Geschäftsvolumens ausmacht.
So, aber trotz all dieser Einschränkungen würden wir behaupten, dass sich Hypoport zu Interhyp wie die Schinkenwurst zum rohen Schinken und Hypoport zu Check24 wie die Schinkenwurst zur Salami verhält. Wir haben es also mit einer Art Ur-Fintech-Peer-Group zu tun. Und wenn Sie dann 1.) schauen, wieviel mehr Umsatz und wieviel mehr Ebitda Check24 im Vergleich zu Hypoport macht … und wenn Sie dann 2.) schauen, wieviel mehr Rohertrag und wieviel mehr Ebit Interhyp im Vergleich zu Hypoport macht …
… dann sehen Sie, ohne dass Sie komplexe mathematische Modelle bemühen müssten, dass Hypoport nicht nur nicht das einzige deutsche Ur-Fintech-Unicorn ist – sondern ganz sicher auch nicht das größte.
Zum Schluss unserer kleinen Betrachtung nochmal drei technische Hinweise:
1.) Interhyp wurde 2011 von der ING Groep übernommen und von der Börse genommen. Darum gibt es für das Unternehmen keine öffentliche Bewertung.
2.) Check24 finanziert sich seit Jahren aus dem Cashflow, braucht also keine Funding-Runden, die Rückschlüsse auf eine etwaige Bewertung zuließen.
3.) Streng genommen kommen die Provisionen solcher Vermittler eher aus den Stückkosten als aus der Marge, weil der Vetriebsaufwand für die Banken ja gleichzeitig sinkt (wobei wir uns da jetzt nicht ganz sicher sind). Aber sei’s drum. Margenkiller ist viel zu knackig, als dass wir auf das Wort verzichten würden. Und: Sie wissen ja, wie wir’s meinen (Internet=Preistransparenz=weniger Gewinn für die Banken).
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!