von Heinz-Roger Dohms, 16. August 2017
Die deutschen Bausparkassen bedienen sich im großen Stil in einem Notfonds, der ursprünglich eingerichtet wurde, um Bausparern die Zuteilung ihrer Verträge zu garantieren. Das berichtet Finanz-Szene.de-Autor Heinz-Roger Dohms in der „Süddeutsche Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Demzufolge löste allein Schwäbisch Hall im vergangenen Jahr 350 Millionen Euro aus dem „Fonds zur bauspartechnischen Absicherung“ auf. Bei Wüstenrot waren es 82 Millionen Euro und bei der BHW Bausparkasse 68 Millionen. Alles in allem ist der Reservefonds zwischen Ende 2014 und Ende 2016 von rund 2,2 Milliarden auf nur noch 1,3 Millionen Euro abgeschmolzen, geht aus einer Mitteilung der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen hervor.
Der „Fonds zur bauspartechnischen Absicherung“ wurde 1991 eingerichtet. Aber erst durch die Novelle des Bausparkassengesetzes Ende 2015 erlaubte die Politik der schwer angeschlagenen Branche, freihändiger auf das Geld zuzugreifen. Ein Sprecher des Verbands der Privaten Bausparkassen erklärte gegenüber der SZ, dass die Mittel angesichts der niedrigen Zinsen „zur Risikoabwehr“ eingesetzt würden. Tatsächlich gibt es aber Fälle wie den der Schwäbisch Hall, die einerseits auf die Fondsmittel zugreift, andererseits aber Gewinne ausschüttet. Wüstenrot wiederum begründet den Griff in den Notfonds laut Geschäftsbericht unter anderem damit, „den weiteren Wachstumspfad sichern“ zu wollen.
Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick kritisierte die Branche scharf: „Die Gelder aus dem Fonds zur bauspartechnischen Absicherung stehen eigentlich den Bausparern zu“, sagt der Bundestagsabgeordnete der Süddeutschen Zeitung. „Stattdessen führt das neue Gesetzt nun dazu, diese Mittel großzügig zu den Eigentümern umzuverteilen und zur Gewinnmaximierung zu nutzen.“
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