von Heinz-Roger Dohms, 21. November 2017
Peinlicher Vorgang für die Commerzbank: Nach Informationen von „Finanz-Szene.de“ ist das zweitgrößte deutsche Geldinstitut von der Bafin zu einer Geldbuße verdonnert worden. Der Grund: Technische Pannen bei der Kontowechselhilfe. Laut Schilderungen von Insidern monierten die Aufseher, dass es der Commerzbank – anders, als seit Herbst 2016 gesetzlich vorgeschrieben – in einer Reihen von Fällen nicht gelungen sei, den Wechsel des Girokontos innerhalb von zwölf Tagen abzuwickeln. Stattdessen habe das Prozedere teilweise bis zu vier Wochen gedauert.
Die Commerzbank bestätigte gegenüber „Finanz-Szene.de“ die Zahlung der Geldbuße. Mutmaßungen aus der Branche, wonach Hunderte Kunden betroffen waren, wies ein Sprecher des Instituts allerdings zurück: „Es ging um eine kleine zweistellige Zahl von Fällen.“ Diese hätten sich Ende vergangenen Jahres – also unmittelbar nach der Gesetzesänderung – zugetragen. Die Commerzbank, die mit ihrem kostenlosen Girokonto vor allem um Kunden von Sparkassen und Volksbanken buhlt, hatte damals offenbar mit einem besonders großen Andrang zu kämpfen. „Die Probleme wurden rasch behoben, seitdem laufen die Prozesse wieder einwandfrei“, sagte der Sprecher.
Mit dem neuen Zahlungskonten-Gesetz – das am 18. September 2016 in Kraft trat – verfolgt die Politik das Ziel, dem Kunden den Wechsel von einer Bank zur anderen zu erleichtern. Laut der Regelung stehen sowohl das alte als auch das neue Institut in der Pflicht sicherzustellen, dass der Anbieterwechsel innerhalb der Zwölf-Tages-Frist vollzogen wird. Dabei ist es in der Regel die neue Bank, die dem Kunden alle wesentlichen Formalitäten abnimmt.
Die Commerzbank lässt diesen Service vom Fintech Fino erledigen – es gilt hierzulande neben dem Berliner Anbieter Finreach und der Bertelsmann-Tochter Arvato als führender Spezialist für das Thema Kontowechsel. In Finanzkreisen heißt es, dass die Fehler aus 2016, die schließlich zur Geldbuße durch die Bafin führten, weniger bei der Commerzbank zu suchen seien – sondern bei Fino. Florian Christ, Gründer und Chef von Fino, räumte auf Anfrage von „Finanz-Szene.de“ ein, dass es „in der Anfangsphase aufgrund fehlender Vorgaben in der Gesetzgebung einige Anpassungen der Prozesse“ gegeben habe – allerdings: „Das war in den ersten Wochen nicht nur bei uns, sondern überall in der Branche der Fall.“
Im Frühjahr dieses Jahres hatte bereits das „Handelsblatt“ über Probleme beim Kontowechselservice der Commerzbank berichtet. In dem Artikel ging es um einen Beschwerdebrief, den zwei Vorstände der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld seinerzeit an Coba-Chef Martin Zielke geschrieben hatten. Darin hieß es, Kunden, die zur Commerzbank wechseln wollten, verursachten bei der Sparkasse immer wieder einen unnötig großen Aufwand. Allerdings soll dieser „Fall“ nicht in Verbindung stehen mit der Geldbuße durch die Bafin. Unklar ist, wie hoch die Zahlung ausfiel. Die Summe soll allerdings vergleichsniedrig sein. Das Ärgerliche sei in solchen Fällen nicht der finanzielle Schaden – sondern dass man es als Bank überhaupt so weit kommen lasse, die Aufsicht wegen vermeintlicher Lappalien gegen sich aufzubringen, heißt es in Finanzkreisen.
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