Exklusiv: Check24 fordert mit „Minus 1,5% Kredit“ die Finanzbranche heraus

Check24 fordert mit einem scheinbar völlig irrationalen Angebot die deutschen Banken heraus. Seit Sonntagvormittag schaltet das Vergleichsportal auf verschiedenen TV-Sendern Werbespots für einen 1000-Euro-Kredit mit einem effektiven Zinssatz von minus 1,5 Prozent; die Spots waren unter anderem im Rahmen der „Sport 1“-Talkshow „Doppelpass“ zu sehen. Der seit Monaten grassierende Marketing-Kampf um „Deutschlands günstigsten Online-Kredit“ erreicht damit eine neue Dimension.

Ein Check24-Sprecher sagte gegenüber „Finanz-Szene.de“, das Angebot gelte zunächst bis Mitte März, die Anzahl der Kredite sei unbegrenzt – „sofern es sich um Kunden mit sehr guter Bonität handelt“. Der Darlehensnehmer stottert den Kredit demnach in zwölf monatlichen Tranchen zu jeweils 82,65 Euro ab, so dass der Kunde de facto 1000 Euro erhält, aber nur rund 992 Euro zurückzahlt. Weil der Münchner Vergleichsriese über keine eigene Banklizenz verfügt, werde das Angebot über die rheinland-pfälzische SWK Bank abgewickelt.

Natürlich kann sich das Angebot für Check24 nicht rechnen. Im Gegenteil, zu den Mindestkosten von acht Euro je Kredit kommen ja auch noch mögliche Ausfälle, der operationelle Aufwand und die Kosten für die Werbekampagnen. Unterm Strich dürfte das größte europäische Vergleichsportal also mit jedem vergebenen Darlehen eine grob geschätzt mittlere zweistellige Summe verlieren. Alles in allem werden die Kosten in die Millionen gehen: Fragt sich: Warum machen die Münchner das?

Hintergrund ist die erbitterte Auseinandersetzung, die sich Check24 seit Jahren mit dem Berliner Konkurrenten Smava liefert. Die Ausgangslage:  Check24 ist ein profitables Unternehmen, nicht zuletzt dank der starken Stellung im ursprünglichen Kerngeschäft, nämlich dem Vergleich von Versicherungen. Im Kreditbereich ist Check24 zwar ebenfalls die Nummer eins, muss sich hier allerdings mit zwei ernstzunehmenden, dank Wagniskapital gut finanzierten Fintechs auseinandersetzen – nämlich Finanzcheck aus Hamburg und eben Smava.

Seit Smava 2015 erstmals mit einem „Null-Prozent-Kredit“ auf den Markt kam, unterbieten sich vor allem Check24 und Smava immer weiter. Die einen (nämlich Check24) gleichen die dabei entstehenden Verluste aus dem erwirtschafteten Gewinn aus, die anderen (nämlich Smava) mutmaßlich mit dem Geld der Venture-Capital-Investoren (wobei Smava-Chef Alexander Artopé behauptet, auch sein Unternehmen sei profitabel, wofür er allerdings keinerlei Beleg liefert). Erst jüngst berichteten die Berliner von einer Finanzierungsrunde in Höhe von fast 55 Millionen Euro. Unklar blieb allerdings, ob es sich dabei komplett um Eigenkapital handelt.

Während sich der Kampf um den billigsten Online-Kredit bislang im Zehntel-Prozent-Bereich abspielt (das aktuelle Angebot von Smava liegt bei minus 0,4 Prozent für einen 1000-Euro-Kredit mit dreijähriger Laufzeit), will Check24 mit der neuen Offerte offenbar sicherstellen, dass die Konkurrenz das Angebot kaum noch unterbieten kann – es sei denn, sie greift noch tiefer ins Marketingbudget. „Die Botschaft, die wir aussenden wollen, ist ganz klar: Wir sind es, die dem Kunden grundsätzlich das günstigste Angebot am Markt bieten“, sagte der Sprecher. „Koste es, was es wolle“, sagte er zwar nicht – aber diese Ergänzung darf man sich vermutlich hinzudenken.

Verbraucherschützer sahen ähnliche Angebote in der Vergangenheit zwiespältig. Was gegen den 1000-Euro-Kredit mit einjähriger Laufzeit spricht, das sind die starren Bedingungen, die bei vielen Kreditnehmern schlicht nicht zum Bedarf passen. Andererseits: Wer nicht mehr als 1000 Euro und das Geld für einen überschaubaren Zeitraum braucht (etwa, um einen Dispo abzulösen) – warum sollte der sich die Chance entgehen lassen? Klar ist aber auch: Von der ursprünglichen Rolle als reines Vergleichsportal entfernt sich Check24 immer weiter. Die Münchner vergleichen den Markt nicht mehr nur – sie machen ihn auch. Das ist die Botschaft, den der „Minus 1,5-Kredit-Prozent“ an die Banken aussendet.

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