Exklusiv: Deutschland bekommt einen zweiten Fintech-Inkubator

Rund drei Jahre nach der Gründung von Finleap bekommt Deutschland einen zweiten Fintech-Inkubator. Das Finconomy getaufte Münchner Unternehmen geht an diesem Donnerstag offiziell an den Start und will sich auf die Gründung von B2B-Technologiedienstleistern für etablierte Finanzunternehmen fokussieren. Hinter dem neuen Company Builder steht der Selfmade-Unternehmer Reinhard Tahedl, der zu Jahresbeginn mit dem Verkauf des Personal-Finance-Managers Treefin an den Wüstenrot-Konzern für Aufsehen sorgte. 25 Prozent der Anteile blieben bei Tahedl und diversen Geschäftspartnern. Ihnen gehören daneben auch die Technologieplattform Fundsaccess und der „Banking as a Service“-Provider BanksAPI gehört.

Die Gründung von Finconomy darf man durchaus als Angriff auf Finleap deuten – zumal ja auch die Berliner Seriengründer zuletzt tendenziell stärker ins B2B-Geschäft gingen (bzw.: seit einiger Zeit spricht man ja hochtrabend von „B2B2C“, aber sei’s drum). Allerdings nimmt sich die Funding-Power der Münchner deutlich bescheidener aus. Während Finleap offenbar wenig Probleme hat, mal eben ein einziges Startup wie den Neo-Versicherer Element mit einer  zweistelligen Millionensumme anzuschieben, dürfte sich die gesamte Finanzierungskraft von Finconomy eher im hohen einstelligen Millionenbereich bewegen. Reinhard Tahedl sieht darin aber keinen Nachteil: „Für die Gründung eines B2B-Fintechs brauchen Sie signifikant weniger Kapital, als wenn Sie mit den entsprechenden Marketingaufwendungen ins Endkundengeschäft streben.“

Fundsaccess, Treefin und BanksAPI mitgezählt, kommt die „Tahedl-Gruppe“ auf rund 60 Mitarbeiter; davon werden zum Start rund 15 in erster Linie für den neuen Company Builder arbeiten, der auf Sicht die „Shared Services“ die für die Einzelfirmen übernehmen soll – also etwa die Buchhaltung oder die Server-Administration. Das erste komplett „neue“ Finconomy-Venture ist Tahedl zufolge bereits in der Mache. Dabei handele es sich um ein Startup im Bereich Wealth Management. Läuft alles glatt, könnte das neue Fintech bereits im ersten Quartal nächsten Jahres starten. Im Schnitt solle aus Finconomy jedes Jahr ein Fintech hervorgehen, sagt Tahedl. Auch das klingt bescheidener als bei Finleap. Die Berliner haben in nicht mal drei Jahren schon 13 Startups aufgesetzt.

Übrigens: Mit der Gründung von Finconomy ist auch das Geheimnis um die „Redesign Finance“-Kampagne gelüftet. Unter diesem Motto hatte eine namenlose Firma seit dem Frühjahr um hochqualifiziertes Personal aus der Finanzbranche geworben. Tatsächlich stand hinter der Recruiting-Initiative niemand anders als Tahedl, was man bei genauerem Hinsehen übrigens erkennen konnte. Auf der eigens eingerichteten Website von „Redesign Finance“ hieß es wörtlich:

„Im Gegensatz zu einem Startup starten wir als Company Builder nicht bei Null. Im Gegenteil – es geht los mit

  • Über 1.1 Mio. Konten und Depots
  • Über 40 Mrd. EUR Assets
  • Über 20.000 Berater als Nutzer
  • Und täglich über 150 Mio. verarbeitete Transaktionen“

Das waren genau die Kennziffern, die auf Treefin, Fundsaccess und BanksAPI zutreffen.

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