von Heinz-Roger Dohms, 12. November 2017
Das bislang vor allem für seine Strom- und Kreditvergleiche bekannte Internetportal Verivox bläst zum Angriff auf Banken und Fintechs. Nach Informationen von „Finanz-Szene.de“ hat das Heidelberger Unternehmen das Finanz-Startup Outbank übernommen, das kürzlich in die Insolvenz gerutscht war. Nur die Zustimmung der Gläubigerversammlung steht noch aus, ansonsten ist die Transaktion perfekt. Eine Sprecherin von Verivox wollte sich zu den Informationen nicht äußern.
Die Idee hinter dem Deal: Mithilfe des Multibanking-Tools von Outbank kann Verivox nicht mehr nur Preisvergleiche anbieten, sondern für die Kunden eine Art digitaler Finanzassistent werden. In eine ähnliche Richtung dürfte auch die bereits am Freitag von Verivox verkündete Übernahme des Vertragsmanagers Aboalarm zielen. Aboalarm ist darauf spezialisiert, Girokonten auf überteuerte Verträge zu scannen und die Kunden dann bei der Kündigung zu unterstützen.
Was den Kaufpreis angeht, dürfte der Outbank-Kauf wenig spektakulär sein, von einem hohen sechsstelligen oder allenfalls niedrigen siebenstelligen Betrag ist im Umfeld der Unternehmen die Rede. Trotzdem ist die Transaktion aus Branchensicht wegweisend. Denn immer klarer wird nun, dass sich die beiden großen deutschen Vergleichsportale- Verivox ist die Nummer zwei hinter dem Marktführer Check24 – mit ihren Dienstleistungen in Zukunft an die Schnittstelle von Banken und Fintechs setzen wollen.
Schon im Mai hatte Check24-Geschäftsführer Christoph Röttele in einem Interview mit „Capital“ vollmundig angekündigt: „Wir gehen jetzt genau in die Segmente hinein, die momentan noch von Fintechs besetzt sind.“ Zu den entsprechenden Tools, die Check24 in den letzten Monaten gelauncht hat, gehören ein digitaler Versicherungsordner (gegen den Frankfurter Insurtech Clark gerichtet), ein Einlagenvermittler (gegen das Berliner Fintech Weltsparen gerichtet) und ein Multibank-Tool, wie es sich auch Verivox nun mit der Outbank-Technologie gesichert hat.
Für manches Finanz-Startup könnten die beiden Vergleichsriesen damit zu übermächtigen Konkurrenten werden. Und die Banken (und Versicherer) wiederum laufen Gefahr, dass Verivox und Check24 nicht nur noch tiefer in ihre Wertschöpfungskette eindringen – sondern dass sie sich über den bloßen Preisvergleich hinaus als primäre Anlaufstelle für den Kunden etablieren.
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