Exklusiv: Warburg trennt sich von Luxemburg-Geschäft

Großer Kehraus in Hamburg: Die Privatbank M.M. Warburg trennt sich nach Recherchen von „Finanz-Szene.de“und „Fondsprofessionell“ von ihren kompletten Luxemburg-Geschäft – und damit von einem ihrer lediglich zwei ausländischen Standorte. Konkret geht es bei dem Verkauf um die Kapitalverwaltungsgesellschaft Warburg Invest Luxembourg sowie um die auf Depotadministration spezialisierte Bank M.M. Warburg & Co. Luxembourg. Der Deal erinnert an eine ähnlich geartete Transaktion aus dem vergangenen Jahr – da hatten Warburgs Hamburger Erzrivale Berenberg und das Düsseldorfer Bankhaus Lampe ihre Fondsgesellschaft Universal für eine dreistellige Millionensumme an den Finanzinvestor Montagu veräußert.

Ein Warburg-Sprecher bestätigte gestern Abend gegenüber „Finanz-Szene.de“ und „Fondsprofessionell“ die Verkaufspläne – und auch, dass das Vorhaben schon weit fortgeschritten ist. Man prüfe momentan einen Verkauf der beiden Luxemburger Töchter „an eine amerikanische Investorengruppe, die die guten Perspektiven für das weitere Wachstum der Gesellschaften erkannt hat. Mit der Veräußerung würde die Warburg Bank sich auf den Ausbau des deutschen Asset Managements konzentrieren und regulatorische Komplexität abbauen.“

Die Luxemburg-Pläne rücken M.M. Warburg – eine der klandestinsten deutschen Banken – zum zweiten Mal binnen weniger Wochen in den Blickpunkt. Denn Anfang September zeigten Recherchen von „Finanz-Szene.de“ und der „Zeit“, dass M.M. Warburg im vergangenen Jahr im großen Stil an die Reserven gegangen war. Dabei ging es erstens um einen gut 44 Mio. Euro hohen Sonderertrag „im Zusammenhang mit der Veräußerung von Immobilien“. Zudem löste Warburg Reserven nach § 340f in Höhe von gut 20 Mio. Euro auf.

Der Finanzanalyst Stefan Best kam damals zu dem Schluss, dass M.M. Warburg im vergangenen Jahr einen operativen Verlust vor Steuern in Höhe von rund 35 Mio. Euro erlitten habe; auch 2015 seien die Zahlen schon deutlich rot gewesen. Warburg-Chef Joachim Olearius wies dies zurück. „Verluste machen wir definitiv keine. Unsere operativen Erträge sind konstant und erfreulich“, sagte er. Schon im Mai hatte Warburg eine Kapitalerhöhung in Höhe von 53 Mio. Euro bekanntgegeben. Das Geld kam in Form einer Bareinlage vonseiten der Gesellschafter – also in erster Linie von den Familien Warburg und Olearius, die zusammen rund 80 Prozent an der Bank halten sollen.

Mit einer möglichen weiteren Kapitalstärkung habe der Luxemburg-Deal allerdings nichts zu tun, heißt es nun bei Warburg. Stattdessen soll der Erlös dazu dienen, das Kerngeschäft hierzulande zu stärken. Wörtlich sagte der Sprecher: „In Deutschland verzeichnet das Asset Management von Warburg ein überdurchschnittliches organisches Wachstum. Daneben kommen aber auch strategische Akquisitionen in Betracht. In Luxemburg erfolgte in den vergangenen Jahren das starke Wachstum vor allem im Bereich Alternative Investments mit dem Schwerpunkt Administration. Diese Ausrichtung steht zukünftig nicht mehr im Fokus der Warburg-Strategie, kann aber mit dem Käufer als strategischem und langfristigem Partner sehr erfolgreich fortgesetzt werden.“

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