von Heinz-Roger Dohms, 7. September 2017
Das Berliner Ur-Fintech Smava feiert sein zehnjähriges Bestehen – und gönnt sich zu diesem Jubiläum eine hübsche PR-Offensive. „Wir sind profitabel“, behauptet Gründer Alexander Artopé im „Handelsblatt“ – und in einer parallel versandten Pressemitteilung heißt es: „10 Jahre smava: Deutschlands erstes Fintech ist das größte Kreditportal.
Doch stimmen die beiden Behauptungen?
1.) Smava soll profitabel sein?
Das wäre neu. Im Bundesanzeiger lassen sich die Geschäftszahlen bis einschließlich 2014 nachverfolgen – in keinem einzigen Jahr erzielte das Unternehmen einen Jahresüberschuss. Für 2015 hätte Smava seinen Abschluss eigentlich längst veröffentlichen müssen. Geschehen ist das bis dato aber nicht. Warum? Darauf gibt es keine Antwort.
Um trotzdem einen Einblick in die 2015er-Zahlen zu bekommen, hat Finanz-Szene.de einen kleinen Trick angewandt und einfach in den Jahresabschluss eines großen Anteilseigners von Smava geguckt – das war der Earlybird GmbH & Co. Beteiligungs-KG IV. Dort ist in Bezug auf Smava von einem „Ergebnis im Geschäftsjahr 2015“ in Höhe von minus 10,7 Mio. Euro die Rede. Zudem steht dort, das Eigenkapital sei „0“ gewesen. Finanz-Szene.de fragte sowohl bei Smava als auch bei Earlybird nach, was es mit diesen Zahlen auf sich habe. Keine Antwort.
Nun mag es natürlich sein, dass Smava 2016 profitabel war. Für übermäßig wahrscheinlich halten wir das aber nicht. Die wesentlichen Ausgabenposten wie zum Beispiel die Werbespendings, so heißt es im Markt, düften sich nicht wesentlich geändert haben. Und: Hat Smava nach eigenen Angaben nicht letztes Jahr erst eine krasse Finanzierungsrunde in Höhe von 34 Millionen Dollar klargemacht? Auch das spricht eher nicht dafür, dass 2016 schon Geld verdient wurde (wobei es auch nicht notwendig dagegen spricht). Was man natürlich nie wissen kann: Wurde die GuV aufgehübscht, etwa durch die Aktivierung selbstgeschaffener Technologie? Wie dem auch sei: Auf die konkrete Frage, ob Smava 2016 profitabel war, gibt es jedenfalls keine Antwort.
2.) Smava soll das größte deutsche Kreditportal sein?
Ach komm‘ … Dass Smava dies nicht ist, das ist so offensichtlich, dass wir erst gar keine Lust verspüren, die entsprechende Beweisführung anzutreten. Mag ja sein, dass Smava inzwischen Finanzcheck überholt hat (auch wenn man das bei Finanzcheck ein bisschen anders sieht) – aber größer als Check24? Puh. Nach allem, was wir zu wissen glauben, ist Check24 im Kreditbereich in jedem, jedem, jedem Fall größer als Smava. Und zwar um ein Vielfaches.
3.) Was sagt Smava selbst?
Damit steht nun Aussage gegen Aussage. Was tun? Unsere Idee: Wir wollen dem Unternehmen eine kleine Wette anbieten: @Smava: Wenn Ihr belegen oder wenigstens plausibel darlegen könnt, dass Ihr im Kreditbereich größer seid als Check24 – dann wird der Finanz-Szene.de-Newsletter ab sofort nicht mehr erscheinen. Aber wenn Ihr dies nicht könnt – dann vermittelt Ihr uns kostenlos 50 neue Abonnenten. Deal???
4.) Wie ist das Potenzial von Smava generell einzuschätzen?
Der Eindruck im Markt ist: Smava entwickelt sich in den letzten ein, zwei Jahren eigentlich ganz gut (warum sonst sollten VC-Fonds solch irre Summen in das Unternehmen stecken?). Das Marketing der Berliner ist teilweise genial, was sich zuletzt zum Beispiel beim „Kredit mit Negativzins“ zeigte (so viel kostenlose Positivpresse, wie Smava da an einem Tag erhielt, bekommen andere Finanzdienstleister im ganzen Jahr nicht). Auch technologisch scheinen die Berliner vernünftig aufgestellt. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um Erfolgsmeldungen irgendwann nicht mehr nur produzieren, sondern auch belegen zu können.
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