„Mit dieser Aktion hat Savedroid nicht nur sich selbst, sondern allen Fintech-Firmen geschadet“

Von Ramin Niroumand, CEO Finleap

Was Savedroid gemacht hat, schadet nicht nur dem Unternehmen selbst, sondern allen Fintechs. Denn genau das ist es, was wir nicht gebrauchen können – dass wir jetzt wieder in die Rubrik „Kindergarten“ gesteckt werden. Und es ist ja sogar noch schlimmer: Ich werde im Zusammenhang mit manchen ICOs gefragt, ob da nicht Dinge passieren, die man eigentlich im Zusammenhang mit Graumarkt, Front-Running, Börsenbriefen usw. vermuten würden.

Dabei steht Fintech doch für etwas ganz anderes. Wir streben eine Demokratisierung des Finanzwesens an – ermöglicht durch Technologie – und wollen die Kunden mit besseren Produkten versorgen. Für dieses Ziel arbeiten wir, und zwar hart. Die meisten von uns gehen dabei nicht den einfachen, sondern den schweren Weg, setzen sich mit komplexen Themen wie Regulatorik oder Datenschutz intensiv auseinander, entwickeln Lösungen, die verhindern sollen, dass die großen amerikanischen Technologiekonzern in ein paar Jahren die europäische Finanzindustrie beherrschen. Wir bauen Beziehungen zu der BaFin-Aufsicht auf und sind im engen Austausch mit etablierten Verbänden … Und dann kommen die Kollegen von Savedroid mit solch einer Nummer. Als könnte man für hochsensible Finanzprodukte dasselbe Marketing betreiben wie für x-beliebige Konsumgüter. Die Intention kann ich nicht nachvollziehen, es ist meines Erachtens viel zu kurz gedacht und schadet mehr, als dass es uns hilft.

Irgendwie ist das aber typisch für ein Denkmuster, das in einigen wenigen Ecken der Fintech-Branche noch vorzuherrschen scheint. Statt an den Verbraucher zu denken und an guten Produkten zu arbeiten, legt man sich selbst – und allen anderen – mit solchen Aktionen Steine in den Weg. Und die Leute in der Branche, die in den letzten Jahren ein Vertrauen zu Partnern und Kunden aufgebaut haben, sind jetzt damit beschäftigt, die Wogen zu glätten. Dabei hätten wir nun wirklich Besseres zu tun.

Wir haben schon einiges erreicht in „Fintech-Deutschland“ – darauf können wir stolz sein -, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir müssen dran bleiben, die Zeit rennt und der globale Wettbewerb steht schon vor bzw. in der Tür. Das heißt auch: Jetzt erst recht! Und nicht von dieser einmaligen Aktion in altes Bedenkenträgertum zurückfallen.

Protokoll: Heinz-Roger Dohms

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