Über die trügerische Hoffnung, dass PSPs das Händlerproblem von Paydirekt lösen

Von Jochen Siegert

Paydirekt geht ins dritte Weihnachtsgeschäft seit dem Start 2015 – und das mit immer noch nur 1400 Akzeptanzstellen und einer sehr überschaubaren Durchdringung bei den 100 umsatzstärksten deutschen Online-Shops. Nun allerdings schöpft der bankeneigene Bezahldienst offenbar frischen Mut. Denn nach Computop, Payone, Concardis und Co. hat Paydirekt einen  weiteren Payment Service Provider (PSP) als Partner gewonnen – Wirecard. Doch kann das bayerische TecDax-Schwergewicht mit seinem speziellen Fokus auf Händler aus dem Bereich digitaler Güter wirklich helfen, das Händler-Akzeptanzproblem von Paydirekt zu lösen? Wohlgemerkt, nachdem dies den anderen PSPs schon nicht gelungen ist?

Ein Blick auf die wirklich erfolgreichen Zahlungsverfahren im Markt könnte helfen. Denn wie sind PayPal, Ratepay, Klarna, Billpay, Sofortüberweisung oder Barzahlen groß geworden? Indem sie ihre Händler-Direktakzeptanz durch einen eigenen Großkunden-Key-Account-Vertrieb und KMU-Telesales aufgebaut haben. Partnerschaften mit den verschiedenen PSPs waren für diese Anbieter immer nur die Abrundung des Vertriebs.

Einer der vielen Geburtsfehler von Paydirekt war der Glaube, dass das Verfahren vom Firmenkundenbetreuer der Bank mitverkauft wird. Ein weiterer Trugschluss ist es nun zu meinen, die PSPs würden das Akzeptanzproblem nachhaltig lösen (dafür, dass Paydirekt dies wirklich glaubt, spricht die Pressemitteilung vom vergangenen Freitag). Das Akzeptanzproblem wird man aber nur dann in den Griff bekommen, wenn die Paydirekt GmbH die eindeutige P&L-Verantwortung bekommt. Auf der Akzeptanzseite bedeutet das: eigenständiger Vertrieb und Händleransprache in der Verantwortung von Paydirekt selbst. Dazu gehören aber auch Preishoheit und Produktverantwortung in die Gesellschaft.

Haben die Banken und Sparkassen dazu den Mut? Zumindest die Historie der vergangenen zehn Jahre legt nahe, dass sich erfolgreiche Zahlverfahren im deutschen Markt nur auf diesem Weg etablieren lassen.

[Der Autor ist COO des Fintechs Traxpay und gehört zu den angesehensten deutschen Payment-Experten. Seine Meinung ist nicht notwendig die der Redaktion.]

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