Will Fincompare dem Platzhirschen Compeon die Leute abjagen?

Wenn ein Berliner Finanz-Startup irgendwo in der Republik eine Dependance errichten will, dann bieten sich einige attraktive Standorte an. Wie wäre es mit München, der heimlichen deutschen Fintech-Hauptstadt? Oder Hamburg, wo Unternehmen wie Kreditech, Deposit Solutions und Figo sitzen. Oder: Warum nicht Frankfurt? Und, falls es stattdessen lieber Nordrhein-Westfalen sein soll: Was ist mit Köln?

Oder eben: Düsseldorf. Wobei, was, wenn dort zufällig der wichtigste Wettbewerber sitzt, dann vielleicht doch nicht? Oder gerade dann?

Gerade dann! So zumindest muss man eine Ankündigung deuten, die Fincompare dieser Tage verbreitet hat. Fincompare, gegründet 2017, Sitz: Berlin, ist ein Online-Marktplatz für gewerbliche Finanzierungen. Der wichtigste Konkurrent in diesem Bereich heißt Compeon, gegründet 2012, Sitz: Düsseldorf. Und ausgerechnet dort hat Fincompare nun also ein Büro eröffnet, um „ein Team mit rund 20 Mitarbeitern“ aufzubauen, wie es in der Verlautbarung heißt.

Das ist ganz schön keck angesichts der Tatsache, dass Fincompare nach eigener Aussage insgesamt erst 38 Mitarbeiter beschäftigt (auf der Homepage finden sich unter „Team“ sogar nur 25 Profile). Oder anders ausgedrückt: Das ist eine Kampfansage! Denn: Wie soll man die Standortwahl anders deuten, als dass der Herausforderer Fincompare dem Platzhirschen Compeon den ein oder anderen Mitarbeiter abjagen will? Zumal: Den ein oder anderen Abwerbeversuch hat es in der Vergangenheit schon gegeben, wird in der Fintech-Szene erzählt (und von keiner Seite bestritten).

Dazu muss man wissen, dass Fincompare und Compeon zwar ein sehr ähnliches Geschäftsmodell betreiben, ansonsten aber ziemliche Antipoden sind:

  • Bei Compeon handelt es sich um ein typisches Bankenszene-Fintech. Die drei Gründer Frank WüllerKai Böringschulte und Nico Peters entstammen allesamt dem Sparkassen- oder Genosektor, danach arbeiteten sie als Consultants für zeb, die auf Finanzdienstleister spezialisierte Beratungsgesellschaft. Das Trio hat Compeon sehr behutsam aufgebaut, bis zur 12 Millionen Euro schweren Serie-B-Finanzierung im vergangenen Herbst vergingen rund fünf Jahre.
  • Bei Fincompare handelt es sich hingegen um ein typisches Gründerszene-Fintech. CEO Stephan Heller arbeitete früher für Groupon, startete dann den Luxusuhren-Marktplatz Watchmaster.com, war schließlich als Angel Investor tätig.  Zu den Investoren von Fincompare gehören einige der prominentesten deutschen Fintech-Köpfe, nämlich André Bajorat (Figo), Carlo Kölzer (360T), Marcus Börner (Optiopay) und Alexander Graubner-Müller (Kreditech). Hinzukommen der scheidende Goldman-Deutschland-Chef Jörg Kukies (der seine Anteile als Finanz-Staatssekretär allerdings vermutlich verkaufen wird) und der Citi-Deutschland-Chef Stefan Wintels. Die Agenda scheint klar: Fincompare soll nicht behutsam, sondern durchaus rasant wachsen, um bald zu Compeon aufzuschließen.

Auch mit einer Rekrutierungs-Offensive beim Rivalen?

Stephan Heller jedoch will davon nichts wissen. Die Düsseldorfer Dependance habe vielmehr damit zu tun, dass Fincompare schon im vergangenen Jahr ein komplettes Team bei einem Leasing-Spezialisten namens LeasinGo abgeworden habe. „Diese Mitarbeiter waren alle in Düsseldorf oder in der Region angesiedelt. Darum werden wir unseren Bereich Absatzfinanzierung nun von Düsseldorf aus betreiben“, erzählt Heller am Telefon.

Was Compeon zu alldem sagt: „Wir sind überzeugt, dass wir für unsere über 70 Mitarbeiter das bessere Modell haben“, so Geschäftsführer Peters. „Die Fluktuation in unserer Belegschaft ist sehr gering, und ich bin sehr optimistisch, dass das auch so bleiben wird.“ Nach Berlin überzusiedeln, hat Compeon jedenfalls nicht vor.

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