von G. Hädicke, H.-R. Dohms, C. Schlenk, J. Hunter & C. Kirchner , 30. November 2022
In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem November:
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„Herr Utecht, erleben wir gerade das Ende des Baufi-Booms?“ – so lautete Mitte August die Überschrift unseres Podcasts mit Interhyp-Chef Jörg Utecht. Dazu muss man in Erinnerung rufen: Das Fragezeichen hatte zum damaligen Zeitpunkt durchaus noch seine Berechtigung. Denn: Die Zinsen waren zwar kräftig gestiegen, während mancherorts die Preise zu bröckeln begannen und die Konjunktur bereits spürbar schwächelte. Allerdings: Nicht nur Utecht, sondern auch etliche andere Marktteilnehmer gingen seinerzeit noch fest davon aus, dass es in der privaten Baufinanzierung lediglich zu einer Eintrübung kommen würde – nicht aber zu einem Einbruch. Wie die Geschichte weiterging, das ist bekannt. Irgendwann in der zweiten Septemberhälfte knickte das Geschäft in der Wohnimmobilien-Finanzierung regelrecht ein. Und nach allem, was man weiß, hat es sich bis heute nicht wieder stabilisiert. Utecht selber drückte es vor einigen Tagen wie folgt aus: „Käuferinnen und Käufer sind nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen. Gleichzeitig wollen Verkäuferinnen und Verkäufer ihre Immobilie häufig nicht unter dem gewünschten Preis verkaufen. Eine neue Balance zwischen Angebot und Nachfrage muss sich erst noch einspielen.“ Und nun? Zieht Interhyp – bekanntlich eine Tochter der ING Deutschland und noch vor Hypoport der größte Baufinanzierungs-Vermittler hierzulande – harte Konsequenzen. Hier unsere exklusiven Informationen: FS Premium
Angedeutet hatte sich der Zusammenschluss bereits im Sommer – nun ist die Fusion der beiden hiesigen Identitäts-Dienste Verimi und Yes perfekt, wie Finanz-Szene und Finance Forward gestern Nachmittag zunächst exklusiv berichteten. Die bisherigen Verimi-Gesellschafter (darunter die Deutsche Bank, die Finanzsparte von Volkswagen sowie verschiedene deutsche Versicherungen) sollen rund drei Viertel an dem Joint-Venture halten – die bisherigen Yes-Eigentümer (darunter aus der genossenschaftlichen Bankengruppe die Atruvia und die DZ Bank) die übrigen rund 25%. Wer dagegen unseren Informationen zufolge ausgestiegen ist, das sind interessanterweise die Sparkassen. Diese hatten vor Jahren parallel zu den Genobanken bei Yes investiert, zuletzt aber zunehmend die Lust an der Beteiligung verloren. Wie aus Kreisen der deutschen Kreditwirtschaft verlautet, haben die Sparkassen ihre Anteile kürzlich abgestoßen. Sie sollen jedoch angeblich eine Option besitzen, dem neuen Verimi/Yes-Konsortium nachträglich beizutreten. Führen wird das Joint-Venture der bisherige Verimi-Chef Roland Adrian; der Yes-Gründer Daniel Goldscheider hingegen zieht sich zurück. Wie Adrian dem „Handelsblatt“ sagte, sollen die Gesellschafter im Zuge der Fusion einen zweistelligen Millionenbetrag in das neue Unternehmen investieren. Was die Hintergründe des Zusammenschlusses angeht, verweisen wir auf unser Stück -> „Deutsche Kreditwirtschaft sondiert eine Fusion von Verimi und Yes“ (Paywall) aus dem August.
Erste Volksbank vermittelt Hochrisiko-Geschäftskredite von Iwoca
Ist’s die „Buy now, pay later“-Krise? Oder nur eine Frage der „Teamstruktur“? Was jedenfalls feststeht: Das hochgewettete Berliner Finanzierungs-Fintech Billie hat nach Informationen von „Finance Forward“ und „Finanz-Szene“ Anfang dieser Woche zwölf Mitarbeiter entlassen, wie CEO Christian Grobe auf Anfrage bestätigt. Nach Angaben eines Insiders kam der Schritt „aus heiterem Himmel“. Noch am Montag habe es beim obligatorischen wöchentlichen All-Hands-Meeting keine Zeichen auf Probleme gegeben – am Dienstag seien die Betroffenen dann informiert worden.
Billie hatte während des Fintech-Booms im vergangenen Jahr eine Finanzierungsrunde über 100 Mio. Dollar zu einer Bewertung von 640 Mio. Dollar hingelegt. Als Ertrags-Booster galt die seinerzeit verkündete Kooperation mit dem „Buy Now, Pay Later“-Riesen Klarna – der zwischenzeitlich allerdings in eine tiefe Krise gerutscht ist. Von einem möglichen Zusammenhang will Grobe nichts wissen. Entgegen der schwierigen Marktlage entwickele sich das Geschäft weiterhin gut, betont der Gründer. So habe Billie den Umsatz im vergangenen Jahr von rund 5 Mio. Euro auf rund 9 Mio. Euro steigern können; zu aktuellen Ertragszahlen wollte Grobe nichts sagen.
Die Entlassung begründete der Billie-Chef wie folgt: „Wir haben unser Leadership-Team in den vergangenen Monaten erweitert und umgebaut. Die neuen Manager haben ihre Teamsstruktur überprüft und sind zum Entschluss gekommen, dass Billie für das, was wir planen erwachsener werden muss.“ Die betroffenen Mitarbeiter sollen durch Branchenexperten mit mehr Erfahrung ersetzt werden; aktuell seien deswegen 37 Stellen ausgeschrieben. Was dafür spricht, dass Grobes Darstellung stimmt: Nach Linkedin-Daten hat Billie die Belegschaft in den letzten 1-2 Jahren tatsächlich sukzessive ausgebaut, und zwar allein über die zurückliegenden sechs Monate um 11%.
Einer der wichtigsten Fintech-Protagonisten im deutschsprachigen Raum schlägt Alarm: „Da muss man sich keine Illusion machen: Kein Fintech wird in diesem Jahr an die Ergebnisse von 2021 herankommen“, sagt Bitpanda-Chef Eric Demuth im aktuellen Podcast unserer Kollegen von Finance Forward. Nun sollte man die Aussage zwar nicht wortwörtlich nehmen – schließlich machen manche B2B-Fintechs ebenso wie beispielsweise die Zinswenden-Profiteure von Raisin („Weltsparen“) durchaus gute Geschäfte momentan. Gleichwohl wirft die Äußerung ein Schlaglicht auf die aktuelle Verfassung vieler B2C-Fintechs – insbesondere, wenn sie wie Bitpanda stark auf Krypto gesetzt haben. Das bei einer Funding-Runde vor einem Jahr mit 4 Mrd. Dollar bewertete Wiener Finanz-Startup hatte 2021 ein schwindelerregendes Wachstum von fast 800% hingelegt und basierend auf 478 Mio. Euro Umsatz einen Überschuss von 38 Mio. Euro erwirtschaftet. Demuth lässt keinen Zweifel, dass es heuer (um als kleine Ehrerweisung mal unsere austriakische Lieblingsvokabel zu verwenden) nicht ganz so gut laufen wird: „In diesem Jahr werden wir eher keine Gewinne machen.“
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Kann es sein, dass auf dem Finanzplatz München ein kleiner Fluch liegt? Nun wollen wir nicht schon wieder von der Wirecard Bank anfangen (oder gar von Wirecard selber). Aber fällt Ihnen jenseits der Hypo-Vereinsbank irgendein Münchener Geldinstitut ein, dem es so richtig, richtig gut geht dieser Tage? Der BayernLB – nur bedingt. Merck Finck? Hat nicht ohne Grund seine Eigenständigkeit verloren. Donner & Reuschel? Okay, ist streng genommen eine Hamburger Bank, was es ja aber auch nicht besser macht. Und Baader??? Nach fulminantem Zwischenhoch wieder im alten Trott. Wer sonst noch? Ach ja, das fluffige Bankhaus von der Heydt, das dieser Tage nach einem neuen Käufer sucht, weil der alte abgesprungen ist. Und natürlich: die Fidor Bank, einst ein Hoffnungsträger, nun vor der Abwicklung, wie wir letzte Woche exklusiv berichtet haben. War’s das? Nein, leider noch nicht ganz. Denn in München gibt es ja auch noch die Deutsche Handelsbank, die trotz ihres bismarckreichartigen Namens demselben 2009er-Jahrgang entstammt wie die Fidor Bank – und der jetzt aus sehr ähnlichen Gründen ein sehr ähnliches Schicksal droht. Unsere Recherche: FS Premium
Haben oder nicht haben: Die Lehren aus dem Crowdfunding von Tomorrow
… von unserem Partner-Medium Finance Forward:
„Da für den Vorstand nicht prognostizierbar ist, ob die Zurückhaltung der Verbraucher in der privaten Immobilienfinanzierung bereits im weiteren Jahresverlauf beendet sein wird, setzt der Hypoport-Vorstand die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022 aus.“ So stand es in der berühmt-berüchtigten Ad-hoc, die der Berliner Baufi-Vermittler am Abend des 22. September veröffentlichte. Im Grunde war in diesem Satz alles angelegt, was seitdem passiert ist. Das Wehklagen der Sparkassen-Funktionäre („Baufinanzierung fast zum Stillstand gekommen“). Die Schock-Zahlen der baden-württembergischen Sparkassen (56% weniger Baufi-Neugeschäft im September gemessen am März-Hoch). Die nur unwesentlich besseren Bundesbank-Daten für den Gesamtmarkt (50% weniger Baufi-Neugeschäft im September gemessen am März-Hoch).
Gestern Morgen nun hat Hypoport seine endgültigen Zahlen fürs dritte Quartal vorgelegt, und auf den ersten Blick bestätigt das Zahlenwerk nur das, was man eh schon wusste: Das erfolgsverwöhnte Berliner Ur-Fintech wächst nicht mehr (Umsatz -6% auf 105 Mio. Euro) und ist nur noch hauchdünn profitabel (0,8 Mio. Euro Ebit). Zwei interessante Erkenntnisse lassen sich aus dem gestrigen Tage dennoch ziehen: 1.) Hypoport traut sich auch weiterhin keine Vorhersage fürs Gesamtjahr zu („Da der deutsche Wohnimmobilienmarkt in den letzten 25 Jahren eine solche Entschleunigung noch nicht erlebt hat, ist die Geschwindigkeit der Marktnormalisierung jedoch schwer prognostizierbar“) – ein klares Indiz, dass sich die Lage am Baufi-Markt seit Ende September kaum gebessert haben dürfte; und 2.) trotzdem hat sich die Hypoport-Aktie seit ihrem September-Tief (77 Euro) auf mittlerweile 145 Euro erholt.
Das entspricht dann doch wieder einer Marktkapitalisierung von 945 Mio. Euro bzw. dem grob 20-fachen des 2021er-Ebits. Wie kommt’s? Nun, dass Hypoport-Chef Ronald Slabke dieser Tage gegenüber der „Wirtschaftswoche“ den Wegfall von bis zu 10% der rund 2.300 Stellen annoncierte, hat dem Kurs nicht geschadet – ebenso wenig wie die Ankündigung, dass ein Teil der Belegschaft, um weiteres Geld zu sparen, nur noch 80% arbeiten soll. Was aber sicherlich auch eine Rolle spielt: Die Investoren billigen Hypoport, anders als manchem anderen Fintech, eine gewisse Substanz zu.
Zugegeben, gemessen an seiner Relevanz widmen wir dem KMU-Finanzierungsportal Creditshelf viel zu viel Sendezeit. Das, allerdings, tun wir nicht aus Jux und Dollerei (oder jedenfalls nicht nur). Sondern: Creditshelf ist nun mal das einzige börsennotierte und also unterjährig berichtende Banking-Fintech hierzulande. Plus: Das Marktsegment, in dem die Frankfurter unterwegs sind (Kredite für kleine und mittelständische Unternehmen), ist eines, in dem man auch von den Banken nicht wirklich mit Datenpunkten zugeschüttet wird. Drum: Creditshelf ist zwar, anders als der ungleich größere Berliner Baufi-Spezialist Hypoport, kein Branchen-Seismograf. Sich die Zahlen alle drei Monate ein bisschen genauer anzuschauen, kann allerdings nicht schaden …
… Also, auf gehts:
Ob die Anfang dieser Woche vermeldete Gewinnung von Goldman Sachs als neuem Refi-Partner wirklich den Durchbruch bringt – das steht abzuwarten. Interessanter erscheint uns die strategische Neuausrichtung, die das Frankfurter Fintech erwägt. Creditshelf will nämlich prüfen, „selbst als Investor in arrangierten Krediten“ aufzutreten. Das wäre nach unserem Verständnis das „Modell Auxmoney“. Und vielleicht liegt ja hier die Wahrheit: Wer als Kreditplattform im konjunkturellen Abschwung reüssieren will, der muss die riskantesten Tranchen selbst nehmen, um für den Rest ausreichend Funding zu finden. Der entscheidende Schlüssel wäre mithin: Eigenkapital.
Eine Überraschung ist es nicht mehr – aber bitter natürlich trotzdem: Die Fidor Bank soll laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene bis Mitte 2024 liquidiert werden. Damit zieht die hinter Fidor stehende französische Großbank BPCE sechs Jahre nach der Übernahme einen Schlussstrich unter eine jahrelange strategische Irrfahrt mit kumulierten Verlusten im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Das Neukundengeschäft soll den Informationen zufolge eingestellt werden, den Bestandskunden dürfte ab Anfang 2023 gekündigt werden. Die Mitarbeiter wurden am Mittwoch bei einem Townhall Meeting informiert. BPCE hatte die Fidor Bank 2016 für einen kolportierten Kaufpreis von rund 100 Mio. Euro erworben. Das Engagement entwickelte sich bald zu einer Investitionsruine. Um Verluste unter anderem aus verunglückten Kredit-Engagements zu kompensieren, mussten die Franzosen bis 2021 Eigenkapital im Umfang von aggregiert 281 Mio. Euro nachschießen. Operativ kam die Fidor Bank, die einst als Wegbereiter für Fintech-Banken wie N26 oder Solaris galt, nie wirklich in Schwung. Im 2020er-Geschäftsbericht wies die 2009 gegründete Challenger-Bank 166.000 Kunden, eine Bilanzsumme von 1,4 Mrd. Euro sowie einen kumulierten Zins- und Provisionsüberschuss von gerade mal noch 16 Mio. Euro aus – bei Verwaltungsaufwendungen in Höhe von 53 Mio. Euro. Unseren Informationen zufolge soll die Fidor Bank bei ihrer Abwicklung von KPMG begleitet werden.
Als die Coinbase Germany GmbH im Juni letzten Jahres als erster Anbieter hierzulande eine Bafin-Erlaubnis zur Erbringung von Krypto-Verwahrgeschäft erhielt – da deutete sich eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten an. Die Bonner Aufseher hatten demonstriert, dass die mit der Zeit gehen; die weltgrößte Krypto-Börse hatte nachgewiesen, dass sie sich brav dem hiesigen Regelwerk unterwirft; und alle miteinander – also Banken wie Fintechs – hatten irgendwie das Gefühl, auch Deutschland sei nun reif für den Krypto-Boom …
… Eineinhalb Jahre später ist von der damaligen Euphorie kaum noch etwas übrig. Man muss zwar nicht zu hoch hängen, dass die Coinbase Germany GmbH von der Bafin gestern öffentlich zurechtgewiesen worden ist (wegen „organisatorischer Mängel bei einer Jahresabschlussprüfung“) – schließlich haben etliche alteingesessene Banken zuletzt ähnliche Rüffel kassiert. Trotzdem passt der Vorfall ins Bild. Vor drei Wochen wurde bekannt, dass N26 sein neues Krypto-Feature aufgrund von Bafin-Bedenken hierzulande erst einmal nicht anbieten darf; vergangene Woche wurde aus selbigen Gründen der Deutschland-Start des hochgewetteten Berliner Krypto-Startups Unstoppable Finance verschoben. Und nun also Bafin vs. Coinbase …
… Addiert man hierzu noch den gescheiterten Verkauf der Von-der-Heydt-Bank an Bitmex zu Beginn dieses Jahres und das „Der Austausch mit der Bafin war schlecht“-Gemoppere des Binance-Gründers neulich (siehe hier), ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. In Zahlen: 2020 wollten angeblich mehr als 50 Anbieter (Banken wie Fintechs gleichermaßen) einen Erlaubnisantrag für Krypto-Verwahrgeschäfte stellen. Tatsächlich hat die Bafin die Erlaubnis bis heute in gerade mal vier Fällen (Coinbase, HAL/Kapilendo, Tangany, Upvest) final erteilt.
Kaum ein Finanz-Startup geht derart mit der Konjunktur wie Smava. Noch vor wenigen Monaten strotzte das Berliner Kreditvergleichs-Portal vor Kraft, vermeldete für 2021 stolze Umsatzerlöse von 162 Mio. Euro (das war nicht ganz, aber fast das Niveau von N26) – und kündigte an, neben dem Vergleich von Ratenkrediten nun auch die Vermittlung von Baufinanzierungen zu forcieren [in unserem Artikel aus dem Mai las sich das so: „Dieses Geschäft lief zuletzt bereits nebenher, nun wollen die Berliner die private Wohnimmobilienfinanzierung offenbar perspektivisch zur zweiten Säule neben der Konsumentenfinanzierung ausbauen (…) Zuletzt sei man monatlich in diesem Bereich bereits „auf gut 10.000 Kreditanfragen“ gekommen, sagt Smava-Chef Alexander Artopé und wähnt sich damit – ein Einschätzung, die wir uns nicht zwingend zu eigen machen – schon jetzt „unter den fünf größten Plattformen“].
Rückblickend betrachtet hat Smava bei seiner Baufi-Offensive indes einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Über den Sommer brach das Neugeschäft mit privaten Wohnimmobilien-Krediten branchenweit ein (siehe unser Themen-Dossier hier), auch die Vermittlungs-Plattformen gerieten unter Druck, wie das Beispiel von Hypoport zeigt.
Nun macht die Baufinanzierung bei Smava zwar nur extrem geringen Anteil des Umsatzes aus (auf die Probleme im Stammgeschäft mit Ratenkrediten reagierten die Berliner zuletzt ja bereits mit Entlassungen, siehe hier und siehe weiter unten). Trotzdem zog Artopé die Notbremse: Nach Informationen von Finanz-Szene wurde das rund zehnköpfige Team für die Baufinanzierungs-Beratung erst einmal aufgelöst. Alle Konzentration gilt jetzt den Konsumentenkrediten.qonto
Der KMU-Kreditvermittler Creditshelf hat gestern Abend nach Börsenschluss von drastisch unter den Erwartungen liegenden Umsätzen gewarnt. Anstatt bei 10 Mio. bis 12 Mio. Euro wie bislang prognostiziert würden die Einnahmen im laufenden Jahr auf voraussichtlich 7 Mio. bis 8 Mio. Euro hinauslaufen – mithin also grob das Vorjahresniveau (7,3 Mio. Euro). Als Grund verweist das Frankfurter Fintech auf das „für die Restwochen des Geschäftsjahres 2022 zu erwartende Neugeschäft“. Die Ebit-Prognose von 0 Mio. bis 1 Mio. Euro behielt Creditshelf zwar bei. Hier hilft indes (siehe unsere Aufarbeitung hier) nicht zuletzt eine Einmalzahlung des Insolvenzverwalters des einstigen Refinanzierungs-Partners Amsterdam Trade Bank geschuldet.
In puncto Refinanzierung präsentierte Creditshelf derweil einen neuen Partner – nämlich Goldman Sachs. Die US-Bank will laut der Mitteilung von gestern Abend bis zu 100 Mio. Euro an besicherter Refinanzierung für Kredite bereitstellen, die Creditshelf über seine Plattform für deutsche KMUs arrangiert. Zugleich will Creditshelf auch prüfen, das Geschäftsmodell zu verändern einschließlich der Möglichkeit, selbst als Investor in arrangierten Krediten aufzutreten (also ähnlich wie Auxmoney) – was indessen die Aktionäre gesondert beschließen müssten.
Von 2 auf 10 Mio. Euro: Tomorrow will Erträge massiv gesteigert haben
Bei der Berliner KMU-Neobank Penta sortiert die Neu-Mutter Qonto nach der Übernahme das Management neu: Der bisherige Penta-CEO Markus Pertlwieser hat seinen Platz im Management bereits im September geräumt und lediglich noch eine beratende Funktion (was ja ohnehin der Plan war, unklar war der Zeitpunkt). Was allerdings nicht bedeutet, dass Qonto den freien Posten nun mit eigenen Zöglingen besetzt – im Gegenteil. Neuer starker Mann im Deutschlandgeschäft des französischen Fintechs ist Lukas Zörner, bislang Produktchef bei Penta. Wie Qonto auf Anfrage bestätigte, übernimmt 29-Jährige nicht nur die Leitung des operativen Geschäfts auf dem deutschen Markt, sondern bekommt darüber hinaus noch einen Sitz in globalen Geschäftsleitung von Qonto. Torben Rabe, der bislang Deutschlandchef bei Qonto war, bleibt demnach offenbar Teil der Geschäftsführung, Zörner ist ihm allerdings vorgesetzt.
Ohne Ironie ist’s natürlich nicht: Da haben unsere Groß-Fintechs die letzten ein, zwei Jahre schön brav an ihrer „IPO-Readiness“ gearbeitet – und jetzt wären sie (mehr oder weniger) so weit, doch der IPO-Markt ist tot. Nun denn. Jedenfalls hat N26-CEO Valentin Stalf gestern vor ausgewählten Journalisten den Governance-Umbau der Berliner Neobank in eine Aktiengesellschaft angekündigt (um im gleichen Atemzug zu erklären, dass es „bis zum Börsengang noch einige Jahre dauern wird und der IPO auch nur eine Option ist“). Aus der bisherigen GmbH soll als Zwischenschritt eine AG werden und laut Stalf „innerhalb der nächsten zwölf Monate“ eine europäische SE. Auf dem Weg dorthin tut’s der startup-übliche Beirat, besetzt mit Abgesandten der VC-Investoren, freilich nicht mehr. Stattdessen braucht es als AG (auch als noch nicht börsennotierte) einen unabhängigen, haftenden und von der Bafin abgesegneten Aufsichtsrat. Hier die Gründungs-Mitglieder des neuen N26-Gremiums im Überblick:
Sämtliche Fintech-Meldungen aus dem Oktober in der Übersicht
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