von G. Hädicke, C. Schlenk und H.-R. Dohms, 27. Februar 2023
1In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem Februar 2023:
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Sechs Monate ist das Selfie alt. Portagon-Gründer Johannes Laub trug eine Yankees-Basecap und ein blaues Hemd, in dem lässig die Sonnenbrille steckte. Neben ihm: Finanzchef Andreas Hell, auch er mit Sonnenbrille (allerdings auf der Nase), dazu ein roséfarbenes Nike-Shirt. Beide strahlten sie, und noch strahlender als die beiden war nur der blaue Himmel, der gemeinsam mit ein paar Wolkenkratzern den Bildhintergrund bildete.
In dem dazugehörigen Linkedin-Post schrieb Laub: „Now I’m in #New York with portagon Head of Finance Andreas Hell and we’ll find out this week how investors in the motherland of entrepreneurship and capitalism currently feel about #startupfinancing.“ Um es kurz zu machen: Ein halbes Jahr später verdichten sich die Anzeichen, dass die Investoren im Mutterland des Kapitalismus jedenfalls nicht gleich das Scheckbuch gezückt haben, also die Jungs aus Frankfurt vor ihnen saßen. Stattdessen hat Finanzchef Hell den Frankfurter Crowdfinanzierungs-Spezialisten inzwischen verlassen – und von neuen Bankpartnerschaften (neben DKB, GLS und diversen Volksbanken) ist auch nichts zu sehen. Unsere Recherche: FS Premium
… dass die C24 Bank (über deren Ambitionen im Kreditgeschäft wir ja zuletzt ausführlich berichtet hatten) darüber hinaus jetzt auch „Buy now, pay later“ macht – wenngleich indirekt und noch auf sehr kleiner Flamme? Konkret ist das BNPL-Angebot in den Rechnungskauf bei Check24 (also bei der Mutter) integriert; die entstehenden Forderungen nimmt die Bank dann aufs eigene Buch. Also auch eine Form von Kreditgeschäft.
Öko-Fintech Tomorrow schiebt Erträge an – hat aber (noch) ein Kostenproblem
Exklusiv: In der Kooperation von Solarisbank und Finanzguru trafen sich gleich mehrere Fintech-Trends auf einmal (BaaS, Multibanking, Decoupled Debitcards …). Gut ausgegangen ist die Sache trotzdem nicht. Bitte sehr: FS Premium
Wie die C24 Bank klammheimlich ins Kreditgeschäft einsteigt – via Check24
Bei unserem Partner-Medium „Finance Forward“ lesen Sie dieser Tage unter anderem dies hier:
Diese 33 deutschen Fintechs konnten trotz Krise funden. Aber zu welcher Bewertung?
… dass N26 den niederländischen Neobroker Bux kaufen wollte, es sich kurz vor dem Vollzug aber noch mal anders überlegt hat? So jedenfalls berichtet es das „Handelsblatt“ (Paywall) – und führt für das Scheitern des Deals folgendes Gründe an: 1.) Der Berliner Neobank sei die Sache letztlich zu komplex gewesen; und 2.) Man sei sich über die Management-Struktur ebensowenig handelseinig geworden wie über den Kaufpreis (aufgerufen war angeblich eine Bewertung von 100 Mio. Euro).
Es ist rund ein Jahr her, da tat sich Raisin ein bisschen schwer mit einem seiner Gesellschafter – nämlich dem schwedischen Investor Kinnevik, der seinen Anteil um 25% abgewertet und dem Berliner Einlagen-Broker damit vorübergehend den Einhorn-Titel aberkannte (siehe hierzu unsere Archiv-Geschichte -> „Drastische Abwertung: Raisin verliert Unicorn-Status“). Nun allerdings steht Raisin einem Bericht des „Handelsblatts“ (Paywall) zufolge kurz davor, den begehrten Status sozusagen offiziell zurückzugewinnen. Das Fintech soll nämlich kurz vor dem Abschluss einer Finanzierungsrunde über mindestens 50 Mio. Euro stehen, einschließlich einer Bewertung von mehr als 1,5 Mrd. Euro.
Die Wandlung ist durchaus plausibel, schließlich liegt zwischen dem Ärger mit Kinnevik in Q1 2022 und der aktuellen Funding-Runde eine drastische Zinswende – von der Raisin mit seinen Marken „Weltsparen“ und „Zinspilot“ als eines der wenigen Fintechs massiv profitiert. Dazu passt auch der Hinweis in unserem gestrigen Newsletter, wonach das Startup sein Wachstum zuletzt noch einmal deutlich beschleunigt hat: Schon letztes Jahr legte Raisin beim vermittelten Volumen teils um rund 1 Mrd. Euro pro Monat zu (siehe unseren Podcast mit CEO Tamaz Georgadze). Inzwischen betragen die Zuwächse sogar rund 2 Mrd. Euro monatlich, berichteten diese Woche unsere Kollegen von „Finance Forward“.
N26 hat eine spannende Indikation für die Ertragsentwicklung im Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Wie aus einem bereits im letzten Juni erstellten, aber erst jüngst publizierten Geschäftsberichts hervorgeht, peilte die Berliner Smartphone-Bank einen kombinierten Provisions- und Zinsüberschuss von mindestens 200 Mio. Euro an. Das wäre ein Wachstum von 67% im Vergleich zum Vorjahr – also ein durchaus gutes Ergebnis, auch vor dem Hintergrund, dass die Finanzaufsicht Bafin das Neukundenwachstum von N26 seit Ende 2021 deckelt.
Im Oktober hatte Firmenchef Valentin Stalf in einem Handelsblatt-Interview gesagt: „Wir gehen 2022 davon aus, dass wir die Umsätze trotz eingeschränktem Kundenwachstum noch mal um circa 30% steigern.“ Ein Widerspruch? Nein, sagt eine N26-Sprecherin. Mit dem Umsatz habe Stalf den Provisions- und Zinsertrag gemeint – also quasi die Bruttoerträge vor Abzug der Zins- und Provisionsaufwendungen.
Die „abweichenden Wachstumsprognosen“ würden sich auf die Erwartung stützen, dass der Zins- und Provisionsüberschuss „deutlicher gewachsen ist als unser Bruttoumsatz“, so die Sprecherin weiter. Sie führt dafür zwei Gründe an. Zum einen profitiere N26 im „neuen Zinsumfeld von erhöhten Treasury-Aktivitäten, die unsere Zinserträge steigern“ – ohne dass nennenswerte Zinsaufwendungen anfallen. Zum anderen habe man die „operative Effizienz“ erhöht, beispielsweise über mehr Kundinnen und Kunden, die für das Premiumkonto zahlen.
…dass eben jenes neue alte Unicorn (siehe oben) für seine Beschäftigten über den Winter eine Villa in Griechenland angemietet hat? Laut „Bloomberg“ (via Yahoo Finanzen) stellt Raisin das Domizil (Miete rund 50.000 Euro) bis zu zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichzeitig als temporären Arbeitsort zur Verfügung, insgesamt werden 260 Plätze über die Wintermonate vergeben. Nun hatte das Fintech in Berlin vor einem Jahr erst Bürofläche abgegeben mit der Begründung, die Präsenz-Quote und damit der Platzbedarf wäre durch die Pandemie gesunken. Aber irgendwo muss man halt arbeiten.
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Neben Liqid (7,1 Mio. Euro) haben nun auch weitere hiesige Robo Advisor ihre Ertragszahlen für 2021 veröffentlicht haben? So verdoppelte die Berliner Quirion AG (also die Tochter der Quirin Bank) ihre Provisionseinnahmen auf 3,1 Mio. Euro, während der Freiburger Anbieter Whitebox auf Provisionserträge von 1,2 Mio. Euro kam (plus 37%). Interessanterweise gewährte Quirion auch einen Einblick in seine Assets under Management. Diese beliefen sich per Ende Dezember 2021 auf rund 1,2 Mrd. Euro – und dürften im Jahresdurchschnitt etwa 900 Mio. Euro betragen haben. Dividiert man die Provisionseinnahmen durch die durchschnittlichen Kundengelder, ergeben sich je verwalteten 100 Euro grob gerechnet Erträge von 35 Cent.
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