von Georgia Hädicke und Heinz-Roger Dohms, 1. April 2023
In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem März 2023:
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Die erst 2021 gestartete Berliner Neobank Owwn verabschiedet sich von ihrem Fintech-Geschäftsmodell: Wie Gründer Bastian Krautwald am Donnerstag mitteilte, schließt sein Unternehmen alle Bankkonten von Nutzern – wobei das nicht allzu viele sein dürften, da das Produkt sich noch in der Testphase befand. Das Unternehmen gibt es zwar weiterhin, allerdings nicht mehr als Fintech. Stattdessen macht es jetzt in irgendwas mit Karten (also geografischen, nicht denen zum Bezahlen). Das ebenfalls von Krautwald gegründete Kreditvermittlungsportal „Deine Studienfinanzierung“, das vergangenes Jahr mit Owwn verschmolzen wurde, läuft separat als Marke weiter, wie auf Nachfrage bestätigt wurde.
Nach dem Krypto-Startup Pile (siehe weiter unten) ist Owwn damit nun schon das zweite Finanz-Startup binnen einer Woche, das seine Produktpläne begräbt, bevor es überhaupt richtig gelauncht ist. Zu den Gründen für den Geschäftsmodell-Schwenk macht Krautwald keine Angaben. Offensichtlich ist allerdings, dass das ursprünglich unter dem Namen „Wajve“ firmierende Startup 2021 noch unter komplett anderen Vorzeichen – nämlich auf der Höhe des Neobanken-Hypes – gestartet war. Damals hatten Krautwald und sein Mitgründer David Meyer für ihr „N26 für Post-Millenials“ immerhin 5 Mio. Euro eingesammelt. Dann gingen sie allerdings mitten in den Fintech-Crash hinein – nämlich im Mai 2022 – in die Testphase.
Der Hamburger Konkurrent Ruuky ist zum Jahresende 2022 in die Insolvenz geschlittert (siehe hier), der „Banking as a Service“-Partner Solarisbank kündigte an, seine Fintech-Kooperationen zurückzufahren (siehe hier). Es wäre also zumindest plausibel, wenn der „Pivot“ nicht nur erfolgte, weil das Geschäft mit Weltkarten das nächste große Ding ist (wie Krautwald gestern in einem Social-Media-Beitrag Glauben machte) – sondern auch, weil es in der Welt der Neobanken derzeit einfach sehr ungemütlich ist.
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Unser Partner-Medium „Finance Forward“ berichtet dieser Tage unter anderem über diese Themen:
Berliner Einlagen-Broker Raisin legt 60-Mio.-Euro-Funding hin
… dass der Smartbroker (also der Berliner Neobroker, der früher mal „Wallstreet Online“ hieß) laut einer gestern veröffentlichen Mitteilung für 2022 ein „Ebitda vor Kundengewinnungs-Kosten“ in Höhe von 13,5 Mio. Euro ausweist? Da will man sich gar nicht ausmalen, wie bombastisch das Ergebnis erst ausgefallen wäre, wenn man von den Erträgen auch noch die Personal- sowie die Sachkosten abzogen hätte. Mindestens Fragen wirft derweil der Hinweis auf, dass die Kundenzahl in diesem Jahr sinken werde: 1.) Heißt das, dass der Smartbroker jetzt kein Wachstumsunternehmen mehr sein will? Und 2.) Warum fährt man, um gegenzusteuern, nicht einfach die Ausgaben für die Akquise massiv nach oben? Macht doch fürs Ebit keinen Unterschied.
Bei unserem Partner-Medium „Finance Forward“ lesen Sie dieser Tage unter anderem:
Wie kam es zur SVB-Pleite? Was passiert jetzt? Sind hiesige Fintechs betroffen?
Es ist gerade mal ein dreiviertel Jahr her, da zählte das hochgewettete, auf Kreditkarten spezialisierte Berliner Fintech Moss auf Linkedin fast 500 Beschäftigte. Inzwischen allerdings mehren sich die Indizien, dass das Startup seine Belegschaft zurechtstutzt: 1.) Laut Branchen-Insidern wurden zuletzt gleich reihenweise Verträge von Beschäftigten aufgekündigt, die sich in der Probezeit befanden. 2.) Auf dem Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu berichten Ex-Mitarbeiter von hoher Fluktuation, einer „Hire and Fire“-Mentalität und ebenfalls von vermehrten Entlassungen innerhalb der Probezeit. 3.) Laut Linkedin-Zahlen sank die Zahl der Beschäftigten bis Jahresende auf 406 – uns ist’s seitdem sogar auf 393 runtergegangen (wobei diese Werte natürlich immer nur ein Proxy sind für die tatsächliche Situation.
Eine Moss-Sprecherin teilte auf Anfrage mit, dass „keinesfalls systematisch Mitarbeitende in der Probezeit entlassen“ worden seien. Zwar habe es Kündigungen während der Probezeit gegeben, hierbei handele es sich allerdings um Einzelfälle – eine genaue Anzahl nennt das Unternehmen nicht. Vor rund einem Jahr noch hatte Moss in einer Finanzierungsrunde 75 Mio. Euro eingesammelt und war mit einer Bewertung von über 500 Mio. Euro auf dem Weg zum Unicorn-Status schonmal halb am Ziel. Wie unsere große Fintech-Entlassungs-Tabelle zeigt, stellten die Berliner mit dem frischen Geld zunächst auch fleißig ein – bis auch sie in den Strudel der allgemeinen Fintech-Krise gerieten und schon im September ankündigten, 70 Mitarbeiter wieder entlassen zu wollen.
20 Abgänge – und schwere Vorwürfe. Wie dysfunktional ist N26?
M.M. Warburg hat laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene seine Partnerschaft mit dem Berliner Wealth-Tech-Spezialisten Elinvar aufgekündigt. Den bislang gemeinsam betriebenen Robo-Advisor „Warburg Navigator“ führt die Hamburger Privatbank trotzdem weiter – allerdings nun mit technologischer Unterstützung eines anderen Fintechs. Hier entlang: FS Premium
Er war Vorstand der Holding. Vorstand der Bank. Und als Verantwortlicher für Risiko, Governance und Compliance eigentlich ausersehen, den Dauerkonflikt mit der Bafin zu befrieden. Doch stattdessen: Hat Thomas Grosse (der neben den beiden Gründern als die zentrale Figur bei N26 galt) die Neobank verlassen, wie gestern exklusiv die „Financial Times“ (Paywall) berichtete.
Vermeintlich passt die Nachricht zu den vielen sonstigen Abgängen von Topmanagern bei N26. So war zuletzt ja auch Finanzchef Jan Kemper überraschend ausgeschieden. Tatsächlich liegen die Dinge in Grosses Fall aber wohl anders. In einem Statement des Fintechs ist von „persönlichen Umständen“ die Rede; und von der „Privatsphäre“, die man zu respektieren bitte. Einen Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin gibt es noch nicht. In besagter Mitteilung heißt es, man habe erst einmal „eine Interimsstruktur aufgesetzt“. An einer „langfristigen Lösung“ werde gearbeitet.
Was N26 dem Erzrivalen Revolut noch entgegenzusetzen hat
Von C24 bis N26: Alle Fintech-Meldungen aus dem Februar
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