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Ginmon, Whitebox, Unitplus: Wie sich Fintechs an Geldmarkt-Produkten versuchen

Von den dermaleinst gestarteten Robo Advisorn ist ja kaum mehr einer das, was er ursprünglich mal war. Scalable Capital wandelte sich irgendwann zum Neobroker, Liqid setzte mehr und mehr auf Private Equity, Growney verkaufte sich an die Hamburger Lloyd Fonds AG (die neuerdings Laiqon AG heißt) – und was die beiden Großbanken-Robos angeht (also Robin von der Deutschen Bank und Cominvest von der Commerzbank), erwischen wir uns manchmal dabei, wie wir ihre Namen googeln, nur um uns zu vergewissern, dass es sie überhaupt noch gibt. Wenn man überhaupt bei einem da draußen das Gefühl hat, er glaube noch immer von Herzen an die ursprüngliche Idee – dann vielleicht Quirion.

Womit wir bei Whitebox und Ginmon wären: Auch das waren mal zwei Robo Advisor und sie sind es sogar immer noch, allerdings eher so mäßig erfolgreich (siehe ihre dürftigen Platzierungen in unserem Überblick –> „Digital-Push bescherte deutschen Fintechs in 12 Monaten ein Ertragsplus von 89%“). Dieser Tage allerdings lassen Whitebox und Ginmon mit einer interessanten Produkt-Innovation aufhorchen, wobei das Copyright für die Idee streng genommen einem weiteren Fintech gebührt, nämlich: Unitplus aus Berlin, gestartet 2021 und kürzlich mit einer Anschlussfinanzierung im niedrigen siebenstelligen Bereich versorgt (was bei einem Frühphasen-B2C-Fintech momentan ja fast einem Wunder gleicht). Jedenfalls: Bei Unitplus heißt das Ganze „Cashplus“, bei Ginmon heißt es „Topzins EU“, bei Whitebox heißt es „Zinsportfolio“, und auch wenn sich die Angebote im Detail unterscheiden, so handelt es sich doch in allen drei Fällen um Zinsprodukte, die auf Geldmarkt-ETFs beruhen …

Der Geldmarkt, auch wenn wir das Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, selbstverständlich nicht erklären müssen, ist bekanntlich jener Markt, auf dem Banken sich untereinander Liquidität leihen. Der entsprechende Zins nennt sich „“Euro Short Term Rate“, notierte lange Zeit unter null, liegt aktuell aber wieder bei 3,15%, also nicht weit weg vom EZB-Einlagenzins, dem er grob gesagt aus technischen Gründen auf Schritt und Tritt folgt. Dass sich dieser hochattraktive Zins für Anleger relativ leicht anzapfen lässt, ist natürlich keine neue Erkenntnis. Geldmarkt-ETFs gibt es fast so lange, wie es ETFs gibt – allerdings gerieten sie ein wenig in Vergessenheit, weil 1.) der Markt für Geldmarkt-ETFs in der Niedrigzins-Ära logischerweise darbte und 2.) die Banken für den Moment wenig Interesse an einer Wiederbelebung haben. Denn: Natürlich ist es für Sie, liebe Bankerinnen und Banker, viel attraktiver, den Kunden mit 3% aufs Tagesgeld zu locken – und den Zins dann nach drei oder allenfalls sechs Monaten abrutschen zu lassen …

Interessant wird nun sein, ob es den Ginmons und Whiteboxes und Unitplusses gelingt, mit ihren Angeboten aus der Nische auszubrechen – und möglicherweise sogar die Banken unter Druck zu setzen, irgendwann mit ähnlichen (aus Anbietersicht nur mäßig attraktiven Angeboten) auf den Markt zu kommen. Und, übrigens, nicht nur auf die Reaktion der Banken sind wir gespannt. Sondern: Auch für die Scalables und Raisins und Trade Republics (also für die großen Investment-Fintechs hierzulande) könnten sich früher oder später die Frage stellen, ob sie auf den Angriff von Unitplus & Co. nicht irgendwann reagieren müssen.

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