von Heinz-Roger Dohms, 16. März 2021
Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn sich einer der beiden N26-Chefs einfach hinstellen und (mutmaßlich wahrheitsgemäß) sagen würde: “2020 ist in verschiedener Hinsicht nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Darum haben wir die Belegschaft vorübergehend reduzieren müssen. Ob eher um 10% oder 20%, das lassen wir mal offen. Denn viel wichtiger ist: Jetzt geht’s wieder vorwärts.” Stattdessen: Was nicht gewesen sein darf, das kann auch nicht gewesen sein. Und so wurde der gestrige “Finance Forward”-Bericht, wonach das deutsche Vorzeige-Fintech seit Beginn der Corona-Krise um mehr als 300 Beschäftigte geschrumpft sein soll, seitens N26 dementiert.
Was ist also Sache? Versuch einer kurzen Einordnung:
Ja. Unter der Headline “Das Schrumpfen von N26” und unter Berufung auf Linkedin-Daten hatte Finanz-Szene.de schon im Oktober berichtet, die Belegschaft der Berliner Neobank habe sich seit April 2020 um 136 Beschäftigte reduziert. “Finance Forward” berichtet nun unter Verweis auf ein internes Dokument, bei N26 hätten zuletzt nur noch 1.165 Beschäftigte gearbeitet – im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten ein Rückgang um gut 300 Mitarbeiter.
Die absolute Zahl lässt sich via Linkedin zwar nicht verplausibilisieren (dort ist von 1332 Mitarbeitern die Rede, was damit zusammenhängen könnte, dass Ex-Mitarbeiter ihr Profil häufig erst dann aktualisieren, wenn sie eine neue Stelle gefunden haben) – wohl aber die Reduktion: Im Januar 2020 hatten sich in dem sozialen Netzwerker 1.656 Mitglieder als N26-Beschäftigte ausgegeben. Also 324 mehr als heute.
Die gestrige Stellungnahme ist nach unserem Empfinden widersprüchlich.
Nicht ganz einfach, sich hieraus einen Reim zu machen.
Vier einander ergänzende Theorien:
Zumindest lautet so die Ansage:
Tatsächlich gab es laut Linkedin im Januar 35 Neueinstellung, im Februar 36 Neueinstellungen und im März bis jetzt auch wieder 26 Neueinstellungen. Das sind deutlich mehr als zwischen April und Dezember 2020, als N26 im Schnitt auf 16,4 neue Beschäfigte pro Monat kam. Aber: Zugleich sind die Zahlen weit entfert vom früheren Niveau. Zwischen März und November 2019 hatte das Berliner Fintech laut Linkedin-Daten im Schnitt jeden Monat 104,6 neue Mitarbeiter eingestellt.
Das Schrumpfen von N26 – und welche Fintechs weiter wachsen