von H.-R. Dohms, G. Hädicke und C. Kirchner, 30. September 2025
In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus September 2025:
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In der allgemeinen Aufregung um das neue Private-Equity-Angebot von Trade Republic ging fast ein wenig unter, dass der Neobroker in einem Abwasch auch seine Kunden- und AuM-Zahlen aktualisiert hat. Bei 10 Mio. Kunden stehen die Berliner jetzt. Und bei 150 Mrd. Euro Assets under Management. Imposante Zahlen! Zumal das Fintech, was die Zahl der Kunden angeht, also nun mit der ING Diba gleichgezogen ist. Auch wenn der Vergleich etwas hinken mag, weil Trade Republic, erstens, auch Kunden außerhalb Deutschlands hat (während die Frankfurter Onlinebank seit dem Rückzug aus Österreich nur noch hierzulande aktiv ist). Und weil, zweitens, die ING Diba – würden wir jedenfalls vermuten – bei der Frage, was eigentlich ein Kunde ist, eine strengere Definition anlegt. Aber so oder so: Trade Republic ist jedenfalls nicht nur einer der wichtigsten Wettbewerber für Sparkassen und Volksbanken, sondern genauso (oder sogar noch mehr) für die ING Deutschland. Was wiederum erklären könnte, warum sich die größte Direktbank und das größte Fintech der Republic schon seit einigen Wochen ein Scharmützel rund um den Übertrag von Kundendepots liefern. Hier entlang: FS Premium
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Der deutschen Banken- und Fintech-Branche droht in puncto staatlich geförderter Altersvorsorge überraschend Konkurrenz. So berichtet „Capital“, dass bei der „Frühstart-Rente“ neben der eigentlich geplanten privatwirtschaftlichen Lösung inzwischen auch ein „staatlich verwaltetes Modell“ diskutiert werde. Demnach gibt es in der SPD (die ja auch den bei dem Projekt federführenden Finanzminister stellt) die Überlegung, die vorgesehenen monatlich 10 Euro pro Kind statt in individuelle Depots alternativ in den staatlichen Kenfo-Fonds fließen zu lassen. Dieser solle das Geld zentral verwalten – und an die Kinder ausschütten, sobald diese das 18. Lebensjahr vollendet haben. Zwar stehe die SPD der privaten Lösung nicht entgegen, zitiert „Capital“ den SPD-Finanzpolitiker Michael Thews. Um aber wirklich alle Kinder zu beteiligen, könne ein „öffentlich verwalteter Fonds als Auffanglösung sinnvoll“ sein.
Angeblicher „Secondary Sale“ – ist Trade Republic bald 12 Mrd. Euro wert???
Das muss man sich erst mal trauen. Die Einführung eines neuen Produkts mittels öffentlicher „Keynote“ annoncieren. Dabei das exakt gleiche Setup wählen, wie es Apple bei der Präsentation des ersten iPhones am 9. Januar 2007 auf der „Macworld Conference & Expo“ in San Francisco gewählt hatte (Totale von vorn, man sieht die komplette Bühne, die Projektion, den CEO und ganz unten im Bild auch noch die ersten Reihen des Publikums). Und sich dann, allen Ernstes, auch noch einen schwarzen Pullover überstreifen. An Selbstgewissheit mangelt es Christian „Steve“ Hecker, dem Gründer und Chef von Trade Republic, also beruhigenderweise nicht. Das neue Produkt, das dann zum Vorschein kam, war allerdings kein iPhone und auch kein iFonds. Sondern ein Eltif (mit großem E), also eines dieser angeblich kleinanlegerkompatiblen Private-Equity-Konstrukte, wie man sie so ähnlich schon seit längerem von Fintechs wie Moonfare oder Liqid kennt und wie sie seit vergangenem Jahr auch der Trade-Republic-Widersacher Scalable Capital im Repertoire hat. Ist das also jetzt die Zukunft??? Über ein Milliarden-Fintech, dass Rendite wittert – und Renommee investiert: FS Premium
Die Berliner Neobank N26 arbeitet an einem „Beyond Banking“-Konto, das über die bislang üblichen Zusatzangebote etwa aus dem Versicherungsbereich weit hinausgehen soll. „Wir konzentrieren uns auf Finance, aber wir bauen drumherum Services auf […] Demnächst starten wir ein Premium-Tier mit Partner-Subscriptions – Streaming, Food-Delivery, vielleicht auch Medien. Unser Ziel: die App, die du täglich brauchst. Die kostet dann vielleicht zwischen 50 und 100 Euro – aber man bekommt dafür ein Komplettpaket mit Nachlässen auf Subscriptions, die man ohnehin nutzt“, sagte der scheidende Co-Chef Valentin Stalf in einem Interview mit „Gründerszene“ (Paywall).
Seit dem Frühjahr bietet N26 – ähnlich wie der Wettbewerber Revolut – in Partnerschaft mit Vodafone eigene Handytarife an (siehe unseren Produkt-Ticker aus dem Mai). Mitte August hieß es, dass in der Anfangsphase zwischen 8.000 und 10.000 Mobilfunk-Verträge pro Monat verkauft worden seien. Trotzdem passte das Fintech die Preise kürzlich nach unten an (siehe unseren Newsletter vom 8. September).
Was Berliner Fintechs (und Frankfurter Banker) vom Klarna-IPO lernen können
Wenn eine Aufzählung mit „Deutscher Bank“ und „HSBC“ beginnt, dann würde man eigentlich erwarten, dass sie mit „BNP Paribas“, „Unicredit“ oder einem ähnlichen Kaliber weitergeht. Im konkreten Fall allerdings – ist der Dritte im Bunde die nicht ganz so weltberühmte Münchener Hypothekenbank! Dazu muss man nun wissen, dass der ebenfalls in München ansässige Neobroker Scalable Capital im Zuge des gestern vermeldeten Banklizenz-Erhalts seine Zinskampagne aufhübscht. Die hierbei generierten Einlagen müssen nun irgendwie verarbeitet werden. Denn, Banklizenz hin oder her, Scalable hat offenbar eher nicht vor, sein eigenes Kreditbuch genauso schnell hochzufahren, wie man augenscheinlich Einlagen generieren will (ansonsten würde vermutlich auch die Bafin bald misstrauisch werden). Um die Depositen also zu managen, kooperierte das Fintech auch bislang schon mit der Deutschen Bank und mit HSBC, also zwei ausgewiesenen Kapazitäten im großvolumigen Cash-Management. Nun allerdings kommt als dritte Partnerbank besagte Münchener Hyp hinzu – ein Institut, das man, bei allem Respekt, bislang eher nicht in einem Atemzug mit den beiden Vorgenannten erwähnt hätte. Was genau ist das los? Über das Rationale hinter einer eher doppelt interessanten neuen Partnerschaft: FS Premium
Scalable Capital hat die erhoffte Vollbanklizenz erhalten. Damit darf der Münchner Neobroker jetzt Einlagen auf die eigene Bilanz nehmen und eigene Kredite vergeben. Ein Sparprodukt mit aktuell 2% Zinsen hatte das Fintech zwar auch bislang schon im Angebot. Das darüber eingesammelte Geld landete jedoch komplett bei Partnerbanken oder in Geldmarktfonds. Künftig will Scalable zumindest einen Teil der Einlagen selbst deponieren – und mit dem Geld zum Beispiel die Vergabe von Wertpapierkrediten ankurbeln. Alles in allem setzen die Münchner damit auf ein ähnliches Modell wie der Berliner Rivale Trade Republic. Was derweil die gesellschaftsrechtliche Komponente angeht: Die bisherige Scalable Capital GmbH wird im Zuge der Lizenzerteilung zur Scalable Capital Bank GmbH. Wie schon vermutet (siehe unseren Scoop aus dem Juli), wird an deren Spitze allerdings nicht der Gründer Erik Podzuweit stehen. Sondern: Podzuweit soll als CEO die Scalable-Gruppe als Ganzes führen.
Als nächster Akteur am Frankfurter Finanzplatz beteiligt sich nun auch die Commerzbank an der deutsch-schweizerischen Krypto-Plattform NXT Asset. Laut einer Mitteilung erwirbt das Institut exakt 14,3% an dem Fintech – zum Kaufpreis und damit zur Bewertung wurde nichts bekannt. Zu den bisherigen Investoren des 2024 gegründeten Startups gehören aus deutscher Sicht unter anderem der Online-Broker Flatex-Degiro, die Deutsche Börse (über ihre Tochter Crypto Finance) sowie der Treasury-Spezialist 360T. Daneben sind zum Beispiel die eidgenössische Privatbank Vontobel oder die ebenfalls in der Schweiz beheimatete Bergos AG (die früher mal zu Berenberg gehörte) mit von der Partie.
NXT Assets emittiert physisch besicherte Exchange Traded Products (ETP) auf Krypto-Währungen wie Bitcoin und Ether. Neben der finanziellen Beteiligung wird die Commerzbank als einer der Asset-Verwahrer für die Plattform auftreten. Darüber hinaus dürfte sich das Institut auch von dem Kalkül leiten lassen, dass es seine Kunden – wenn diese in digitale Vermögenswerte investieren wollen – künftig an einen vertrauten Akteur in dem ansonsten ja eher wildwüchsigen Krypto-Umfeld verweisen kann. Interessanterweise tätigt innerhalb der Commerzbank nicht die Privatkundensparte das Investment – sondern die Firmenkundensparte.
Dass eine Bank einen Dienstleister an den Pranger stellt, kommt eher selten vor. Umso erstaunlicher, dass im Zusammenhang mit der DKB just diese Konstellation in den letzten Jahren öfters zu beobachten war. Als die zweitgrößte deutsche Direktbank vor ein paar Jahren einen fast epischen IT-Ausfall zu managen hatte – da machte der damalige Vorstandschef unverhohlen die Finanz Informatik verantwortlich, also den sparkassen-eigenen IT-Spezialisten (siehe in unserem Archiv u.a. den Artikel –> Nein, der DKB-Chef hat der Sparkassen-IT nicht gedroht!). Wenn es indes, was in den letzten Jahren bisweilen vorkam, Probleme im DKB-Wertpapiergeschäft gab – dann ging der Finger meist in Richtung der DWP Bank, also des ebenfalls sektoreigenen Abwicklers. Wobei, und spätestens da wurde es für den externen Beobachter ein bisschen unübersichtlich, sich wiederum besagte DWP Bank nicht zu schade war, in solchen Fällen auch mal ihrerseits auf die Finanz Informatik zu verweisen … Jedenfalls: Lange Zeit ließen sich solche Schuldzuweisungen als Sparkassen-Folklore abtun. Dass einer der großen Player innerhalb der S-Finanzgruppe einen anderen großen Player wirklich rauskicken würde, das galt als schwer vorstellbar. Als dann allerdings Stephan Winkelmeier, der Chef BayernLB (also der Mutter der DKB), im Juli scheinbar aus dem Nichts zu einer regelrechten Polemik über die DWP Bank ansetzte („Konditionen, bei denen man am Ende pro Transaktion draufzahlt“) – da ahnte man schon, dass es diesmal um mehr, ja vielleicht sogar um alles geht. Und in der Tat: Wie man seit gestern Abend weiß (unsere entsprechende Eilmeldung zu der entsprechenden „Handelsblatt“-News müsste Ihnen ja zugegangen sein, liebe Leserinnen und Leser), ist das kaum Vorstellbare nun tatsächlich passiert: Die DKB will ihren Wertpapierhandel von 2026/2027 an auf das Berliner Fintech Upvest verlagern – zulasten des bisherigen Partners, der sektoreigenen DWP Bank (zu deren Anteilseignern ironischerweise auch die BayernLB gehört). Es ist einer der spektakulärste Dienstleisterwechsel in der deutschen Bankenbranche seit Jahren. Und es ist ein Deal mit etlichen Implikationen, nicht nur für die involvierten Player, sondern weit darüber hinaus. Unser „Deep Dive“: FS Premium
DKB verlagert Wertpapier-Abwicklung auf Upvest – und trennt sich von DWP Bank
Revolut macht Ex-SocGen-CEO Oudéa zum Europachef – und bedient sich bei N26
Krypto-Fintech Tangany fundet 10 Mio. Euro – Baader Bank steigt als Investor ein
Als nächste Challenger-Bank rückt nun die Frankfurter C24 Bank in den Fokus der Bafin. Schon letztes Jahr hatte die Aufsicht ein Bußgeld in Höhe von 1,25 Mio. Euro über die Tochter des Münchner Vergleichsportals Check24 verhängt. Die Begründung damals: Die C24 Bank habe zwischen 2021 und 2023 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen „systematisch“ verspätet abgegeben. Laut Recherchen von Finanz-Szene ist die Sache mit der Millionenbuße aber noch nicht ausgestanden. So könnte die Bafin unseren Informationen zufolge nun weitere Maßnahmen ergreifen. Hier entlang: FS Premium
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