Fintech-Ticker

Viel Tristesse – doch Auxmoney & Captiq gehen steil: Alle Fintech-News aus dem August

In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.

Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem August:

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Frankfurter Kredit-Fintech Captiq dreht plötzlich das ganz große Rad

Das auf Ärzte, Juristen und sonstige Kammerberufler spezialisierte Frankfurter Kredit-Fintech Captiq hat eine spektakuläre Funding-Zusage von der österreichischen Anadi Bank erhalten. Die einstige Hypo Group Alpe Adria (die sich nach Umbenennung und Neustart auf digitale Geschäftsmodelle fokussiert) stellt der erst 2021 gestarteten Plattform „ein Refinanzierungs-Kontingent von bis zu 150 Mio. Euro zur Verfügung“, wie es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung heißt. Auf Nachfrage von Finanz-Szene unterstreicht Captiq-Chef Lorenz Beimler, dass das Commitment der Anadi Bank trotz der weichen Formulierung („bis zu“) „absolut reell“ sei. Heißt konkret, man habe sich zum Ziel gesetzt, das Kontingent in maximal 24 Monaten auszuschöpfen, so Beimler – der betont, dass die Anadi Bank das nötige Eigenkapital, um die 150 Mio. Euro zu unterlegen, bereits „reserviert“ habe. Soll heißen: Wir haben es hier nicht nur mit einer grellen Ankündigung zu tun. Sportlich ist die Nummer natürlich trotzdem. Schließlich wurden seit dem Start von Captiq vor zwei Jahren erst rund 17 Mio. Euro über die Plattform verliehen. So räumt Beimler denn auch ein, dass sein Unternehmen möglichst bald auch frische Eigenmittel benötigen dürfte, um Marketing, Vertrieb usw. auszubauen (und das große Rad überhaupt drehen zu können). Zu Jahresbeginn hatten die Frankfurter eine Runde „im hohen sechsstelligen Bereich“ verkündet. Aktuell befinde man sich wieder im Funding, so Beimler. Die Runde soll merklich größer werden.

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Bei Compeon und Optiopay gehen die Gründer. Und 50 weitere Köpfe-News

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Kurz getickert

  • Das Münchener Payment-Fintech Ivy – das sich vereinfacht gesagt auf API-Lösungen für Account-to-Account-Zahlungen fokussiert – bekommt nach seiner Anfang Juli verkündeten 7-Mio.-Euro-Runde gleich nochmal Geld. Und zwar satte 20 Mio. Dollar, unter anderem von Valar Ventures. Finance Fwd
  • Das Münchner Payment-Fintech xPay (das hinter der Edel-Kreditkarte Legatus steht, siehe unseren Artikel von 2021) hat nach Informationen unseres Partner-Mediums „Finance Forward“ Insolvenz angemeldet. (FFwd)

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Wussten Sie schon?

… wer hinter dem neuen Online-Broker Traders Place steht, der seinen Sitz im bayerischen Freilassing hat und dieser Tage mit erstaunlichem Selbstverständnis („Traders Place hebt Wertpapierhandel auf neues Level“) seinen Launch verkündet hat? Also, kurz gesagt: 20% gehören dem Gründungs-CEO Ernst Huber. Und die übrigen 80%? Liegen bei der Bank Burgenland, einem hierzulande kaum bekannten österreichischen Geldinstitut, das zum Grazer Versicherungskonzern Grawe gehört und zuletzt auf eine Bilanzsumme von 4,8 Mrd. Euro kam – in etwa das Niveau der Sparkasse Langen-Seligenstadt. Was ausgerechnet diese Bank dazu prädestiniert, einen Neobroker zu bauen, der den Trade Republics, Scalable Capitals und FlatexDegiros die Kunden abjagt, entzieht sich zwar unserer Kenntnis. Aber das muss ja nichts heißen.

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Was der M&A-Deal von Auxmoney über die großen Ambitionen des Fintechs verrät

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Wussten Sie schon?

… dass sich Fincite – also das mutmaßlich erfolgreichste Frankfurter B2B-Fintech – erstmals für externe Investoren geöffnet hat (und zwar schon vor einigen Monaten, auch wenn wir es abstiegsverdächtigerweise jetzt erst mitbekommen haben)? Konkret hält der hierzulande auch bei Captiq und Evergreen engagierte US-Investor Zais Group jetzt gut 10% an dem Wealth-Tech-Spezialisten. Weitere 4% liegen bei einem schwäbischen Family Office, wobei besagte Familie mit dem Gründer des besagten US-Investors irgendwie entfernt verschwippschwägert zu sein scheint. Daneben sind in geringerem Umfang auch Peter Schwicht (also der frühere J.P.-Morgan-Manager) und Dietrich Voigtländer (also der frühere WestLB-Manager) bei Fincite eingestiegen.

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Showdown bei Creditshelf – deutliche Risse im Elgeti-Imperium

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Kurz getickert

  • Der größte Krypto-Player der DACH-Region, nämlich das Wiener Trading-Fintech Bitpanda, lässt via „Handelsblatt“ ausrichten, im deutschen Markt erstmals auf 1 Mio. Endkunden zu kommen. Ob auch „Kunden“ mitgezählt wurden, die zwar die App heruntergeladen haben, aber keine Transaktionen tätigen, bleibt unklar.
  • Das „Buy now, pay later“-Fintech Klarna will in Deutschland sowie in seinem schwedischen Heimatmarkt zusammen 250 Call-Center-Jobs auslagern – und zwar an den Customer-Care-Spezialisten Foundever. (Breakit)
  • Das schlingernde Frankfurter KMU-Fintech Creditshelf (siehe unten) bleibt für schlechte Überraschungen gut. Am Donnerstag krachte die Aktie um 41% auf nur noch 5 Euro ein. Warum? Unklar … 
  • Der langjährige Chef der Solarisbank, Roland Folz, hat einen neuen Job – und zwar als CEO des auf die Abwicklung von Gehaltszahlungen spezialisierten britischen Startups Cloudpay.
  • Das Frankfurter KMU-Kreditportal Creditshelf drosselt angesichts fehlender Refinanzierungsquellen das Neugeschäft. Im ersten Halbjahr arrangierte das Fintech nur Darlehen im Umfang von gut 42 Mio. Euro – zum Vergleich: In der bislang stärksten Sechs-Monats-Periode (nämlich der zweiten Jahreshälfte 2021) waren es 95 Mio. Euro. Nachdem sich der im letzten Herbst angekündigte 100-Mio.-Euro-Deal mit Goldman Sachs bis heute nicht materialisiert hat, kündigte CEO Bartsch am Donnerstag eine Investoren-Lösung für den „näheren Verlauf des zweiten Halbjahrs“ an.
  • Mit einem Lockangebot von 4,0% durchbricht die C24 Bank (also die Tochter von Check24) als erstes hiesiges Geldinstitut die 4%-Marke beim Tagesgeld.
  • Das deutsch-britische Kartenterminal-Fintech SumUp erhält für sein Finanzierungsprodukt „Cash Advance“ eine 100 Mio. Dollar schwere Refi-Linie von Victory Park Capital.
  • Vor einem Jahr hatten wir gemutmaßt, dass sich das Berliner Kreditkarten-Startup Pliant (statt in Bonn) in Finnland um eine E-Geld-Lizenz bemühen könnte – nun ist die finnische Lizenz tatsächlich erteilt (Finance Fwd)

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Exklusiv: Check24 partnert mit KMU-Kreditanbieter Iwoca

Das eigentlich auf Endverbraucher fokussierte Vergleichsportal Check24 tastet sich zaghaft ins unterste KMU-Segment vor. Zwar bieten die Münchner schon länger einen „Kreditvergleich für Selbständige und Freiberufler“ an. De facto handelt es sich bei den vermittelten Darlehen allerdings um Konsumentenkredite. Nun indes nimmt der Vergleichsriese nach Informationen von Finanz-Szene erstmals auch einen spezialisierten KMU-Kreditanbieter ins Sortiment auf – nämlich das deutsch-britische Fintech Iwoca.

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Partner-Blog

Wie digitale Kreditsachbearbeitung das Baufi-Geschäft stützt: In der privaten Baufinanzierung nehmen Kreditplattformen wie Hypoport oder Interhyp eine immer stärkere Rolle ein. Dabei handelt es sich um ein weitgehend standardisiertes Geschäft– wären da nicht die nachgelagerten Prozesse, die bei vielen Banken noch nicht wirklich digitalisiert sind. Was lässt sich tun, um die Kreditsachbearbeitung effizienter aufzustellen? Eine Reihe von Handlungsempfehlungen: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Der nächste erstaunlich zeitige Abgang eines prominenten Fintech-Kopfs:

Vermutlich haben wir es mit einer bloßen Koinzidenz zu tun. Und natürlich muss man die persönlichen Umstände berücksichtigen. Der eine (so klingt es jedenfalls) will sich persönlich noch mehr verwirklichen als ohnehin schon. Und die andere (würden wir mal vermuten) geht auch deshalb, weil sie bei ihrem neuen Arbeitgeber auf ihren früheren Chef trifft. Trotzdem fällt auf, dass innerhalb von nicht mal 48 Stunden nun gleich zwei Fälle publik werden, in denen ein während des H2/2021-Booms mit erheblicher medialer Anteilnahme verpflichteter Fintech-Kopf den Exit gesucht hat. Erst Georg Hauer, COO von Hawk AI (siehe unser gestriger Newsletter). Und nun Linda Urban, Managing Director von Liqid. Sie wechselt nach unseren Informationen zur Apobank, wo sie künftig für das Controlling nicht-finanzieller Risiken verantwortlich zeichnet – und auf CEO Matthias Schellenberg trifft, mit dem sie 2019/2020 schon gemeinsam bei Merck Finck gearbeitet hat.

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Kurz getickert

  • Die Gewinnwarnung von Hypoport hat am Dienstag Nachwirkungen gezeigt. Gemessen am regulären Schlusskurs von Montag fiel die Aktie des Berliner Baufi-Vermittlers um 16% auf 159 Euro.
    Zwei Updates von Klarna: Die Schweden planen ein Tagesgeld-Angebot für den deutschen Markt – und kappen ihre Open-Banking-Marke „Kosma“.
  • Exklusiv: Das bankeneigene Frankfurter Blockchain-Startup Swiat hat seine Eigentümerstruktur offengelegt. Laut einem Handelsregister-Eintrag halten die Deka, die LBBW und Standard Chartered jeweils 30%; die restlichen 10% entfallen auf den Frankfurter Software-Entwickler Comyno. Bei der Besetzung des Top-Managements vertrauen die Eigner derweil auf interne Lösungen. So wird nach Finanz-Szene-Informationen neben CEO Henning Vollbehr (ein früherer Deka-Manager) der bisherige StanChart-DACH-Manager Timo Reinschmidt als COO in die Swiat-Geschäftsführung einziehen.

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Wussten Sie schon?

… dass der frühere Deutschland-Chef von N26, Georg Hauer, das Fintech, für das er N26 vor zwei Jahren verlassen hat, nun auch schon wieder verlässt? Zur Erinnerung: Hauer heuerte damals beim Münchner AML-Fintech Hawk AI an (siehe hier). Und zwar nicht nur als COO/CFO. Sondern auch als Gesellschafter, der dem Vernehmen nach eine sechsstellige Summe investierte. Gestern nun der überraschende Abschied. Weil er „eine zwölfmonatige Auszeit von seinen Corporate-Aufgaben“ nehmen wolle, um sich „auf persönliche und unternehmerische Projekte zu konzentrieren“. Verstehe einer die jungen Leute.

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Hypoport schockt mit Q2-Verlust – aber nicht Europace ist das Problem

Der zweitgrößte deutsche Baufi-Vermittler Hypoport hat am späten Montagabend seine Prognose fürs laufende Geschäftsjahr gekappt. Der Umsatz wird demnach um bis zu 15% fallen (bislang war Hypoport von 10% ausgegangen), das Konzern-Ebit bei „mindestens 10 Mio. Euro“ liegen (statt bislang prognostizierter rund 17,5 Mio. Euro). Bezogen aufs zweite Quartal stimmte Hypoport seine Aktionäre sogar auf ein negatives Ebit in Höhe von 2,5 Mio. Euro ein. Verantwortlich für die Gewinnwarnung ist nicht die eigentliche Kredit-Vermittlung (via Europace, Finmas und Genopace) – sondern das Segment „Immobilien-Plattform“, zu dem u.a. der Bewertungs-Spezialist Value AG sowie die wohnungswirtschaftlichen Aktivitäten der Gruppe gehören. Die Hypoport-Aktie krachte im nachbörslichen Handel um 9,8% auf 170,40 Euro.

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CFOs wechseln wie wild. Und der KMU-Kreditmarkt teilt sich. Alle Fintech-News aus dem Juli

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