Fintech-Ticker

Sämtliche Fintech-News aus dem November 2023

In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.

Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem November:

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Verlorene Jahre – verlorene Vision: Was die letzten 24 Monate mit N26 gemacht haben

Fangen wir mit den guten Nachrichten an. Denn auch die gibt es. 1.) N26 wächst weiterhin; 2.) N26 wird seinen Cashburn im laufenden Geschäftsjahr drastisch reduzieren; 3.) N26 versichert mehr oder weniger glaubhaft, im kommenden Jahr endlich profitabel zu werden (auch wenn es sich lediglich um eine „Profitabilität auf Monatsbasis“ handelt und sich diese auch erst im zweiten Halbjahr materialisieren soll); sowie 4.) N26 dürfte Stand heute immer noch über round about 500 Mio. Euro Eigenkapital verfügen – mutmaßlich genug, um vorerst ohne weiteres Funding auszukommen. Und damit nun zu den schlechten Nachrichten: Hinter N26 liegt ein dermaßen bescheidenes Geschäftsjahr 2022 (Cashburn: 213 Mio. Euro), dass man mit der Veröffentlichung der entsprechenden Zahlen so lange gewartet hat, bis man des besseren Eindrucks halber zumindest rudimentäre 2023er-Zahlen danebenlegen kann. Das Problem ist nun allerdings: Auch die 2023er-Zahlen (rund 5% Kundenwachstum, rund 12% transaktionales Wachstum) reißen einen nicht wirklich vom Hocker – weshalb einem nichts anderes übrigbleibt, als die zurückliegenden 24 Monate eben doch als großes Ganzes zu sehen und zu dem Schluss zu kommen: Das N26 von heute hat mit dem N26 von vor zwei Jahren (als Investoren rund 1 Mrd. Euro in die Berliner Neobank pumpten) nicht mehr allzu viel gemein. Unsere Analyse einer Bank, die (gezeichnet von Fintech-Krise und Neukunden-Deckel) nicht nur zwei Jahre verloren hat, sondern auch ihre große Vision. Bitte sehr: FS Premium

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Upvest baut jetzt auch für N26 das Trading-Produkt

Das „Investment as a Service“-Fintech Upvest untermauert seine Stellung als führender Infrastruktur-Anbieter für Challenger-Banken, die ins Brokerage vordringen wollen. Nachdem die Berliner zuletzt bereits Revolut sowie die Raisin Bank als Kunden präsentierten, will nun auch N26 sein lange erwartetes Trading-Produkt mithilfe von Upvest lancieren – und zwar erklärtermaßen im ersten Halbjahr 2024. Mit dem neuen Angebot wollen man das Aktivitäts-Level der Kunden steigern, sagte N26-Chef Valentin Stalf gestern (der Hintergrund, siehe unser heutiger Aufmacher: Mit Konto und Karte allein wächst N26 nur noch leidlich). Entsprechend würden die Gebühren „günstiger als bei anderen Anbietern“ ausfallen.

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Kurz getickert

  • Der auf „Female Finance“ spezialisierte Berliner Neobroker Fina stellt nur zwei Jahre nach der Gründung seinen Betrieb bereits wieder ein (FFwd)
  • Die Solarisbank scheint momentan so ein bisschen vom Murphy’schen Gesetz verfolgt zu sein. Jüngste Hiobsbotschaft: Die britische Tochter Contis ist von der litauischen Zentralbank wegen Verstößen gegen Anti-Geldwäsche-Bestimmungen zu einem Bußgeld von 840.000 Euro verurteilt worden. Finextra
  • Die Bafin hat die zur Herforder Bitcoin Group gehörende Futurum Bank angewiesen, Mängel in der Prävention von Geldwäsche und Terrorismus-Finanzierung zu beseitigen. Dabei wirft die Aufsicht der Nischenbank unter anderem „schwere Defizite“ bei internen Sicherungsmaßnahmen und beim Verdachtsmeldewesen vor.
  • Der Münchner Baufi-Vermittler Interhyp hat einen kleinen Zukauf getätigt. Beim Zielobjekt handelt es sich um: ThinkImmo, einen 2020 gegründeten, erst wenige Mitarbeiter starken Berliner Suchmaschinen-Spezialisten.

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Wenn beim Smartbroker jeder dritte Kunde eine Karteileiche ist – wie sieht’s dann anderswo aus?

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Linktipps

  • Finnova, Avaloq, möglicherweise Temenos – und just dieser Tage Crealogix: Der Ausverkauf der Schweizer Bankensoftware-Industrie. Moneytoday
  • Es war einmal – Figo: Im Zuge der Hardcore-Konsolidierung im deutschen Fintech-Markt geraten nun auch die Überreste des einstigen André-Bajorat-Startups in ausländische Hände. Der Ex-Chef blickt zurück. PAB-Blog

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Exklusiv: Nächste Berliner Nischen-Neobank muss aufgeben

Das Fintech-Sterben geht weiter: Wie aus einem Finanz-Szene vorliegenden Kundenschreiben hervorgeht, gibt zum Jahresende nun auch die auf islamkonformes Banking spezialisierte Neobank Insha auf. „Wir haben es im aktuell schwierigen Marktumfeld nicht geschafft, unsere Vision von Getinsha weiterzuentwickeln und aufrechtzuerhalten. Wir bedauern es sehr, dass das Konto daher geschlossen werden muss und wir auch unsere Geschäftsbeziehung mit Dir beenden müssen, und hoffen auf Dein Verständnis“, heißt es in der Mitteilung wörtlich. Anders als in ähnlich gelagerten Fällen wird den Kunden kein automatisierter Wechsel zu einem anderen Institut empfohlen. Stattdessen werden die Nutzer lediglich aufgefordert, ein etwaiges Restguthaben bis zum 31. Dezember auf ein Konto ihrer Wahl zu überweisen.

Insha, auch bekannt als „N26 für Muslime“, war Anfang 2019 als reines Frontend-Angebot an den Start gegangen; die Banklizenz und die erforderliche Infrastruktur kamen vom „Banking as a Service“-Spezialisten Solaris. In der Anfangsphase machte das Fintech mit vermeintlichen  Erfolgsmeldungen von sich Reden. So hieß es Anfang 2020, man zähle bereits mehr als 13.000 Kunden – ein dreiviertel Jahr später waren es dann angeblich schon 40.000 Nutzer. Auch von Finanzierungsrunden war gelegentlich zu lesen, einen Geschäftsbericht veröffentlichte Insha allerdings nie. So blieb letztlich diffus, wie erfolgreich das Fintech bei der Akquise von Fundings und Kunden wirklich war. Tatsächlich sind von den in den späten 2010er-Jahren gestarteten hiesigen Nischen-Neobanken die meisten wieder verschwunden, darunter Nuri (a.k.a Bitwala), Pockid (a.k.a Ruuky) sowie Owwn (a.k.a Wajve). Übrig ist, soweit wir das sehen, noch Tomorrow, auch bekannt als „N26 für Ökos“.

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Kurz getickert

  • Das Mannheimer Kundenkarten-Startup Stocard weist nach der Übernahme durch den schwedischen „Buy now, pay later“-Riesen Klarna erstmals einen Gewinn aus. So blieb 2022 demnach bei einem Umsatz von 13,7 Mio. Euro (plus 25%) ein Gewinn von 947.000 Euro. Im Vorjahr hatte Stocard noch einen Verlust von 7,2 Mio. Euro erlitten. Finance Fwd
  • Das Wealth-Tech-Fintech „Investify Tech“ lässt binnen einer Woche mit gleich zwei Mandaten aufhorchen. Zum einen unterstützen die Kölner die DWP Bank beim Aufbau von deren neuer „Vermögensverwalter-Plattform“ (siehe unseren aktuellen „Produkt & Kunden“-Ticker), zum anderen steht das Finanz-Startup hinter der neuen „digitalisierten Vermögensverwaltung“ der BW Bank, also der Private-Banking-Marke der LBBW.
  • Auch die gefühlt letzten Fintechs aus dem Banking und/oder Investment-Bereich führen jetzt irgendwelche Zinsprodukte ein. Zwei Beispiele aus den letzten Wochen: Das „Interest-Rate-Pocket“ genannte neue Unterkonto der Berliner Neobank Vivid Money sowie das neue „Anleihen-Portfolio“ des digitalen Vermögensverwalters Solidvest.

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Wie stark N26 von der Zinswende profitiert – oder auch nicht

Die Zinswende treibt nicht nur die GuVs der klassischen Banken, sondern auch die der Neobanken! Und relativ gesehen profitieren die Neobanken vielleicht sogar stärker! Seit Monaten steht diese These im Raum, erstmals prominent formuliert von Finleap-Vordermann Ramin Niroumand im Sommer 2022 (siehe unser damaliger Podcast), seitdem immer wieder gerne aufgegriffen. Tatsächlich spricht in der Theorie sehr viel für die Annahme, dass die Neobanken zu den größten Gewinnern der Zinswende gehören. Schließlich sammelten N26 und Co. – sozusagen als Kollateraleffekt ihrer Kundenakquise-Politik –  in den Boom-Jahren reichlich Einlagen ein. Und genau diese Einlagen müssten nun eigentlich die GuV massiv boostern. Eigentlich. Doch in der Praxis? Geht die Rechnung zumindest im Falle von N26 nur teilweise auf. Wieso? Wir haben den Fall einmal detailliert durchdekliniert. Hier entlang: FS Premium

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Forward

Bei den Kollegen unseres Partner-Mediums „Finance Forward“ gibt es dieser Tage unter anderem das hier:

  • Vom Robo zum Reinfall: Wie die deutsche Fintech-Hoffnung des US-Vermögensverwalters Vanguard ein Millionengrab wurde. Finance Forward
  • Vom Exit zum „Stealth Mode“: Wie der Kontist-Gründer an einer neuen Idee werkelt, während es bei der verkauften KMU-Neobank Beschwerden hagelt. Finance Forward

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Kurz getickert

  • Ist das der Vorstoß von Google ins europäische Retail-Banking? Naja, zumindest mal ist es eine Meldung, die aufhorchen lassen sollte – und zwar auch hierzulande: Wie „Sky News“ berichtet, will „Capital G“, also der VC-Fonds der Google-Mutter Alphabet, bei der Londoner Neobank Monzo einsteigen. Nun betonen die Investment-Manager des Fonds zwar immer, dass sie komplett unabhängig von Google investieren (zum Portfolio gehören beispielsweise Airbnb und Snapchat, aber auch Fintechs wie Stripe oder Robinhood) – eine Familie allerdings ist’s halt trotzdem. Und wer schon beim Namen nicht zuckt, der tut’s ja vielleicht bei der Funding-Höhe: Laut „Sky News“ sollen weit mehr als 300 Mio. Pfund in Monzo fließen, wobei neben „Capital G“ auch weitere Geldgeber am Start seien.
  • Als drittes deutsches Fintech nach N26 und der Solarisbank könnte der Berliner Neobroker Trade Republic in den nächsten Wochen eine vollwertige Banklizenz von der Bafin erhalten – so jedenfalls schreibt es das „Manager Magazin“ (Paywall). Über den entsprechenden Antrag hatte Finanz-Szene ja bereits Ende Januar berichtet (siehe hier). Dass sich das Verfahren immer noch hinzieht, dürfte einerseits mit den üblichen Verzögerungen zu tun haben. Darüber hinaus soll die Bafin laut „MM“ aber auch verärgert gewesen sein, dass Trade Republic kurz nach dem Lizenz-Antrag mit seiner „2% auf alles“-Zinsaktion auf den Markt gekommen war.
  • Die Hannoversche Volksbank und die Volksbank Düsseldorf Neuss beteiligen sich mit zusammen 10% an der Münchner Neoshare AG – das ist jener Kreditsoftware-Spezialist, der zuletzt durch die Verpflichtung früherer Sparkassen- und Geno-Manager für Aufsehen sorgte (siehe hier) und angeblich vier Jahre nach seiner Gründung bereits auf ein Gesamt-Funding von 20 Mio. Euro kommt. Zu den finanziellen Parametern der aktuellen Transaktion wurde nichts bekannt.

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Die Abwicklung von „Fintech Germany“ – und wie es von hieran weitergeht

So also endet eines der ambitioniertesten Projekte der deutschen Fintech-Historie. Bei einer Firma, die keine Website hat. Keine Linkedin-Präsenz. Und bei deren vermeintlichem Profil („Crastorehill ist ein in Warschau ansässiger Finanztechnologie-Anbieter, der Datenanalyse-Produkte für den Finanzsektor und darüber hinaus entwickelt“) es sich um eine Erfindung der PR-Leute handelt. Denn: „Entwickeln“ tut Crastorehill noch gar nichts. Weder für den Finanzsektor noch darüber hinaus. Crastorehill ist bis dato eine Hülle. Noch ohne CEO (der beginnt zum 1. Januar). Aber sehr wohl schon mit großen Plänen! Wie Mitte November nämlich verlautete, übernimmt Crastorehill gleich zwei deutsche Fintechs, zum einen Finleap Connect aus Berlin, zum anderen Ndgit aus München. Dazu muss man wissen: Finleap Connect sollte mal das deutsche Software-Fintech überhaupt werden. Zu diesem Zwecke schlossen die Geldgeber den Hamburger Open-Banking-Pionier Figo mit dem Berliner Kontowechsel-Pionier Finreach zusammen, heuerten einen prominenten CEO an (kam damals von Arvato), pumpten eine signifikant achtstellige Summe ins Unternehmen und bauten die Belegschaft massiv aus. Das Problem indes: Die Produkte fanden keine Käufer, das Geld wurde knapp (siehe unser Stück –> Wie liquide ist Finleap Connect?) – und von den bis zu 160 Mitarbeitern ist heute nur noch die Hälfte übrig. Und nun: Werden die Überreste also aufgelesen von einer Warschauer Hülle, hinter der ein Amsterdamer PE-Fonds steht. Ein Einzelfall? Eher nicht! Vielmehr markiert der Deal das Ende der ursprünglichen „Fintech Germany“-Idee. Und zugleich deutet er an, wie es von hieran nun weitergeht. Sechs Thesen: FS Premium

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Hat Qonto mit der Penta-Übernahme bloß einen Konkurrenten ausgeschaltet?

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Exklusiv: Trade Republic fährt Cashburn drastisch nach oben

Was die Enthüllung tatsächlicher oder vermeintlicher Trade-Republic-Zahlen angeht, haben wir die letzten Jahre einen bisweilen etwas aktionistischen Ehrgeiz walten lassen. Mal glaubten wir, aus Mitteilungen des börsennotierten Minderheitsaktionärs Sino die Geschäftsentwicklung des zweitgrößten deutschen Fintechs herauslesen zu können (siehe hier); mal behalfen wir uns mit mehr oder minder spekulativen Analysten-Studien von M.M. Warburg (siehe hier); und immer und immer wieder verwiesen (und verweisen wir bis heute) auf irgendwelche semi-öffentlichen Handelsdaten, die angeblich (so behaupten wir das jedenfalls immer) einen ganz, ganz tollen Proxy für die aktuelle Geschäftsentwicklung des Berliner Neobrokers abgeben (siehe hier). Sonst noch was? Klar: Wenn es darum geht, dem Trade-Republic-Gründer Christian Hecker irgendwelche Sachen in den Mund zu legen, die er gar nicht gesagt, aber möglicherweise gemeint haben könnte, sind wir natürlich immer ganz vorne mit dabei (siehe sein viiieeelsagendes Nicht-Dementi auf die Frage, ob sein Unternehmen die 3-Mio.-Kunden-Marke erreicht hat). Bleibt die Frage: Was ist denn eigentlich mit den echten Trade-Republic-Zahlen, also denen mit Brief, Siegel und Testat? Ha!, die haben wir heute für Sie!!! Geschäftsjahr 2021/22 (das bei dem Neobroker am 30. September endete). Also durchaus frisch. Und hochinteressant. Bitte sehr: FS Premium

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Kurz getickert

  • N26 unternimmt einen neuen Anlauf beim Tagesgeld: Nachdem die Berliner ihr gemeinsam mit Raisin lanciertes Zinsprodukt „Easyflex Savings“ Ende 2022 mangels Kundschaft eingestampft hatten (siehe hier), versuchen sie sich nun wieder an einem entsprechenden Angebot. Von den Kampfzinsen anderer Fintech-Player ist die Neobank indes noch weit entfernt – für Neu- und Premiumkunden gilt ein Höchstsatz von 2,6% p.a., Bestandskunden in günstigeren Kontomodellen erhalten zwischen 1,26% und 2,26%.
  • Der Kreditvermittler Hypoport macht wenig Hoffnung auf ein baldiges Comeback der privaten Baufinanzierung. Das Marktumfeld sei „impulslos“, heißt es in der gestern veröffentlichten Mitteilung zum dritten Quartal. Konkret konnte Hypoport zwischen Juli und September den Umsatz um 3% (gemessen am direkten Vorquartal) auf 88 Mio. Euro steigern; der Verlust vor Steuern und Zinsen belief sich auf 1,1 Mio. Euro.

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Exklusiv: WebID Solutions macht 6 Mio. Euro Gewinn – verfehlt Ziele aber deutlich

Als erstes großes deutsches Fintech hat WebID Solutions seine 2022er-Geschäftszahlen veröffentlicht. Demnach kam der Berliner Onboarding-Spezialist auf Umsatzerlöse von 33 Mio. Euro – eine Steigerung um 6% im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts eines Materialaufwands sowie Personalkosten von jeweils knapp 11 Mio. Euro und „sonstiger betrieblicher Aufwendungen“ (darunter fallen i.d.R. zum Beispiel die Marketingkosten) von 6 Mio. Euro stand unterm Strich ein Ergebnis von exakt 5,8 Mio. Euro (+47%). Damit dürfte der KYC-Spezialist zu den wenigen deutschen Fintechs gehören, die wirklich schon nennenswerte Gewinne erwirtschaften.

Das Zahlenwerk ist auch insofern spannend, als es grobe Rückschlüsse auf die Neukunden-Entwicklung des mutmaßlich größten Kunden von WebID Solutions zulassen dürfte – nämlich Trade Republic. Hintergrund: Im Boom-Jahr 2021 war der Berliner Neobroker wie verrückt expandiert und hatte in seinem Schlepptau auch „seinem“ Onboarding-Dienstleister zu einem famosen Erlöswachstum verholfen (plus 55% auf 31 Mio. Euro). Das Management von WebID Solutions hatte eigentlich auf eine Fortsetzung dieser Entwicklung gehofft und war für 2022 von einem Umsatz von mindestens rund 40 Mio. Euro ausgegangen. Dass es dazu (siehe oben) nicht kam, dürfte auf eine deutlich abflachende Wachstumskurve auch bei Trade Republic hindeuten.

„Im Gegensatz zu dem starken Zuwachs von Ident-Transaktionen im Bereich der Neobroker im Vorjahr“ sei das Jahr 2022 von einem „stabilen Geschäftsverlauf“ gekennzeichnet gewesen, heißt es dazu im Abschluss von WebID. Zu den übrigen großen Kunden des Identity-Fintechs gehören im Finanzbereich beispielsweise die ING Diba, die DKB oder die Targobank.

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Kurz getickert

  • Das inzwischen als „Neosfer“ firmierende Frühphasen-VC der Commerzbank (also der frühere „Main Incubator“) hat erstmals eines seiner Ventures als „Spin-Off“ ausgegründet, nämlich den 2019 gestarteten Identity-Spezialisten „Lissi“, an dem künftig neben dem Investor „9.5 Ventures“ auch das Management beteiligt sein wird.
  • Das vor anderthalb Jahren gestartete Geldmarkt-Fintech Unitplus gibt erstmals einen vagen Einblick in seine Geschäftszahlen (bzw. lässt die entsprechen Zahlen aus seinem „Umfeld“ heraus verlauten). Demnach gewinnen die Berliner eine niedrige vierstellige Zahl an Kunden monatlich und erzielen wöchentliche Netto-Zuflüsse von „mehreren Mio. Euro“. BÖZ (Paywall) 
  • Der Berliner „Revenue-Based-Finance“-Spezialist Recap ist trotz der Pleite seines Refinanzierungs-Partners Silicon Valley Bank (SVB) weiter am Markt. Das Geschäftsvolumen habe sich in den zurückliegenden zwölf Monaten vervierfacht, insgesamt sei bislang ein „mittlerer zweistelliger Millionenbetrag“ an Finanzierungen ausgereicht worden, teilt das Startup mit. Als „neuer“ Refinanzierungspartner wird die HSBC genannt; diese hatte die europäischen Aktivitäten der SVB im Frühling übernommen. Finance Fwd

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Neuer CEO, neue Strategie: Genos verordnen Fincompare einen Re-Start

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Creditshelf senkt erneut seine Umsatzprognose

Der angeschlagene KMU-Finanzierer Creditshelf muss seine Prognose mangels Geschäft immer weiter nach unten korrigieren. Nachdem von Juli bis September nur noch 700.000 Euro an Umsätzerlösen reinkamen, rechnet das Frankfurter Fintech fürs Gesamtjahr jetzt mit 4-5 Mio. Euro Umsatz – die Hälfte dessen, was ursprünglich avisiert worden war. Hinsichtlich der seit Monaten fehlenden neuen Refinanzierungs-Linie (siehe unser Dossier hier) heißt es in der gestern veröffentlichten Q3-Mitteilung, das Geld werde „nicht vor Ende des Jahres zur Verfügung stehen“. Nur zur Erinnerung: Im Sommer hatte es noch geheißen, man rechne mit einer Auflösung des Refi-Engpasses „im näheren Verlauf des 2. Halbjahres“.

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Was ist denn jetzt schon wieder los zwischen Solarisbank und Bafin?

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N26 zieht sich aus Brasilien zurück …

Die Berliner Neobank N26 beendet auch ihr letztes Abenteuer außerhalb der europäischen Kernmärkte: Nach dem Rückzug aus Großbritannien und den USA teilte das größte deutsche Fintech am Dienstag mit, sich auch aus dem brasilianischen Markt zu verabschieden. Dort war N26 nach etlichen Ankündigungen zu einer Zeit an den Start gegangen, als eigentlich niemand mehr damit rechnete – nämlich Anfang 2022. In der Folge hatte man immer den Eindruck, an einen Durchbruch in Brasilien (wo der einheimische Fintech-Gigant Nubank mit 84 Mio. Kunden das Geschehen dominiert) glaube das Management selbst nicht so richtig. Insofern erscheint die Entscheidung, den halbgaren Versuch zu beenden, letztlich folgerichtig.

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… und Vanguard aus dem deutschen Robo-Geschäft

Und noch ein Rückzug, diesmal sozusagen unter umgekehrten Vorzeichen: Der US-Fondsriese Vanguard stampft sein im Frühjahr 2022 gelaunchtes deutsches Robo-Angebot ein, wie unser Partner-Medium „Finance Forward“ berichtet. Der Schritt hatte sich angedeutet, nachdem Projektleiter Jesper Wahrendorf schon zu Jahresbeginn einräumen musste, dass die Nachfrage nach dem ETF-basierten Produkt hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Nach dem raschen Ende von Moneyfarm (siehe hier) ist das der nächste Fall, in dem sich ein als finanziell potent geltender ausländischer Robo-Advisor nach vergleichsweise kurzer Zeit bereits wieder aus dem deutschen Markt zurückzieht.

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Kurz getickert

  • Der schwedische „Buy now, pay later“-Spezialist Klarna hat nach eigenen Angaben im dritten Quartal ein Ergebnis von umgerechnet 11 Mio. Euro erwirtschaftet – der erste Gewinn seit Jahren. Dabei seien die Umsätze um rund 30% gestiegen, die Kreditausfälle um 46% zurückgegangen.
  • Die Berliner Volksbank macht laut „Finance Forward“ ihr Kredit-Startup Vai Trade dicht – also eines jener Fintechs, die sich auf die Vorfinanzierung von Online-Händlern spezialisiert hatten. Auch der direkte Wettbewerber Myos, ansässig ebenfalls in Berlin, steckt in Schwierigkeiten, viele der zuletzt rund 40 Beschäftigten müssen gehen.
  • Die Deutsche Bank und die Unicredit stellen dem Berliner Insurtech-Unicorn Wefox (so jedenfalls berichtet es CNBC) eine Debt-Finanzierung in Höhe von 51 Mio. Euro zur Verfügung. Bei der nächsten Equity-Runde solle das Geld in Eigenkapital gewandelt werden.

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Fall Scalable: EuGH-Generalanwalt lässt deutsche Bankenbranche aufatmen

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Sämtliche Fintech-News aus dem Oktober 2023

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