von H.-R. Dohms, G. Hädicke und C. Schlenk, 2. Dezember 2024
In unserem Fintech-Ticker halten wir Sie über die (vor allem deutschen) Finanz-Startups auf dem Laufenden.
Hier unser Ticker mit sämtlichen Meldungen aus dem November 2024:
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Der Berliner Einlagen-Broker Raisin schafft die formellen Voraussetzungen für den geplanten Börsengang. Laut Informationen von „Finanz-Szene“ und „Finance Forward“ bereitet das bislang noch als GmbH organisierte Milliarden-Fintech die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft vor, um in einem zweiten Schritt die Rechtsform einer „Societas Europaea“ anzunehmen, also einer „SE“. Ein Indiz für einen kurzfristig anstehenden IPO sei der Schritt allerdings nicht, heißt es in Finanzkreisen. „Vor dem Q2/25 tut sich da nichts“, sagte uns am Wochenende ein Kenner der Vorgänge. Von den großen deutschen Fintechs firmieren bereits die N26 AG sowie die Solaris SE als Aktiengesellschaft. Dagegen sind beispielsweise Trade Republic und Scalable Capital weiterhin als GmbH organisiert.
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Ein Banker unter Haien: Wussten Sie schon, dass der neue N26-Treasurer Harald Bänsch 1.) zu den (wie wir einem Fachportal entnehmen) „bekannten Gesichtern der Meerwasserszene“ gehört, 2.) einen „Fachhandel für Meerwasseraquaristik, Anlagenbau sowie Import tropischer Meerestiere“ betreibt (oder zumindest betrieben hat) und 3.) einer der Autoren des mutmaßlichen Standardwerks „Haie im Mittelmeer“ ist? Gibt’s bei Amazon, übrigens auch in der englischen Fassung, „Sharks of the Mediterranean – An Illustrated Study of All Species“. Gehört bei Lichte betrachtet unter jeden Weihnachtsbaum. Jetzt für 41,14 Euro als Taschenbuch oder für 25,75 Euro die Kindle-Ausgabe: Amazon
Beim Versuch, kurzfristig weitere 100-150 Mio. Euro Funding aufzutreiben (siehe den Scoop unseres Partner-Mediums „Finance Forward“ kürzlich), erhöht Solaris den Druck auf die eigenen Investoren. Wie das „Manager Magazin“ (Paywall) berichtet, hat das Berliner Fintech für den 2. Dezember zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Dort sollen die Bestandsgesellschafter überzeugt werden, die benötigten frischen Mittel schnellstmöglich bereitzustellen – klappe das nicht, stehe sogar eine Abwicklung auf der Agenda. Wie wahrscheinlich dieses Worst-Case-Szenario wirklich ist (oder ob es sich erst einmal nur um die Drohkulisse handelt), bleibt abzuwarten. Laut „Manager Magazin“ sollen über das Wochenende bereits erste Zusagen von Investoren eingetroffen sein, sich an einer weiteren Finanzierungsrunde zu beteiligen.
Als die Zukunft noch besser war, für N26 und überhaupt, da stellten wir mal die steile und – wie sich später herausstellte, grob richtige – These auf, dass N26 bei den Erträgen die 100 Mio. Euro geknackt habe. Round about fünf Jahre ist das jetzt her. Und weil wir auch seinerzeit schon ein unbestechliches Faible für Referenzgrößen hatten, erlaubten wir uns den Hinweis, dass die Berliner Neobank damit umsatztechnisch (aggregierter Zins- und Provisionsertrag) nunmehr ein Viertel der Größe der Comdirect erreicht habe. Was definitiv als Lob gemeint war – damals. Und heute??? Also: Nimmt die gestern vorgestellten neuen N26-Zahlen zur Hand, dann sieht man dort für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte Gesamterträge von rund 440 Mio. Euro. Hieran gemessen ist N26 also jetzt ungefähr so groß, wie die Comdirect es damals war – und gut viermal so groß, wie man es selbst vor fünf Jahren war. Was eigentlich eine schöne Entwicklung ist. Wäre nicht moppernderweise festzuhalten, dass die Zinserträge (die damals nur eine marginale Rolle spielten) heute für rund 50% der Einnahmen stehen. Aus der Metal-Bank von einst ist also still und leise eine Klassik-Bank geworden, die massiv von der Zinswende profitiert, in ihrem Kerngeschäft (Konto und Karte) aber in den letzten Jahren eher so lala gewachsen ist. Oder anders gesagt: Vor fünf Jahren wähnte sich N26 noch grob auf Augenhöhe mit Revolut. Und heute (bzw. gestern)??? Schickte der britische Rivale, was sich wie eine Provokation anfühlte, um 9.46 Uhr die Mitteilung rum, inzwischen bei 50 Mio. Kunden angelangt zu sein. Während N26 im parallel abgehaltenen Jahrespressegespräch dann halt doch nur von 4,8 Mio. Kunden berichten konnte. Wo also steht die Berliner Neobank wirklich (insbesondere auch im Direkt-Vergleich zu Revolut im deutschen Markt)? Wie sind die neuen Zahlen ansonsten einzuordnen? Und ist N26 jetzt wirklich profitabel – oder eher doch nicht? Eine Bestandsaufnahme: FS Premium
N26 hat beim Jahresgespräch am Dienstag nicht nur Einblicke in die aktuellen Geschäftszahlen (siehe hier), sondern parallel auch ein Update zur Produkt-Entwicklung gegeben. Hier der Überblick:
Das Münchner Wealthtech Qplix taucht mit einer durchaus beachtlichen Finanzierungsrunde aus der medialen Versenkung auf: Wie gestern verkündet wurde, erhält der auf Vermögensverwalter spezialisierte Software-Anbieter 25 Mio. Euro Eigenkapital vom Venture-Capital-Investor Partech. Zur Bewertung machen Qplix und der neue Investor keine Angaben. Bestätigt wird lediglich, dass Partech lediglich eine Minderheitsbeteiligung erworben habe – und dass die Deutsche Bank weiterhin zum Cap-Table gehört. Das größte deutsche Geldhaus war 2020 bei Qplix eingestiegen und hält seither 18% an dem Münchner Fintech. Wie sich die Anteilsverhältnisse mit dem Einstieg von Partech verschieben, geht aus der gestrigen Mitteilung nicht hervor.
Qplix ist bereits seit 2012 am Markt, gehört allerdings zu jenen Fintechs, die PR-seitig selten in Erscheinung treten. Laut Linkedin kommt der SaaS-Spezialist, der nach eigenen Angaben derzeit 300 Mrd. Euro Assets „verwaltet“, auf rund 100 Mitarbeiter. Laut letztem verfügbaren Abschluss erwirtschaftete Qplix im Geschäftsjahr 2022 knapp 10 Mio. Euro Umsatz – bei einem Verlust von rund 0,5 Mio. Euro. Das frisch eingeworbene Kapital soll nun für eine schnellere Internationalisierung genutzt werden.
400 Mio. Euro für einen Neobroker, ein paar Informationen – und Vertriebs-Power
So einem Gewitter sagt man ja im besten Fall eine reinigende Wirkung nach. Zumal wenn es, wie zuletzt bei der Solarisbank, gar nicht mehr aufhören wollte zu blitzen und vor allem zu donnern. Abwicklung des UK-Geschäfts. 123 Mio. Euro Abschreibung auf die dortige Tochter. 178 Mio. Euro Verlust. Abbau der Belegschaft um ein Drittel. Indes: Ist damit die Luft jetzt wirklich rein beim jahrelang gehypten „Banking as a Service“-Spezialisten, kommen angesichts der erfolgreichen Migration des ADAC-Kreditkarten-Portfolios bald sogar wieder die ersten Sonnenstrahlen durch? Um es kurz zu machen: Nope! Schon im „Manager Magazin“-Bericht über die Lage der Solarisbank neulich klang durch, dass das Berliner Fintech auf Sicht wieder Geld braucht. Schließlich übersteigt der im vergangenen Jahr verbuchte Fehlbetrag (also die besagten 178 Mio. Euro) das im Frühjahr vermeldete Funding in Höhe von 96 Mio. Euro deutlich, auch wenn einer der Solaris-Investoren darüber hinaus eine „Finanzgarantie“ über 100 Mio. Euro aussprach, wie es damals hieß. Die Sache ist aber nun: Wie Recherchen unseres Partner-Mediums „Finance Forward“ zeigen, ist das mit dem Funding sehr viel dringender als bislang gedacht. Bis Dezember sollen 100-150 Mio. Euro aufgetrieben werden, auch ein möglicher Verkauf wird sondiert, die Deutsche Bank und die BNP Paribas sollen zumindest loses Interesse signalisiert haben. Hier die ganze Geschichte: Finance Forward
Während hierzulande in letzter Zeit kaum größere Finanzierungen vermeldet wurden, geht es anderswo in Europa (und nicht nur dort) diese Woche richtig rund. Ein Überblick über jene Finanzierungen, die zumindest einen indirekten Bezug zum deutschen Markt aufweisen: FS Premium
Die Misere der Berliner B2B-Fintechs – Mambu räumt früheres Headquarter
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