von G. Hädicke, C. Kirchner und H.-R. Dohms, 30. November 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den November 2023:
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Als das Berliner Kernbanken-Fintech Mambu im Juni 2022 die neue Führungsformation um den Gründer und damaligen CEO Eugene Danilkis verkündete, da roch alles nach IPO-Vorbereitung: Vier neue Manager, reichlich Konzern- und Börsengang-Erfahrung, Banking-Background eher weniger (siehe hier). Im Verlauf der nächsten zwölf Monate trübte sich dann aber nicht nur das IPO-Umfeld deutlich ein, sondern gab es auch bei Mambu eine erste gewichtige Änderung in der Aufstellung – nämlich als Danilkis im Juni dieses Jahres abtrat und die Chefposition an einen der vier „Neuen“ ging: den ursprünglich als IT-Chef engagierten Amazon-Mann Fernando Zandona (siehe hier). Doch ist es bei dem Chefwechsel nicht geblieben. Tatsächlich ist Zandona nach seinem Aufstieg der einzige, der von den vier damaligen Neuzugängen im Führungsteam noch übrig ist.
Wie eine Mambu-Sprecherin auf Anfrage von Finanz-Szene bestätigt, hat Tripp Faix, der 2022 als Finanzchef von dem Payment-Anbieter Marqeta kam, die Position abgegeben. Sein Nachfolger ist ein gewisser Jesper Hybholt Sorensen. Der kommt vom Schweizer Konkurrenten Avaloq, wo er ausweislich seines Profils zuletzt als „Group CFO“ agierte.
Wie Mambu zudem mitteilt, hat Sabrina Dar (kam 2022 von Cisco) das Fintech im Oktober verlassen, sie war dort zuletzt „Senior Vice President Commercial“. Auch der 2022 als „Chief Revenue Officer“ geholte Werner Knoblich (kam von der IBM-Tochter Red Hat) ist ausweislich seines Linkedin-Profils gewechselt, und zwar zu einem Nürnberger IT-Unternehmen. Neu im Führungsteam sind Zandonas Nachfolger als IT-Vorstand, Omar Paul (ebenfalls von Amazon), die HR-Chefin Aya Sority sowie der im August gewechselte Information-Security-Chef Frank Krieger.
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Belässt es Commerzbank-Chef Manfred Knof bei nur einer Amtszeit?
Von Squad bis Tribe: So stellt J.P. Morgan seine deutsche Retailbank auf
Die Kreissparkasse Köln hat in dieser Woche zwar gleich zwei künftige Vorstände präsentiert. Dem einen allerdings, Marco Steinbach, gewährte das Kommunalinstitut in der zugehörigen Mitteilung gerade mal ein paar dürre Worte – während dem anderen, Thomas Pennartz, gleich ein länglicher Abschnitt gewidmet wurde. Dass der heute 58-Jährige bis Ende 2017 Chef der auch nicht ganz kleinen Kreissparkasse Heinsberg war (Bilanzsumme heute: 4,1 Mrd. Euro), erfährt man da. Und dass er seitdem als Geschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands agiert, einer der mächtigsten Regional-Lobbys überhaupt in der S-Finanzgruppe.
Und so einer wechselt vom RSGV in Düsseldorf zur KSK in Köln, um dort als einfacher Vorstand dem Ruhestand entgegen zusegeln? Kann natürlich sein. Allerdings kursiert in rheinischen Sparkassen-Kreisen dieser Tage eine andere Erzählung. Demnach soll Pennartz ausersehen sein, mittelfristig die Nachfolge des langjährigen KSK-Köln-Chefs Alexander Wüerst (63 Jahre) anzutreten – ein Gerücht, das weiter angefacht wurde durch einen Satz in der Mitteilung von Dienstag. Demnach dient der jetzige Vorstandsumbau nämlich auch dem Zweck, „bei künftigen personellen Änderungen im Vorstand Nachfolgeregelungen gestalten zu können“. Eine Sprecherin der KSK Köln wollte keine Stellungnahme abgeben.
Die Umweltbank wechselt unvermittelt ihren Chef aus. Wie das Nürnberger Öko-Institut gestern mitteilte, wird der Vorstandsvorsitzende Jürgen Koppmann sein Amt trotz laufenden Vertrags zum Jahresende niederlegen. Der 55-Jährige begründete den Schritt damit, dass sowohl die Bank als auch er selber „eine Veränderung brauchen“. Interimsmäßig soll nun erst einmal Koppmanns Vorstandskollegin Heike Schmitz die Geschäft übernehmen; sie war vor knapp drei Jahren von der Commerzbank zur Umweltbank gewechselt. Die Suche nach einer dauerhaften Nachfolge-Lösung laufe.
Zu den Hintergründen von Koppmanns Demission wollte sich die Umweltbank gestern auf Nachfrage zwar nicht äußern. Fest steht allerdings, dass das Spezial-Institut von der Zinswende kalt erwischt worden war und entsprechend unter Druck steht, siehe zu Jahresbeginn unsere Recherchen –> Die Rache der Passivseite: Wie die Umweltbank in die Bredouille geriet sowie –> Alles noch viel schlimmer: Die acht Probleme der Umweltbank. In der Folge kassierten der Vorstand die Jahresprognose – und die Aktie, die vor der Zinswende noch bei mehr als 20 Euro notiert hatte, rauscht ab auf zuletzt nicht einmal mehr 8 Euro.
An dem Münchner Fintech Neoshare (ehemals Neoloan) sind mindestens drei Dinge bemerkenswert:
So verkündete das Fintech just gestern, dass Markus Dauber, früherer Vorstandschef der als „Gestalterbank“ firmierenden Groß-Volksbank in Offenburg, als „Chief Investment Officer“ bei Neoshare anfängt (wobei Dauber, anders als es sein Titel vermuten lassen würde, nicht die Anlage-Strategie verantworten, sondern „strategische Partnerschaften“ mit etablierten Finanzdienstleistern aufbauen soll). Dazu passt, dass letzte Woche bereits die Verpflichtung von Andrea Kemmer als Operations-Chefin publik geworden war. Sie arbeitete bislang als Generalbevollmächtige für die Evangelische Bank, also ebenfalls ein genossenschaftliches Institut.
Auch darüber hinaus weist Neoshare eine vergleichsweise hohe Banker-Dichte auf: Vertriebschef und Geschäftsführer Sascha Baran wechselte vor einem Jahr von der SSK Düsseldorf (wo er die gewerbliche Immobilienfinanzierung verantwortete) nach München. Eine weitere Managerin, nämlich Mareike Anders, kam in diesem Jahr von der Sparkasse KölnBonn.
Nachdem J.P. Morgan die Pläne für den Aufbau einer deutschen Retailbank inzwischen offiziell bestätigt hat, schält sich nun auch heraus, wer der operative Kopf hinter dem Projekt zu sein scheint – nämlich: der frühere mBank-Manager Jakub Fast. Der war 2020/21 bereits am Aufbau von J.P. Morgans britischer Digitalbank „Chase“ beteiligt. Inzwischen firmiert er laut seinem „Linkedin“-Profil als „Head of Europe“ von Chase und gibt als Dienstort Berlin an. „Jakub Fast ist derjenige, bei dem die Fäden derzeit zusammenlaufen“, sagt einer, der einigermaßen Einblick in das Projekt hat. Dazu passt auch, dass der frühere McKinsey-Mann die in Berlin ausgeschriebenen Stellen für das Projekt seit Wochen auf seinen Social-Media-Profilen bewirbt.
Besonders bei der Commerzbank – also der Mutter der polnischen mBank, für die Fast von 2016 bis 2019 tätig war – dürfte man mit Interesse (und vielleicht ja auch mit einigem Argwohn) verfolgen, inwieweit J.P. Morgan mit ihren Berlin-Plänen Erfolg hat. Denn: Jakub Fast ist einer von mehreren früheren mBank-Managern, die 2017/18 in das sogenannte „Copernicus“-Projekt der Commerzbank involviert waren – und die nun Teil des Berliner J.P.-Morgan-Teams sind. Nur zur Erinnerung: Die Commerzbank wollte damals mithilfe der mBank eine europäische Digitalbank aufsetzen, sogar eine „Copernicus Germany GmbH“ war bereits gegründet. Einer der beiden Geschäftsführer: Jakub Fast. Letztlich allerdings cancelte der Commerzbank-Vorstand (damals noch unter Führung von Martin Zielke) die Pläne. Sieht fast ein bisschen so aus, als würden Fast und einige seiner Mitstreiter die damalige Idee nun unter neuer Flagge umsetzen.
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Neuer CEO, neue Strategie: Genos verordnen Fincompare einen Re-Start
… dass die Berenberg Bank wieder mal wegen ihrer eher restriktiven Home-Office-Regeln (siehe unsere Artikel zum Thema hier) in die Schlagzeilen geraten ist? So berichtet das „Private Banking Magazin“, der jüngste Abgang der dreier Berater Le Duy Nguyen, Markus Wehner und Katja Schwarz am Standort Düsseldorf habe auch damit zu tun gehabt, dass Berenberg auf ausgeprägte Präsenz setzt. Eine Sprecherin wollte sich konkret zu dem Fall nicht äußern.
Die Deutsche Bank verliert einen ihrer führenden Köpfe in der Corporate Bank – nämlich Daniel Schmand, der innerhalb der Sparte zuletzt als „Global Head of Operations and Institutional Cash Management“ firmierte. Der 59-Jährige gehe zum Jahresende in den Ruhestand, heißt es aus den Doppeltürmen – wodurch einige Umbauten losgetreten werden:
Liow, Hergass und Sullivan ziehen zudem ins Executive Committee der von David Lynne geleiteten Unternehmensbank ein.
Wie es weiterhin heißt, wird Schmand in einer Übergangsphase bis voraussichtlich Ende 2024 noch beratend tätig sein. Der Manager, ein bekanntes Gesicht im Transaction Banking, hatte seine Laufbahn 1987 als Trainee bei der Deutschen Bank begonnen und stieg dort über die Jahre bis zum „Global Head of Trade Finance“ auf, bevor er seine momentanen Funktionen übernahm.
Der Deutschland-Chef von Morgan Stanley, Oliver Behrens, soll Aufsichtsratsvorsitzender der DWS werden – und damit Nachfolger Karl von Rohrs. Die Wahl sei für die Hauptversammlung am 6. Juni geplant, heißt es in einer Mitteilung der Deutsche-Bank-Tochter. Behrens leitet seit 2015 das Deutschland-Geschäft von Morgan Stanley, zwei Jahre später übernahm er zusätzlich den Vorstandsvorsitz bei der in Frankfurt angesiedelten Europa-Einheit. Seine Positionen bei der US-Investmentbank wird er vor seinem Amtsantritt bei der DWS niederlegen.
Die Entscheidung für Behrens ist insofern naheliegend, als der Manager nicht nur die Fondsbranche bestens kennte – sondern der Deutschen Bank entstammt, für die er bis 2005 mehr als 30 Jahre lang tätig war, zuletzt als Sprecher der Geschäftsleitung der Asset-Management-Sparte (sprich: der DWS). Danach gehörte er fast zehn Jahre dem Vorstand de Konkurrenten Deka an, bevor er 2015 schließlich bei Morgan Stanley andockte. Die Mutmaßungen, Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke könnte den Aufsichtsvorsitz der Fondstochter übernehmen, haben sich somit erledigt. Moltke wird stattdessen als einfaches Mitglied in das Kontrollgremium einziehen.
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… dass der langjährige Giropay-Chef Jörg Schwitalla (genau genommen führte er das Unternehmen von 2009 bis 2020 – also zu Zeiten, als Giropay noch nicht zu Paydirekt gehörte, sondern eher das Stiefkind der deutschen Kreditwirtschaft war) an was Neuem arbeitet? So tauchte der Manager dieser Tage in einem recht großen „SZ“-Artikel als Macher der „SocialCard“ auf, einer speziell für Geflüchtete entwickelten Bezahlkarte, die Schwitalla „bald in deutschen Städten an den Start bringen“ will. Die Firma hinter der Geschäftsidee übrigens nennt sich: „Publk GmbH“.
Deutschlands Banken, so scheint’s, wechseln derzeit reihum ihre Lobbyisten. So zieht für die Commerzbank ja neuerdings der frühere Brüssel-Vertreter Thilo Schweizer durch Berlin (anstelle des zum BdB gewechselten Heiner Herkenhoff) – während sich die ING Diba zum neuen Jahr von Valerie Schürenkrämer (bislang „Business Managerin“ von Vorstandschef Nick Jue) vertreten lassen wird, anstelle von Ulrich Ott, der eine beratende Funktion innerhalb der Oranje-Bank erhalten soll. Die Deutsche Bank wiederum präsentierte im August den vormaligen Blackrock-Mann Stephen Fisher als neuen globalen Cheflobbyisten. Für ihn weicht wiederum Sven Afhüppe (wobei Fisher den Job von London und Brüssel aus erledigen soll, nicht von Berlin aus).
Zu alldem passt, dass nun auch die DKB eine neue „Director Public & Government Affairs“ angeheuert hat – wobei es sich pikanterweise um Greta Schulte handelt, die bislang für den Stadtrivalen N26 lobbyierte (in diesem Kontext ebenfalls interessant: Erst diesen Sommer hatten wir ja berichtet, dass N26 seinen einst von der Deutschen Bank gekommenen Cheflobbyisten Jan Böhm verliert). Nur zur Erinnerung; Kürzlich erst hatte die DKB mitgeteilt, der ING Diba deren „Head of Daily Banking & Payments“ Laura Wirtz abgejagt zu haben. Offenbar bedient sich die Berliner Direktbank neuerdings bevorzugt bei der unmittelbaren Konkurrenz.
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Bank-Verlag mutiert zum Alumni-Treff. Und rund 100 weitere Oktober-Personalien
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