von Heinz-Roger Dohms, 7. Juli 2025
Es bewegt sich was im hiesigen Wertpapiergeschäft. Da ist die Targobank, die mit ihrem vor zwei Jahren konzipierten Brokerage-Angebot (siehe unser damaliger Scoop) an diesem Donnerstag nun endlich live gehen will, wie letzte Woche verlautete. Und da ist die Deka, bei der man sich ja aus guten Gründen fragt, ob sie den Machtkampf mit einzelnen Sparkassen-Oberen nur deshalb riskiert (und letztlich gewonnen) hat, weil sie der DWP Bank ein bisschen B2B-Geschäft abjagen will. Oder ob nicht mehr dahintersteckt?! Nämlich die Idee, dass sich die Deka mit ihren künftigen „Volldepots“ möglicherweise – zumindest perspektivisch und optional – gegenüber Trade Republic in Stellung bringen könnte. Jedenfalls: Zumindest auf den ersten Blick passt zu genau diesen Meldungen der letzten Tage auch eine Beobachtung, die sich seit Ende vergangener Woche in den Untiefen der ING-Diba-Website machen lässt. Dort nämlich ging unvermittelt eine neue Landingpage live, hinter der sich ein Gratifikationssystem (neudeutsch: Loyalty-Angebot) speziell für Wertpapierkunden verbirgt. Offizieller Name: „Investing-Programm“. Simple Idee: Wer besonders viel tradet, soll dafür künftig belohnt werden. Ist auch das eine Reaktion auf Trade Republic? Jein. Oder vielleicht sogar: nein. Nach Informationen von Finanz-Szene soll das Loyalty-Konzept nämlich schon bald auf andere Produktbereiche ausgeweitet werden – offenbar eine erste inhaltliche Duftmarke des neuen Vorstandschefs Lars Stoy. Hier die Details: FS Premium
Commerzbank, BPM, Sabadell – wieso sind die Abwehrkämpfe (bislang) so erfolgreich? Von einem Triumphzug zu sprechen, wäre sicherlich verfrüht. Ein wenig medial abfeiern lässt sich Bettina Orlopp zuletzt aber dann doch schon mal. Im Mai das große Porträt in der Zeit (Titel: „Die Abwehrchefin“). Im Juni große Porträt im Stern (Titel: „Sie ist eine Bank“). Das hätte sich Unicredit-Chef Andrea Orcel auch nicht träumen lassen, als er im letzten September zum Angriff auf die Commerzbank blies – also dass ein Dreivierteljahr später nicht ihm, sondern seiner Gegenspielerin aus Frankfurt die schönen Headlines geflochten werden (während er selbst in Berlin wie ein Bittsteller von einer Tür zur nächsten verwiesen wird) …
… Wiewohl, bei Lichte betrachtet hat Orcel ja sogar noch andere, oder sagen wir akutere Sorgen. Während seine Attacke auf die Commerzbank nämlich erst einmal nur ins Stocken geraten ist, scheint sein paralleler Griff nach dem Banco BPM sogar komplett zu scheitern. Wozu passt, dass aus Spanien zuletzt Meldungen kamen, wonach die BBVA beim Versuch der Sabadell-Übernahme ebenfalls in einer Sackgasse gelandet sein könnte. Ist es das, was am Ende bleiben wird von der vermeintlichen Konsolidierungswelle im europäischen Bankenmarkt? Eine Reihe sehr großer, aber letztlich halt geplatzter Deals? Ein paar grundsätzliche Einordnungen: FS Premium
Hans-Joachim Reinke, meinungsfreudiger Chef der Union Investment, hält offenbar eher wenig von der These, dass im Genosektor genereller Reformbedarf besteht. Nachdem in der genossenschaftlichen Finanzgruppe zuletzt Stimmen lauter wurden, wonach Stützungsfälle wie Schmalkalden oder Düsseldorf-Neuss womöglich mehr als nur Einzelfälle sein könnten, sagte Reinke laut „Bloomberg“ Paywall) letzte Woche am Rande der großen Geno-Tagung in Berlin: „Wir sollten nicht irgendwelche Heckenschützen, die unser Nest – und das sind wir selber – beschmutzen, auch hier immer dulden. Sondern wir sollten zusammenstehen in Solidarität.“
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