von Christian Kirchner, 3. November 2022
Die ING Deutschland* hat im Q3 ein Vorsteuerergebnis von 330 Mio. Euro erwirtschaftet. Der Gewinn fiel damit um ein Fünftel höher aus als vor einem Jahr (und übrigens auch verglichen mit dem direkten Vorquartal), wie aus heute Früh veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Getrieben wurde das Ergebnis vor allem von zwei Faktoren:
Im für die ING Deutschland enorm wichtigen Geschäft mit der privaten Baufinanzierung ist von dem branchenweiten Einbruch im Neugeschäft noch wenig zu sehen. Insgesamt belief sich das Kreditvolumen zum Quartalsende auf 84,9 Mrd. Euro – in der Bilanz-Lesart der niederländischen Mutter. Das entspricht zwar einem minimalen Rückgang von 0,4 Mrd. Euro zum Vorquartal.
Allerdings scheinen die massiven Einbrüche im Neugeschäft, über die andere Banken und Bundesbank-Daten insbesondere im September hindeuten, bislang an der ING Diba vorbeizugehen. Denn von einem sinkenden Kreditvolumen ist bei der ING nichts zu sehen: Wie aus der Mitteilung der ING zu den Zahlen hervorgeht, stieg das ausgereichte Volumen der Baufinanzierung in Deutschland-Geschäft im dritten Quartal von 88,7 Mrd. Euro auf 90,2 Mrd. Euro – ein Anstieg, der mit einem Einbruch des Neugeschäfts kaum darstellbar wäre. Lediglich in der IFRS-Lesart ergibt sich ein leichter Rückgang des deutschen Baufi-Bestandsvolumens um 400 Mio. Euro auf 84,9 Mrd. Euro – aber auch das ist keine Entwicklung, die auf Einbrüche im Neugeschäft in der Größenordnung von 40% und mehr hindeuten, über die andere Baufi-Akteure für die zweite Hälfte des dritten Quartals hierzulande berichteten.
Äußerst überschaubar blieb auch die Risikovorsorge. Netto bildete die deutsche ING hier nur 19 Mio. Euro, wobei im Firmenkundengeschäft nach einem 400-Mio- Euro-Schwinger im Startquartal (siehe hier) 24 Mio. Euro wieder aufgelöst werden konnten und im Retail-Geschäft 43 Mio. Euro neu gebildet wurden. Somit betrugen die Risikokosten lediglich 6 Basispunkte des ausgereichten Kreditvolumens. Mit 108 Mio. Euro Gewinnbeitrag lag das Firmenkundengeschäft (bei weitgehend unverändertem Kreditvolumen) zudem wieder auf dem Niveau der zuvor üblichen Gewinnbeiträge.
Bereits ohne wesentliche Veränderung der Konditionen – die ING Diba hatte erst zu Beginn des laufenden Quartals für Anfang Dezember höhere Einlagenzinsen auf das populäre Extra-Konto angekündigt – beginnen auch die Einlagen wieder zu klettern. Sie belaufen sich nun auf 134,5 Mrd. Euro, das entspricht gut 4 Mrd. bzw. 3% mehr als per Ende Juni.
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*Alle Angaben stammen aus dem heute früh veröffentlichten Q3-Bericht der niederländischen ING Groep und beziehen sich auf deren Deutschland-Geschäft. Wenn wir also von „ING Deutschland“ oder „ING Diba“ sprechen, ist das nicht zu 1.000% korrekt – ganz genau müsste „Deutschland-Geschäft der ING Groep“ heißen.
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