von Heinz-Roger Dohms, 8. August 2019
Hatten wir die Commerzbank nach ihren Q1-Zahlen noch mit einem „Mittelspurkriecher“ verglichen, bleibt nach dem Blick in die Q2-Zahlen festzuhalten: Die Gelbbank blinkt! Doch dummerweise nicht nach links – sondern nach rechts. Um 7,1% ging es gestern für die ohne gebeutelte Aktie runter, ein unübersehbarer Hinweis, dass die Investoren – ähnlich wie zuletzt bereits bei der Deutschen Bank – ein „Weiter so“ nicht mehr akzeptieren. Denn Bremsspuren finden sich in den Quartalszahlen reihenweise: Der Vorbau auf Kreditausfälle frisst die Kostenersparnisse annähernd auf. Bei den Erträgen geht es trotz Neukundenwachstums nicht vorwärts. Und dass die gestiegene Risikovorsorge mit „Einzelfällen“ begründet wird, ist im Spätherbst des Aufschwungs auch nicht unbedingt glaubhaft. Unsere Analyse: Finanz-Szene.de
Bevor es jetzt allerdings wieder heißt, Finanz-Szene.de würde immer nur schlechte Laune verbreiten: Eine andere hiesige Großbank, nämlich die HVB, hat sich abgelaufenen Vierteljahr den (Zins-)Umständen entsprechend wacker geschlagen. Zwar gab es laut der Segment-Berichterstattung der Mutter Unicredit leichte Rückgänge bei den Erträgen (-4%). Die gab es allerdings mit minus 3% auch bei den Kosten – und der Gewinn legte gar um 10% auf 183 Mio. Euro zu, während die Eigenkapitalrendite jetzt bei 9,4% liegt (vergleichen Sie das mal mit Deutscher Bank und Coba …). Wie das mit dem Gewinnanstieg geht bei Erträgen, die schneller sinken als die Kosten? Die Risikovorsorge für faule Kredite ist bizarr niedrig, betrug in Q2 gerade einmal 4 Mio. Euro. Und das, obwohl die Bank den Kreditbestand um gut 8 Mrd. Euro ausgeweitet hat. Was insofern erstaunt …
… als die Zahlen der Unicredit diametral anders ausfielen. Die musste nämlich ihre Risikovorsorge um 41% auf gut 700 Mio. Euro erhöhen und geht nun auch bei den Erträgen fürs Gesamtjahr von einem Rückgang in der Größenordnung von 5% aus. Kurz: Es regnet von gleich mehreren Seiten in die Italo-Bank (Zinsen, Provisionen, Kreditausfälle), die Aktie krachte gestern genau wie die der Coba um 7%. Womit immer offenkundiger wird: Herr Mustier hat ganz andere Sorgen, als über einen Kauf der Commerzbank nachzudenken. Mitteilung
Und Wirecard? Ach, Wirecard – immer das Gleiche. Laut gestrigen Q-Zahlen plus 36% beim Gewinn, plus 37% beim Umsatz und plus 45% beim Cash Flow. Putzig die Prognose-Anhebung. Beim Ebitda rechnet der Payment-Spezialist fürs Gesamtjahr nun mit 765 Mio. bis 815 Mio. Euro statt 760 Mio. bis 810 Mio. Euro – mithin also 0,6% mehr. Das sind mal Tüftler. Mitteilung
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