von Georgia Hädicke, 30. April 2024
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den April 2024:
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Das Berliner Fintech Upvest rüstet in der Führungsebene auf: Wie Finanz-Szene exklusiv vorab erfahren hat, wechselt Jonathan Brander im Juni als COO in die Geschäftsleitung des „Investment as a Service“-Spezialisten. Brander fungierte im vergangenen Jahr kurzfristig als Geschäftsführer der Münchner FNZ Bank (also der früheren Ebase) – eine Tätigkeit, die er in Personalunion mit seinem Job als „COO Europe“ des britischen Mutterkonzerns, der FNZ Group, ausübte. Zudem holt Upvest eine neue Personalchefin an Bord, nämlich die Meta-Managerin Rebekah Fox, welche in den vergangenen neun Jahren beim Facebook-Mutterkonzern unter anderem für das europäische Personal-Management zuständig war.
Zwei Manager also, die von großen Playern kommen und somit die ambitionierte Wachstumsstrategie von Upvest untermauern: Erst letztes Jahr hatten die Berliner trotz allgemeiner Funding-Flaute weitere 30 Mio. Euro eingesammelt (siehe unsere damalige Analyse -> „Ist Upvest so gut wie die Solarisbank?“), seit diesem Jahr stellt das Unternehmen die Infrastruktur hinter der neuen Trading-App von N26. Weitere prominente Kunden sind Revolut und Raisin. Ob die künftige Führungsmannschaft Upvest in die Lage versetzt, sich zunehmend auch bei klassischen Banken als Partner für die Wertpapierabwicklung zu positionieren? Man darf gespannt sein.
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Im Vorstand der L-Bank, also der baden-württembergischen Förderbank, kommt es zu einer thematischen Neuverteilung. Laut Informationen von Finanz-Szene gibt Vorstandschefin Edith Weymayr die Zuständigkeit für Governance und Compliance an Kollegin Iris Reinelt ab – diese wiederum überlässt im Gegenzug Weymayr die Zuständigkeit fürs Rechnungswesen und für Finanzen. Gelten soll die neue Struktur ab Anfang Mai. Begründet wird der neue Zuschnitt mit der jüngsten MaRisk-Novelle. Diese sieht eine klarere Funktionstrennung bei Banken mit einer Bilanzsumme ab 70 Mrd. Euro vor: Demnach darf das fürs Risiko-Controlling zuständige Vorstandsmitglied (und genau das ist Iris Reinelt) nicht zugleich auch fürs Rechnungswesen und Finanzen bzw. für Organisation und IT zuständig sein.
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Der Founder-Exodus in der Berliner Fintech-Szene setzt sich fort: Diesmal sind es die beiden Gründer des Payment-Unternehmens Viafintech („Barzahlen“), Sebastian Seifert und Achim Bönsch, die nach 13 Jahren an der Spitze ihres Unternehmens von Bord gehen, wie Seifert auf Anfrage von Finanz-Szene bestätigte. Die Demission erfolge „planmäßig und in gegenseitigem Einvernehmen“ mit dem Mutterkonzern, dem britisch-österreichischen Bezahldienstleister Paysafe, welcher Viafintech vor rund drei Jahren übernommen hatte (siehe dazu unseren Archiv-Artikel -> „Der 2. Exit von Barzahlen“).
Bei der Nachfolge setzt der Mutterkonzern komplett auf interne Besetzungen. Thomas Lewicki und Weina Wang sind Eigengewächse von Viafintech. Lewicki startete dort 2016 als Firmenjurist, Wang kam 2018 als „Head of Retail“. Georg Fikar wiederum kommt vom österreichischen Teil von Paysafe und firmiert dort seit letztem Jahr als Managing Director.
Bei den hiesigen „Country Managern“ großer ausländischer Fintechs handelt es sich oftmals um Leute, die selbst wir hier (obwohl wir grob veranschlagte 31% unserer redaktionellen Kapazitäten darauf verwenden, der Fintech-Branche beim Erwachsenwerden zuzuschauen) im Zweifel lieber noch mal googeln. Der Deutschland-Chef von Revolut zum Beispiel: Irgendwas mit Zappa? Oder Zola? Ach, nein, Wiktor Stopa, so war’s. Garantiert ein sehr, sehr fähiger Mann! Aber keiner, den wir ohne weiteres erkennen würden, wenn wir ihm demnächst bei der „Finance Forward“-Konferenz über den Weg laufen.
Ein bisschen anders liegen die Dinge bei Lukas Zörner. Der nämlich avancierte, da war gefühlt gerade volljährig, schon 2017 zum Produktchef bei der Konto-App Penta. Nach dem Abgang von CEO Marko Wenthin wurde Zörner sowas wie der Interimschef, machte dann nochmal Platz für den neuen Penta-Chef Markus Pertlwieser, übernahm nach der Übernahme durch Qonto dann aber endgültig das hiesige Regiment – und war seitdem Kopf sowie Gesicht und Stimme des französischen Fintechs in Deutschland. Nun jedoch: Ist Zörner, 31, eher unvermittelt ausgestiegen bei Qonto. „Auf eigenen Wunsch“ und um sich „neuen unternehmerischen Projekten zu widmen“, wie uns zugetragen wird. Mal sehen, was damit gemeint ist.
Fünf Monate nach ihrem vorzeitigen Abgang bei der Sparda München (siehe hier) schlägt die Ex-Vorständin Silke Schneider-Wild bei einem der Schwester-Institute auf – nämlich bei der in Mainz ansässigen Sparda Südwest. Wie deren Website zu entnehmen ist, wird Schneider-Wild dort Anfang Mai an in den Vorstand einziehen. Das Gremium wächst durch den Neuzugang auf künftig vier Mitglieder, die Aufgaben werden neu verteilt. So soll sich Schneider-Wild, wie die Bank mitteilt, künftig vor allem um die „Prozessoptimierung und digitale Transformation“ des Hauses kümmern.
Das alles ist insofern spannend, als Schneider-Wilds Name eng verbunden ist mit dem missglückten Kernbanken-Abenteuer der Sparda München und sechs weiterer Sparda-Banken (siehe unser Themen-Dossier hier). So war die heute 44-Jährige unter anderem einige Monate lang Geschäftsführerin des eigens für das Projekt gestarteten Joint Ventures „Sopra Financial Technology“. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Insider in Hintergrundgesprächen betonen, Schneider-Wild zähle nicht zu den Hauptverantwortlichen für das Desaster.
Ihr neuer Arbeitgeber jedenfalls, die Sparda Südwest, gehört zu jenen vier Banken der Gruppe, die an dem Sopra-Projekt nicht beteiligt waren, sondern bereits 2018/2019 zum genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia (damals noch Fiducia & GAD) gewechselt waren. Wobei dieser Wechsel auch nicht ganz reibungslos verlief, kostete er die Mainzer zwischenzeitlich doch 22% ihres Provisionsgeschäfts (siehe –> Provisionsgeschäft der Sparda Südwest kracht nach IT-Umzug um 22%).
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Bei der C24 Bank firmiert Lasse Schmid satte 36 Monate nach seiner Verpflichtung nun nicht mehr als Generalbevollmächtigter – sondern als Geschäftsführer (was er gefühlt ja eh schon war). Der mutmaßliche Grund, dass es mit dem Bafin-Führerschein nicht flotter ging: Schmid entstammt nicht der Bankenbranche, sondern (wie gefühlt jeder Check24-Manager) der Beraterfirma Bain. Von 2017 bis 2021 führte er dann die Energievergleichs-Tochter der Münchner Gesellschaft, seitdem leitet er die Geschicke der Banktochter. Alles in allem hat die C24 Bank ihr Führungspersonal seit der Gründung 2020 damit gut durchrotiert: So ist der zum Launch verpflichtete frühere Targobank-Chef Franz-Josef Nick inzwischen ebenso raus wie Check24-Urgestein Matthias Orlopp (beides hatten wir ja schon vermeldet). Einzige Konstante in der Geschäftsführung ist der Marktfolge-Mann Robert Genz (ehemals Ikano Bank, Hyundai Capital Bank Europe).
Als der damals scheidende Bafin-Chef Felix Hufeld vor drei Jahren eine Abschieds-Mail in die Branche schickte, formulierte er darin das Ziel, nach der Cooling-Off-Phase „ein kleines aber feines Portfolio von Mandaten zu übernehmen“. Im Falle der „d.i.i. Deutsche Invest Immonbilien“ hat das nur so mittelgut geklappt. Die nämlich meldete vergangene Woche bekanntlich Insolvenz an. Einer der Aufsichtsräte: Hufeld.
Flatex Degiro verliert einen seiner profiliertesten Manager: Wie Finanz-Szene erfahren hat und das Unternehmen auf Anfrage bestätigt, hat der frühere „Head of Brokerage“ Stefan Armbruster den Frankfurter Online-Broker schon vor Wochen verlassen. Stattdessen wird der Bereich nun von einer Doppelspitze bestehend aus Moritz Karge (kam letztes Jahr von der Hyundai Capital Bank Europe) und Florian Kulla (ehemals Morgan Stanley, seit 2016 bei Flatex) geleitet.
Die Hintergründe der Trennung sind unklar – wobei der geräuschlose Abgang insofern bemerkenswert ist, als Armbrusters Verpflichtung im Jahr 2020 (er kam damals von Vontobel) noch als kleiner Coup gehandelt wurde. Dazu muss man wissen: Im Ertragsmix von Flatex spielt das Geschäft mit Retail-Zertifikaten eine wichtige Rolle. Und Armbruster gilt als Experte genau für dieses Feld. So hatte er noch in den Nuller-Jahren unter anderem das entsprechende Geschäft für ABN Amro und die Deutsche Bank mit aufgebaut und geleitet, bevor er dann in Frankfurt das europäische Zertifikate-Geschäfts von Vontobel führte.
Bei Flatex saß Armbruster bis 2021 sowohl im Executive Committee als auch im Vorstand des übernommenen Brokers Degiro – firmierte zuletzt jedoch nur noch als „Branch Manager“. Wo er als nächstes hingeht, ist noch nicht bekannt.
Das Privatbanker-Karussell am Standort Hamburg (siehe unseren Deep Dive aus dem Januar) dreht sich wieder auf Hochtouren. Nachdem neulich bereits die Quirin Bank (neuer Niederlassungsleiter) und die Deutsche Bank (neuer Marktgebietsleiter) ihre Nord-Niederlassungen aufgeforstet hatten, gibt’s zum Quartalswechsel gleich mehrere Personalien-News aus der Hansestadt zu vermelden (wobei wir uns, was die Quellenlage angeht, aufs „Private Banking Magazin“, Linkedin und die Institute selbst berufen):
ING-Diba-Risikochefin geht zur BayernLB. Und >70 weitere März-Personalien
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