von Heinz-Roger Dohms, 8. Februar 2023
Als nicht-deutscher Player taucht Adyen bei Finanz-Szene ja nur vereinzelt auf, es sei denn, wir brauchen das Unternehmen als Benchmark, um die (zumindest im Jahr 2018 noch sehr steile) These durchklingen zu lassen, dass ein hiesiger Milliardenkonzern eine Marge aus Phantasialand ausweist. Schaut man nun allerdings auf die gestern vorgelegten 2022er-Zahlen von Adyen, dann stellt sich notwendigerweise die Frage: Wenn ein Unternehmen derart krass expandiert wie Adyen – expandiert es dann nicht notwendigerweise auch in den deutschen Markt, selbst wenn der deutsche Markt das vielleicht noch gar nicht so mitbekommt?
Der Reihe nach: Adyen ist ein 2006 gegründeter niederländischer Payment Service Provider, der an der Amsterdamer Börse vor nicht allzu langer Zeit deutlich mehr wert war als die ING Groep. Wir haben es also, platt gesagt, mit einem Wirecard in echt zu tun, mit dem Unterschied freilich, dass Adyen ein beträchtliches Stück größer ist, als es das echte (also nicht-echte) Wirecard jemals war. Jedenfalls: Die typischen Adyen-Kunden sind große, international tätige Digital-, E-Commerce- und Plattform-Unternehmen wie Ebay, Booking, Spotify oder Uber. Hierzulande gibt es von solchen Playern bekanntlich nicht allzu viele. Allerdings: Als beispielsweise Zalando vor zwei Jahren einen Abwickler für seine internationalen Kreditkarten-Zahlungen sucht, da fiel die Wahl (natürlicherweise, möchte man fast sagen) auf Adyen …
Die spannende Frage ist nun, wie tief das Interesse Adyens am deutschen Markt reicht. So ganz klar ist das bislang nicht. 2018 wurde die erste hiesige Country Managerin installiert (die inzwischen zur Europachefin aufgestiegene Alexa von Bismarck), für 2019 wies der Geschäftsbericht dann 28 hiesige Mitarbeiter aus, 2021 waren es schon 58 – und irgendwann um diese Zeit herum kam auch die Meldung, Adyen biete seinen stationären (!), deutschen (!) Händlern nun auch die Integration der Girocard an. Das klang dann nicht mehr nach Spotify und weiter Welt. Sondern eher nach einem handfesten Wettbewerber für, sagen wir, Payone oder die VR Payment, also für die Zahlungsdienstleister der Sparkassen bzw. Volksbanken …
Was nun an den aktuellen Zahlen bemerkenswert ist: Nicht nur der Umsatz (plus 33% auf 1,3 Mrd. Euro) und das prozessierte Volumen (+49% auf 768 Mrd. Euro) sind 2022 weiter gestiegen – sondern im Gegensatz zu vergleichbaren internationalen Playern wie Checkout oder Stripe hat Adyen die Belegschaft 2022 nicht etwa reduziert, sondern um komplett kontraintuitive 53% (!!!) auf 3.332 Vollzeitkräfte ausgebaut. Zum deutschen Markt (wo neben Zalando auch Boss und Flixbus zu den Kunden gehören) wurden gestern zwar keine Zahlen kommuniziert. Dafür aber, dass Adyen jetzt als „exklusiver Zahlungsdienstleister des FC Bayern München“ firmiert. Und, bevor wir’s vergessen: In den AGB eines bekannten deutschen Fintechs („Trade Republic ermöglicht den Service „Sofort verfügbares Handelsvolumen“ zusammen mit der Adyen N.V.“) tauchen die Niederländer inzwischen auch auf.
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