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Plötzlich wieder mit Vorstand – warum Fidor jetzt doch nicht liquidiert wird

Die Geschichte der Fidor Bank hat viele Wendungen genommen in den letzten Jahren (siehe unser Unternehmens-Dossier hier) – doch die jüngste gehört zweifellos zu den skurrilsten. Denn: Eigentlich soll die Münchner Challenger-Bank ja bis Mitte 2024 liquidiert werden. Und tatsächlich hatte der Eigentümer, also die französische Großbank BPCE, zu diesem Zwecke zwei Abwickler eingesetzt. Einmal Laurent Poiron, ehemaliger Deutschland-Manager der BNP Paribas. Und zum zweiten den BPCE-Abgesandten Pascal Cirelli. Doch plötzlich: Firmieren Poiron und Cirelli nicht mehr als Abwickler. Sondern als Vorstände.

Dabei hat sich laut Recherchen von Finanz-Szene an den grundsätzlichen Plänen, die Fidor Bank zu begraben, nichts geändert. Laut jüngster Beschlusslage soll die Banklizenz wie geplant aufgegeben werden, gegenüber dem Aufsichtsrat bestätigten Poiron und Cirelli, dass „alle erforderlichen Meilensteine für die Rückgabe der Banklizenz vor Juni 2024 erreicht werden“. Allerdings: Da sich die Bearbeitung des entsprechenden Antrags bei der Bafin offenbar hinzieht, soll die Frist für die Abwicklung jetzt erst einmal verlängert werden. Was auch bedeutet, dass die notwendigen Mitarbeiter (es geht vor allem um Regulierung und IT) statt bis Juni bis Dezember in der Bank bleiben sollen.

Das allerdings ist nicht der Grund, warum die Fidor nun doch noch nicht abgewickelt wird. Stattdessen geht es ausweislich des Protokolls zur jüngsten AR-Sitzung um eine mögliche Steuerersparnis in Höhe von satten 126 Mio. Euro. Diese, so heißt es dort, könne nur dann realisiert werden, „wenn das Unternehmen nach Rückgabe der Banklizenz weitergeführt wird“. Der Aufsichtsrat von Fidor empfahl daher dem eigenen Aktionär, also der BPCE, von der geplanten Liquidation doch lieber abzusehen.

In einem Schreiben an das Amtsgericht München stellten Poiron und Cirelli Anfang März klar, „dass das Vermögen der Gesellschaft die bestehenden Verbindlichkeiten übersteigt“, also keine Überschuldung vorliege. Die Fidor Bank besitze daher „genügend Kapital für die Fortsetzung der aufgelösten Gesellschaft“. Fragt sich nur, ob die Fidor Bank nach Rückgabe der Banklizenz noch Fidor Bank heißen darf. Denn laut KWG §39 dürfen nur Kreditinstitute den Begriff „Bank“ im Namen führen.

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