von B. Neubacher, H.-R. Dohms, G. Hädicke und C. Kirchner, 31. Januar 2025
In unserem Genobanken-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.
Hier unser Ticker für Dezember 2024 und Januar 2025:
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Die Fusion der in Schieflage geratenen VR-Bank Magstadt-Weissach (Bilanzsumme: 270 Mio. Euro) in die ungleich größere Volksbank Stuttgart (Bilanzsumme: 8,8 Mrd. Euro) ist geplatzt: Wegen „unterschiedlicher Auffassungen über die Zukunftsperspektiven“ sind die sich seit 13 Monaten ziehenden Gespräche zwischen den operativ zuletzt schlingernden Magstädtern und den Stuttgartern gescheitert, wie die Genossen aus der Landeshauptstadt nun final bestätigen. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte noch der Verweis auf „unterschiedliche Wirtschaftsprüfer“ sowie „umfangreiche und komplexe Prüfungen“ als Erklärung herhalten müssen, warum der Fusionstermin lieber von Anfang 2024 (rückwirkend) auf Anfang 2025 verschoben wurde.
Allerdings steht bereits ein neuer Partner für eine Fusion bereit: Ebenfalls am gestrigen Donnerstag avisierten die VR-Bank Magstadt-Weissach und die benachbarte Vereinigte Volksbanken aus Böblingen (Bilanzsumme: 5,2 Mrd. Euro) ihre Vereinigung – gleichfalls rückwirkend per Anfang 2025. Die Abstimmung in den Mitgliederversammlungen ist für das zweite Quartal geplant.
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Paukenschlag im Genosektor: Der langjährige Vorstandschef des regionalen „Genoverbands“, Ingmar Rega, zieht sich überraschend zurück – aus „persönlichen Gründen“, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Formulierung lässt Raum für Spekulation. Denn: Von Amtsmüdigkeit war bei Rega in den letzten Monaten wenig zu spüren. Im Gegenteil, der Verbandschef fuhr einen aggressiven Expansionskurs, jazzte die hauseigene Dienstleistungstochter Awado zur Consulting-Firma hoch. Dafür nahm Rega unter anderem einen Konflikt mit ZEB in Kauf, also mit dem Haus- und Hofberater etlicher Volks- und Raiffeisenbanken (siehe hier); auch innerhalb der eigenen Gruppe war der Kurs alles andere als unumstritten. Zuletzt eröffnete der „Genoverband“ neue Standorte in Bremen und Hamburg, just dieser Tage verkündete Rega, auch in Dresden eine Dependance einrichten zu wollen. Und nun – ist’s plötzlich vorbei. Regas Aufgaben werden kommissarisch vom Vorstandskollegen Marco Schulz übernommen, über die Nachfolge Regas wolle der Verbandsrat „zeitnah beraten“, hieß es.
2 Frauen raus, 16 Männer rein – frische Vorstands-Updates aus den Verbünden
Wie viele Volksbanken werden jährlich von der BVR-Sicherungseinrichtung aufgefangen? Diese Frage gehörte bis dato zu den ungelösten Rätseln der Menschheit. Wie die Frage, was es mit der Himmelsscheibe von Nebra auf sich hat. Oder was im Voynich-Manuskript steht. Nun allerdings hat der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken den Schleier tatsächlich (und man mag sagen: sensationellerweise) gelüftet: „Vor 20 Jahren hatten wir eine mittlere zweistellige Zahl. Bis 2014 gingen die Sanierungen runter auf eine niedrige zweistellige Zahl. Und in den vergangenen fünf Jahren hatten wir nur noch eine Handvoll von Fällen pro Jahr.“ So sagt es BVR-Chefin Marija Kolak in einem gestern Abend veröffentlichten Interview mit der „Börsen-Zeitung“ (Paywall). Wobei zu den „letzten fünf Jahren“ natürlich auch 2024 gehört, also jenes Jahr, in dem die BVR-Sicherungseinrichtung gleich dreimal auf geradezu spektakuläre Weise und mit alles in allem fast 500 Mio. Euro eingreifen musste, nämlich in Schmalkalden, Düsseldorf/Neuss sowie in Dortmund-Nordwest. Aber, und das ist natürlich das, worauf Kolak hinauswill: Viel mehr als diese drei Bail-outs seien da halt selbst im vermeintlichen Krisenjahr 2024 nicht gewesen. Oder, um die Frontfrau der Volksbanken wörtlich zu zitieren: „Wir haben im historischen Vergleich außerordentlich wenige Sanierungsfälle.“ Ist das ganze mediale Krisengerede (an dem wir von „Finanz-Szene“ uns ja mehr als nur beteiligt haben, siehe zuletzt hier und hier) also einfach nur heillos übertrieben? Ein paar Einordnungen: FS Premium
Angesichts der jüngsten Volksbank-Skandale könnte man ja meinen, dass die Bafin bei den Genossen besonders schnell zur Stelle ist. Doch weit gefehlt. Tatsächlich war (zumindest unseres Wissens nach) die VR Plus Altmark-Wendland neulich der erste öffentlich bekannt gewordene Fall, in dem die Aufsicht einer genossenschaftlichen Primärbank wegen Mängeln in der Geschäftsorganisation zusätzlichen Kapitalanforderungen aufbürdet. Am gestrigen Montag ist nun allerdings einer weiteren Genobank dasselbe widerfahren – nämlich der Sparda Hessen mit ihren fast 10 Mrd. Euro Bilanzsumme. Wobei, die eigentliche Geschichte geht noch deutlich darüber hinaus! Hier unsere Recherche: FS Premium
Mangel an Einlagen kommt eine der größten deutschen Volksbanken teuer zu stehen
Nachdem der „Genoverband“ (also der von Hessen aus agierende größte genossenschaftliche Regionalverband) mit seiner Tochter Awado im großen Stil ins Consulting-Geschäft eingestiegen ist, entwickeln die Kollegen in Bayern nun ähnliche Pläne – wenn auch erst einmal auf bescheidenerem Niveau: Laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene will der GVB dazu seine Beratungsdienste für Banken aus dem allgemeinen Service-Bereich herauslösen und gesondert monetarisieren (während die Service-Leistungen weiterhin über die allgemeinen Beiträge refinanziert werden). Konsequenterweise soll der Consulting-Bereich, dem bislang rund 25 Mitarbeiter angehören, zeitnah auch eine neue Leitung bekommen.
Mit der Neuaufstellung – die den Ergebnissen einer entsprechenden Mitgliederbefragung folgt – setzt der im August angetretene neue GVB-Präsident Stefan Müller eine erste Duftmarke. In einem „Strategieprozess“ solle nun erst einmal geklärt werden, in welchen Feldern der Verband sein Consulting-Geschäft konkret vorantreiben will, heißt es aus dem Umfeld des GVB. Dabei wollen sich die Bayern dem Vernehmen nach eng mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband abstimmen. Erklärtes Ziel: Die Consulting-Angebote der beiden Südverbände sollen sich ergänzen statt miteinander zu konkurrieren. Alles in allem beschäftigt der Genossenschaftsverband Bayern rund 450 Mitarbeiter. Rund die Hälfte von ihnen ist dabei mit der klassischen Prüfung von Banken befasst, rund 50 arbeiten im weiter oben erwähnten Service-Bereich, der – wie diese Woche im Personalien-Ticker vermeldet – seit Jahresbeginn unter neuer Leitung steht.
Auf den ersten Blick geht’s bei der Raiffeisenbank im Hochtaunus so bunt und frohgemut wie immer zu. Die meisten VR-Banken setzen bei der Gestaltung ihrer Website bekanntlich auf die Einheits-Optik der Atruvia, also des sektorweiten IT-Dienstleisters. Nicht so die Genossen aus Bad Homburg. Ausladend, hell und modern ist der Online-Auftritt, fast wie bei einer echten Digitalbank, wobei auch die beworbenen Angebote durchaus Challenger-Bank-Niveau haben: Ein „OnlineOnly-Konto“ wird angepriesen, Gebühr für die Kontoführung: 0 Euro, Kontoeröffnung in 7 Minuten … Eine weitere Einblendung informiert: „2,35 % p.a. mit dem Festgeld Online sichern!“ (bis zu 3 Mio. Euro Anlagebetrag) … Und da kommt auch schon das nächste Top-Angebot: „Tagesgeld Plus – Maximale Freiheit. 3,05 % p.a. Zinsen bis 100.000 Euro für 4 Monate“ … Banking auf der Höhe der Zeit, so der Eindruck, ein Player, auf den sie eigentlich stolz sein könnten in der Geno-Gruppe. Doch stattdessen: Gilt die Raiffeisenbank im Hochtaunus innerhalb des Sektors seit geraumer Zeit als potenzielles Sorgenkind. Der Grund: In Boom-Zeiten war das Institut mit Verve in die gewerbliche Immobilienfinanzierung vorgedrungen. Doch dann berichtete „Finanz-Szene“ im Juli plötzlich über eine stark steigende Risikovorsorge. Nach einem später gelöschten Pressebericht eines anderen Branchen-Mediums sah sich das Geldhaus im Oktober zu einem markigen Statement veranlasst. „Unsere Bank hat sich […] erfolgreich auf die Immobilien- und Bauträgerfinanzierung spezialisiert. Wie die Jahresabschlüsse der vergangenen Jahre deutlich zeigen, führt diese Spezialisierung zur Stärkung unserer Bank und garantiert uns ein erfolgreiches Wirtschaften in allen Geschäftsbereichen […] Unsere solide Finanzlage und strategische Ausrichtung gewährleisten die kontinuierliche Stabilität und den Erfolg unserer Bank.“ Seitdem? Herrscht scheinbar Ruhe im Karton. Hinter vorgehaltener Hand ist die Hochtaunus-Raiba allerdings weiterhin Tuschelthema im Sektor – auch, weil der mittlerweile einsehbare Offenlegungsbericht für 2023 es in sich hat. Die Geschichte einer Bank, bei der die Risikovorsorge nicht das einzige Problem ist, voilà: FS Premium
Bei der Maverick-Bank aus Schmalkalden steht die nächste außerordentliche Generalversammlung an – und die hat es in sich. Hier entlang: FS Premium
25 Top-Consultants, je 2.025 Zeichen – die Banken- und Fintech-Thesen für 2025
Warum auf Sparkassen, Volksbanken und Landesbanken ein schwieriges Jahr wartet
Ein Interhyp für KMU-Kredite – das war die große Vision, als vor ein paar Jahren zunächst Compeon und bald darauf Fincompare launchten, zwei anfangs hochgewettete Fintechs, die das Prinzip der digitalen Kreditvermittlung aufs klassische Firmenkundengeschäft übertragen wollten (zur Erinnerung: Nicht zufällig steckte 2018 ausgerechnet der Interhyp-Eigner ING einen hohen einstelligen Millionenbetrag in Fincompare). Wie man heute weiß, hat die Wirklichkeit dann aber nicht ganz mithalten können mit der Vision. Was ein Stück weit an den Umständen lag (unter anderem an der Corona-Krise). Vor allem aber daran, dass sich bei Unternehmenskrediten die hergebrachten Vertriebsstrukturen als deutlich hartleibiger erwiesen als in der Baufinanzierung. Folge: Stand-alone konnten sich weder Fincompare noch Compeon durchsetzen. Vor drei Jahren verleibte sich ein Geno-Konsortium rund um die DZ Bank und Atruvia bereits das erste der beiden Fintechs ein – nun folgt das andere, wie Finanz-Szene exklusiv erfahren hat. Hier die Details des Deals und wie es für Fincompare und Compeon jetzt weitergeht: FS Premium
Nachdem wir bei der Volksbank Braunschweig-Wolfsburg unlängst ein „Rettet die Region“-Syndrom diagnostiziert hatten (siehe hier), attestiert uns deren Vorstandschef Jürgen Brinkmann im Gegenzug, wir seien ein „Revolverblatt der Bankenbranche“. In einem Social-Media-Post listet Brinkmann das vielfältige lokale Engagement seines Instituts auf und kommt in fetten Lettern zu dem Schluss: Wenn man hierin ein „Syndrom“ sehe, „DANN SIND WIR STOLZ DARAUF“. Sofern uns darauf auch noch mal eine Replik gestattet ist, lieber Herr Brinkmann: Wir hier sind umgekehrt nicht minder stolz darauf, ein „Revolverblatt“ genannt zu werden!
Herr Mellis mit seinen 100 Millionen. Herr Siebert mit seinen Puff-Immobilien. Herr Schwarze mit seinen Spezialfonds. Wer regelmäßig „Finanz-Szene“ liest, der kennt sie natürlich, die Protagonisten der jüngsten Skandalgeschichten in „Manager Magazin“ und „Wirtschaftswoche“. Gleichwohl: Reputationsmäßig macht’s natürlich einen Unterschied, ob wir hier als reines Community-Medium über die Eskapaden der Volksbanken Düsseldorf Neuss, Dortmund-Nordwest und Schmalkalden berichten. Oder ob solche Geschichten plötzlich das breite Publikum erreicht (neben „MM und „Wiwo“ stiegen zuletzt z.B. auch „SZ“ und ZDF auf das Thema ein) – und sich irgendwann selbst der letzte halbwegs Interessierte fragt: Was läuft da bei eigentlich schief bei den Genossen??? Ein Teil der Antwort, klar: Mancherorts waren Manager am Werk, die nur noch eine Karikatur vom tradierten Bild des grundsoliden Volksbank-Chefs abgaben. Aber das allein kann die Fülle an Skandalen und Skandälchen nicht erklären. Zumal es zu kurz gesprungen wäre, sich allein auf die „Schmalkaldens“ da draußen zu kaprizieren. Denn: Auch andere, meist in bester Absicht geführte Volksbanken tun heutzutage Dinge, die sie früher nicht getan haben. Pointiert gesagt: In Teilen scheint der Genosektor inzwischen fast ein bisschen extravagant zu sein. Warum ist das so? Und was sind die Folgen? Auf Basis umfangreicher Recherchen hat „Finanz-Szene“ 20 Gründe ausgemacht und anhand von 20 Beispielfällen zu illustrieren versucht. Leider ist das Unterfangen ein bisschen außer Kontrolle geraten (33.000 Zeichen Textlänge …). Darum legen wir heute erst einmal mit den ersten zehn Gründen los – und liefern dann im Laufe der Woche die anderen zehn hinterher. Auf geht’s:
Pleiten, Pech und große Pläne: 20 Gründe für das partielle Abdriften des Genosektors
20 Gründe für das partielle Abdriften des Genosektors – Teil 2 unseres Deep Dives
Die Liste schlingernder Klein-Volksbanken, die sich in eine Fusion flüchten, wird länger. Neuester Fall ist die Volksbank Schupbach, mit 151 Mio. Euro Bilanzsumme auf Platz 635 der genossenschaftlichen Rangliste. Zum 1. Juli 2025 schlüpft das im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg ansässige Institut bei der zwölftgrößten Genobank hierzulande, der Volksbank Mittelhessen (Bilanzsumme 11 Mrd. Euro), unter.
Nun ist die Lage in Schupbach freilich nicht so dramatisch wie zuletzt bei der vor einer Notfusion stehenden Raiffeisenbank Bad Schussenried-Aulendorf (siehe -> 138% Cost-Income-Ratio: Ist schwäbische Krisen-Volksbank ein „Stützungsfall light“). Allerdings: Rosig ist die Situation trotzdem nicht. 2023 erreichte das operative Ergebnis nach Bewertung mit 0,37% der durchschnittlichen Bilanzsumme gerade einmal gut die Hälfte des Planwerts; die Aufwandsquote schnellte von 71% auf 78% nach oben. Und während sich im Kreditgeschäft, das zu 62% auf den Immobiliensektor entfällt, die Zuführungen zu den Einzelwertberichtigungen laut Abschluss „deutlich“ erhöhten, verringerten sich die Spareinlagen um 13% auf 40 Mio. Euro.
Vorstand Wolfgang Behr begründet den Zusammenschluss Finanz-Szene gegenüber mit wachsendem regulatorischen Aufwand. Die Verwaltungskosten sind 2023 um 19% angezogen, was das Institut auch mit einer Sonderprüfung durch die Bundesbank erklärt. Wie im Geschäftsbericht ersichtlich, war zuletzt aber auch das Kerngeschäft gebeutelt. Ein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der turnusgemäßen Sonderprüfung und der Fusion besteht laut Behr nicht. Bei der Volksbank Mittelhessen schlüpfen damit binnen kürzester Zeit gleich zwei andere Institute unter. Denn schon Anfang Januar werden sich die Gießener den VR-Bankverein Bad Hersfeld-Rotenburg einverleiben (siehe -> Wurde auch die große hessische Volksbank-Fusion aus der Not geboren?).
Nächste Hiobsbotschaft aus dem Lager der PSD-Banken: Nachdem die Gruppe ohnehin auf nur noch zwölf Institute geschrumpft ist, scheint einem der verbliebenen Häuser das Geschäftsmodell nun vollends zu erodieren – nämlich der PSD Bank Koblenz. Hintergrund: Schon in den Jahren vor der Zinswende litten die Koblenzer unter einem notorisch schwachen Zinsüberschuss. So blieb zum Beispiel im Geschäftsjahr 2021 gerade mal ein Zinsergebnis von gut 10 Euro je 1.000 Euro Bilanzsumme hängen. Üblich waren im genossenschaftlichen Lager zu jener Zeit eher um die 15 Euro (dass die aufs Online-Geschäft ausgerichteten PSD-Banken niedrigere Zinsmargen erwirtschaften als herkömmliche Volks- und Raiffeisenbanken – das ist normal. Allerdings war die Margenschwäche bei den Koblenzern schon damals extrem). Jedenfalls: Während der Zinsüberschuss bei vergleichbaren Instituten in der Zinswende anstieg, passierte bei der PSD Bank Koblenz das glatte Gegenteil. Mit der Folge, dass sich die kleinste aller PSD-Banken aktuell in einem verheerenden operativen Zustand befindet – und sich angesichts eines zuletzt dramatischen Kapitalverbrauchs die Frage stellt, wie das Institut stand-alone überleben soll. Hier die Details und welche PSD-Banken als Auffangbecken infrage kommen könnten: FS Premium
Die Nachricht, dass Hermann Kohlhaus, vormaliger Vorstand der Volksbank Winsener Marsch (288 Mio. Euro Bilanzsumme), im April 2023 zur VR Plus Altmark-Wendland (1,0 Mrd. Euro Bilanzsumme) wechselte – sie war so unbedeutend, dass sie nicht mal Eingang in unseren „Personalien-Ticker“ fand. Wie Recherchen von „Finanz-Szene“ zeigen, setzte Kohlhaus‘ unspektakuläre berufliche Veränderungen allerdings eine Kette spektakulärer Entwicklungen in Gang. Hier entlang: FS Premium
Erinnert sich noch jemand an die Raiffeisenbank Borken Nordhessen? Okay, vermutlich die wenigsten. Also: Wie „Finanz-Szene“ vor ziemlich genau drei Jahren aufdeckte, hatte sich das nahe Kassel beheimatete Institut „bestandsgefährdende Risiken“ eingehandelt. Der operative Zustand der Bank war niederschmetternd, um doch noch schwarze Zahlen auszuweisen, wurde die GuV mit üppigen „sonstigen Erträgen“ aufgehübscht – darunter ein Sondererlös aus dem Verkauf zweier „Villen“ (wie die Bank zuvor an die Villen gekommen war, entzog sich unserer Kenntnis). Die spannende Frage wäre nun gewesen, ob die „bestandsgefährdenden Risiken“ schlagend geworden wären. Zur Probe aufs Exempel allerdings kam es nicht mehr. Stattdessen wurde die Raiffeisenbank Borken Nordhessen von einer anderen Genobank (auch wenn offiziell von einer „Fusion“ die Rede war) übernommen. Und zwar, Achtung, jetzt kommt die Pointe – ironischerweise von der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, also von jenem Institut, das bald darauf als „Effenberg-Bank“ bundesweite Bekanntheit erlangte. Die Moral von der Geschichte (auch wenn wir diesen Punkt am Freitag so ähnlich schon einmal gemacht haben): Wer abschätzen will, ob es in der jüngsten Vergangenheit wirklich nur drei Problemfälle auf der genossenschaftlichen Primärebene gegeben hat (und nicht eher, sagen, wir drei Handvoll), der sollte neben den reinrassigen Stützungsfällen auch jene Fälle betrachten, in denen schwächelnde VR-Banken von Nachbarinstituten aufgefangen worden sind. Wobei sich dann ja oft auch die Frage stellt: Hat der Verbund vielleicht doch eingegriffen, hat man es gewissermaßen mit „Stützungsfällen light“ zu tun? Und damit nun zu unserem heutigen Fall, einer Raiffeisenbank mit 138% Cost-Income-Ratio. Bitte sehr: FS Premium
Die Wirtschaftsprüfer von Baker Tilly lavieren bei ihrer Volksbank-Offensive nicht länger herum. Bereits im April hatte „Finanz-Szene“ aufgedeckt (siehe –> Prüfer-Hopping unter Volksbanken: Und am Ende kommt dann Baker Tilly …), dass sich die Düsseldorfer WP-Gesellschaft de facto einen ostdeutschen Geno-Prüfverband einverleibt hatte, um mit diesem künftig unmittelbar um Prüfmandate von Volks- und Raiffeisenbanken zu buhlen. Damals hatte sich Baker Tilly noch ein bisschen gewunden und uns gegenüber zu Protokoll gegeben: „Sämtliche Leistungen erbringt der Freie Genossenschaftsverband mit eigenen Mitarbeitern in enger Zusammenarbeit insbesondere mit dem Kooperationspartner Baker Tilly.“
Acht Monate später klingt das Ganze jetzt deutlich weniger verklausuliert. In einem BÖZ-Porträt über die beiden federführenden Baker-Tilly-Partner ist jetzt offen von einem „Markteintritt im Genossenschaftssektor“ sowie von einer „weitreichenden Kooperation“ die Rede. Baker-Tilly-Mann Thomas Edenhofer gibt offensiv zu Protokoll: „Die etablierten Genossenschaftsverbände haben gemerkt, dass ein neuer Player […] im Genossenschaftswesen aufs Spielfeld geht.“ Inwieweit die Offensive schon zur Akquise ernstzunehmender Volksbank-Mandate geführt hat, bleibt derweil unklar. Zwar hatte Baker Tilly auch in den letzten Jahren schon die ein oder andere Genobank geprüft. Dabei handelte es sich aber eher um schräge Fälle wie die Raiffeisenbank Plankstetten, die VR-Bank Magstadt-Weissach oder die „Effenberg-Bank“ aus Schmalkalden.
Sämtliche Genosektor-News aus dem November 2024
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