Exklusiv

Frühstart-Rente: Banken setzen auf „Onboarding light“ bei Kinder-Depots

Banken können zwar keine Gesetze ändern. Aber sie (bzw. ihre Lobbyisten) dürfen Änderungen von Gesetzen anregen. Und so machten vor ziemlich genau einem Jahr, zu einer Zeit, als in Berlin noch die Ampel regierte, gleich drei namhafte Banken bei der damaligen Bundesregierung drei fast identische Eingaben, von denen man rückblickend sagen muss: Hier hat aber mal jemand (konkret: die Commerzbank, die ING Diba und die DKB) fast schon prophetische Weitsicht bewiesen!!!

Die damaligen Eingaben trugen die Titel „Identifizierung Minderjähriger zur Kontoeröffnung mittels Kopie der Geburtsurkunde“ (Commerzbank, 24. Juni 2024), „Geburtsurkunden bei Zahlungskonten für Minderjährige“ (ING Diba, 26. Juni 2024) bzw. „Digitale Kontoeröffnung für Minderjährige“ (DKB, 1. Juli 2024). Und auch wenn sich das seinerzeit vielleicht ein wenig esoterisch angehört haben mag – heute, zwölf Monate später, steht genau dieser Themenkomplex weit oben auf der regulatorischen Agenda fast aller hiesigen Retailbanken und natürlich der großen B2C-Fintechs.

Was so kam: Zunächst, das war im Oktober 2024, preschten die „Wirtschaftsweisen“ mit der Idee eines „Kinderstartgelds“ vor. Wenige Wochen später zerbrach die Ampel-Regierung. Woraufhin es das „Kinderstartgeld“ in leicht modifizierter Form unter dem Namen „Frühstart-Rente“ ins Wahlprogramm der CDU/CSU und schließlich in den Koalitionsvertrag schaffte. Und nun? Stellt die Union den Kanzler. Und soll die „Frühstart-Rente“ – vereinfacht: der Staat schenkt Kindern zwischen 6 und 18 Jahren zehn Euro im Monat, die in ein privatwirtschaftlich organisiertes Vorsorge-Depot wandern – schon Anfang des nächsten Jahres eingeführt werden.

Bei Banken, Sparkassen und Neobrokern kann man das eigene Glück angesichts dieser Ereigniskette kaum fassen. Wenn da nur nicht die Sache mit dem Onboarding wäre. Doch der Reihe nach …

Vor einigen Wochen preschten zunächst Scalable Capital und dann Trade Republic – also die beiden großen deutschen Neobroker – mit der Ankündigung vor, künftig nicht mehr nur die „18+“-Klientel zu bedienen, sondern auch spezielle Depots für Kinder anzubieten (siehe hier). Wobei, eigentlich ist „vorpreschen“ das falsche Wort. Schließlich gehören kostenlose Kinder-Depots bei etablierten Direktbanken wie der Comdirect, Consors oder der ING Diba schon seit vielen Jahren zu den „Commodities“ im Kundengeschäft.

In gewisser Weise war das PR-Feuerwerk von Trade Republic und Scalable Capital aber eben doch ein „Vorpreschen“. Schließlich ging es den beiden Milliarden-Fintechs erkennbar darum, sich für die schon erwähnte „Frühstart-Rente“ frühzeitig in Position und natürlich auch ins Gespräch zu bringen. Andere große Anbieter registrierten das natürlich. Auch wenn dort zu hören ist, man halte sich noch ein wenig bedeckt – um dann umso schwungvoller ins Rennen um die „Frühstart-Rente“ einzusteigen.

Und ein Rennen – das wird es werden!

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