Makro-Ticker

Sämtliche Makro-News aus September 2025

In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen. 

Hier der Ticker für September 2025:

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Exklusiv: Von NordLB bis HCOB – „Investitions-Booster“ belastet Bankgewinne

Die deutsche Kreditwirtschaft sieht sich in diesem Jahr mit einer unerwarteten Ergebnisbelastung konfrontiert. Wie Recherchen von Finanz-Szene zeigen, ist es ausgerechnet der im Juli verabschiedete „Investitions-Booster“ der Bundesregierung, der bei etlichen, vor allem großen Banken die Gewinne schrumpfen lässt. Besonders stark betroffen ist die NordLB, die nach jetzigem Stand mit einer Einmalbelastung in Höhe von 30-35 Mio. Euro rechnet, was bis zu 10% des letztjährigen Vorsteuerergebnisses entspricht. Die Hintergründe: Im Zuge des staatlichen Investitions-Programms soll die Körperschaftssteuer zwischen 2028 und 2031 bekanntermaßen von 15% auf nur noch 10% sinken. Dadurch allerdings nimmt nicht nur die steuerliche Belastung ab. Sondern im Gegenzug auch der steuermindernde Effekt (und damit der Wert) von Verlustvorträgen – und solche sind in der deutschen Bankenbranche durchaus verbreitet. Zwar haben noch nicht alle Institute die Folgen exakt kalkuliert. Die Standardsetzer vom DSRC (das Kürzel steht für „Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee“) lassen allerdings keinen Zweifel daran, dass die Belastungen noch im laufenden Geschäftsjahr zu buchen sind. Welche Bank wie stark betroffen ist, hängt dabei nicht nur von der Höhe der Verlustvorträge ab, sondern auch von weiteren Faktoren. So sind zum Beispiel nur solche Steueransprüche neu zu bewerten, die ab dem Jahr 2028 genutzt werden sollen, sagen Experten. Auch gelte es zu beachten: Stehen bei Banken neben latenten Steueransprüchen auch latente Steuerverbindlichkeiten in der Bilanz, können sich die Effekte neutralisieren. Und: Sofern es um unwesentliche Aufwände geht, müssen diese nicht zwingend ausgewiesen werden. Nun haben wir natürlich nicht bei allen >1.000 Banken und Sparkassen nachgefragt, wie stark der „Investitions-Booster“ ihre Ergebnisse belastet. Einen kleinen Rundruf unter den meisten der nach IFRS bilanzierenden großen Institute haben wir allerdings nicht gescheut. Sehen Sie hier, wer wie stark leidet (und wer noch rechnet): FS Premium

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„Finanzplatz-Kabinett“ will Frankfurt Main Finance ausbauen – auch personell

Das „Finanzplatz-Kabinett“ hat auf seiner gestrigen Sitzung ein Strategiepapier verabschiedet, das auch (und vor allem) jene umstrittenen Punkte benennt, die wir gestern in unserem Stück –> „Davos? Wiesbaden! Wie Boris Rhein den Finanzplatz Frankfurt umpflügt“ adressiert hatten. Nämlich, erstens: Der Lobby-Verein Frankfurt Main Finance soll „materiell und personell“ ausgebaut werden und eine „koordinierende Rolle“ erhalten – was mutmaßlich, wie berichtet, mit einem Wechsel der Führung einhergehen dürfte. Und zweitens: Geplant sei auch der „Aufbau einer internationalen Wirtschaftskonferenz mit dem Schwerpunkt Finanzen“.

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Kurz getickert

  • Die Deka ist eine von insgesamt neun europäischen Banken, die im kommenden Jahr einen gemeinsamen Stablecoin auflegen wollen – und die dafür ein Joint Venture in den Niederlanden gegründet haben (ein interessanter Schritt auch vor dem Hintergrund, dass sich bankeneigene Stablecoin-Projekte ja in zumindest latenten Wettbewerb zum digitalen Euro begeben, siehe auch unseren heutigen Wochen-Podcast weiter oben). Bei den übrigen acht Instituten handelt es sich um Unicredit, Banca Sella (beide Italien), die ING Groep (Niederlande), die KBC (Belgien), die Danske Bank (Dänemark), die SEB (Schweden), die Caixabank (Spanien) sowie um die Raiffeisen Bank International (Österreich).

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„Die Banken können den digitalen Euro nicht verhindern – aber noch beeinflussen“

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Davos? Wiesbaden! Wie Boris Rhein den Finanzplatz Frankfurt umpflügt

Dafür, dass neulich bereits von einem „Davos am Main“ die Rede war, wirkt das Line-up des „Frankfurt Finance & Future Summit“ dann doch noch ein bisschen, nun ja, ausbaufähig. Nichts gegen Michael Berg, den Gründer von „Storyclass“. Oder gegen Sabrina Kraft, die CEO von „Kraft Communication“. Zur Henry-Kissinger-Liga allerdings muss man sich offenbar erst noch vortasten. Wobei – egal!!! Frankfurt jedenfalls bekommt ein weiteres Finanzplatz-Event. Und als wäre diese Nachricht nicht schon für sich genommen ein Aphrodisiakum, stellt man beim Blick auf die Speaker-Liste – die natürlich auch ein paar tatsächlich prominente Namen umfasst (Christiane Lagarde, Bettina Orlopp, Stefan Wintels, Felix Neureuther …) – fest, dass die neue Veranstaltung offenbar den Segen von ganz oben hat. Als Schirmherr nämlich firmiert der hessische Ministerpräsident Boris Rhein. Und das passt nur allzu gut zu der Umtriebigkeit, mit der die Wiesbadener Landesregierung neuerdings auch anderweitig auf den Finanzplatz einwirkt. Dabei roch es ja zunächst nach einem Strohfeuer, als der CDU-Politiker im letzten Herbst die Einrichtung eines „Finanzplatz-Kabinetts“ ankündigte – und zu Jahresbeginn dann tatsächlich die versammelten Frankfurter Banken-CEOs zur Gründungszeremonie antreten ließ. Wer allerdings dachte, das Engagement des Ministerpräsidenten würde bald nachlassen, sieht sich getäuscht. So sollen bei der zweiten Sitzung des „Finanzplatz-Kabinetts“ am heutigen Donnerstag erstaunlich weitreichende Themen besprochen werden, besagen Informationen von Finanz-Szene. Es geht um den Verlust von Pfründen – und womöglich auch um den Verlust einflussreicher Posten. Kein Wunder, dass die Interventionen des Ministerpräsidenten nicht überall für Begeisterung sorgen. Unsere exklusive Recherche: FS Premium

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Linktipp

Der nächste Banken-M&A-Deal – diesmal in Benelux: Die belgische KBC prüft, wie als erstes „Bloomberg“ berichtete, eine Übernahme der teilstaatlichen niederländischen ABN Amro (deren Marktkapitalisierung sich zuletzt auf immerhin wieder 22 Mrd. Euro berappelt hat). MSN

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Wie unsere Banken ihre Rekordgewinne im Firmenkunden-Geschäft konservieren

Die deutschen Banken konservieren trotz abnehmender Zinseffekte ihr imposantes Ergebnisniveau im Firmenkundengeschäft. Wie der neue Corporate-Banking-Monitor von Finanz-Szene zeigt, erwirtschafteten die größten Player in dem Segment im ersten Halbjahr einen aggregierten Vorsteuergewinn von 5,551 Mrd. Euro. Das war fast wieder so viel wie direkt nach der Zinswende – und vor allem war es deutlich mehr als im unmittelbar vorangegangenen Halbjahr, als die Ergebnisse kurzzeitig zu schwächeln schienen (3,655 Mrd. Euro). Abgesehen vom bemerkenswert stabilen Ertragsniveau (insgesamt 12,286 Mrd. Euro) profitiert das Segment dabei von wieder deutlich kommoderen Risikoergebnissen. So hatten insbesondere die Commerzbank, die DZ Bank und die LBBW ihre Risikovorsorge im zweiten Halbjahr 2024 kräftig hochgefahren. Nun allerdings stabilisierte sich das Vorsorgeniveau wieder – mit der Folge, dass sich in unserem Monitor die relative Risikokennziffer (wir setzen hier die Risikovorsorge ins Verhältnis zum Zinsüberschuss) bei aggregierter Betrachtung von 21,3% auf 8,9% markant verbesserte. In der detaillierten Auswertung zeigt sich allerdings zugleich, dass die zwölf untersuchten Banken an dem anhaltenden Boom in sehr unterschiedlichem Maße teilhaben. Irrsinnig stark präsentiert sich weiterhin die Commerzbank, die in ihrem Firmenkundengeschäft mit einem Vorsteuergewinn von 1,100 Mrd. Euro auf eine Eigenkapitalrendite 17,3% kam. Milliardenergebnisse fuhren daneben auch die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank ein. Doch während darüber hinaus auch die DZ Bank, die DKB und die LBBW signifikant dreistellige Ergebnisse erzielten (und ein Player wie die OLB mit einer Cost-Income-Ratio von 21% glänzte), bleibt das Geschäft zum Beispiel bei der BayernLB oder der Helaba auffällig träge. Die Detailergebnisse unseres ersten Corporate-Banking-Monitors finden Sie hier: FS Premium

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Bis zu 22% – Banken prügeln Risikoaktiva im Firmenkunden-Geschäft runter

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Die Bank als Minenfeld – was die Branche aus den Deka-Prozessen lernt

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Online hui, Kfz pfui: Wo bei den Kreditbanken das Geschäft brummt – und wo nicht

Die Absatzprobleme im deutschen Automobilmarkt machen den hiesigen Kreditbanken zu schaffen. Laut dem Bankenfachverband (also der Kreditbanken-Lobby) stagnierte das Neugeschäft der Mitgliedsinstitute im ersten Halbjahr bei knapp 67 Mrd. Euro. Belastend wirkte sich dabei vor allem das Segment der KfZ-Kredite aus. Hier lag das Neugeschäft mit knapp 12 Mrd. Euro rund 1% unter dem Vorjahreszeitraum – wobei die Finanzierung von Firmenfahrzeugen sogar um 9% sank. Zulegen konnte hingegen die Konsumfinanzierung generell mit einem Plus von 4% auf 30 Mrd. Euro. Sogar ein markantes Wachstum verzeichnete der Internet-Vertrieb: Hier ging es um 18% auf fast 10 Mrd. Euro rauf.

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„5. Quartal“ holt Sparkassen und Volksbanken ein – Risikovorsorge schießt hoch

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Wende im Streit um Bankenabgabe – die gut 2 Mrd. Euro könnten doch zurückfließen!

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Bundesbank weist auf steigende NPL-Quoten hin – besonders in diesen fünf Segmenten

Im Rahmen der Veröffentlichung ihrer großen Ertragslage-Statistik (siehe auch dieses Stück) weist die Bundesbank in einem gesonderten Berichtsteil auf steigende NPL-Quoten in den Bilanzen von Banken und Sparkassen hin. Dazu muss man wissen, dass laut Notenbank rund ein Drittel (!) des gesamten Kreditbestands (Kredite an „finanzielle Unternehmen“ mal ausgenommen) auf Gewerbeimmobilien entfallen – und ungünstigerweise zieht ausgerechnet hier die „NPL“-Ratio scharf an, nämlich von 2,1% (Q1/23) über 4,0% (Q1/2024) auf nunmehr 5,0% (Q1/25). Ein weiterer Anstieg sei wahrscheinlich, erklärt die Bundesbank – und verweist zudem auf anstehende, nun höher zu verzinsende Refinanzierungen in diesem Segment. Daneben betont die Bundesbank auch dezidiert den Anstieg der NPL-Quoten in den übrigen Kreditbeständen (auf jetzt 2,9%, wiederum bezogen rein auf die „nicht-finanziellen“ Unternehmen). Einen besonders hohen NPL-Anteil gebe es …

  • im Baugewerbe
  • im verarbeitenden Gewerbe
  • im Handel
  • und vor allen Dingen im Grundstücks- und Wohnungswesen.

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Unsere Banken haben letztes Jahr rund 51 (!!!!) Mrd. Euro verdient – und weitere Takes

Wussten Sie schon, dass die deutschen Banken im vergangenen Jahr rund 51 Mrd. Euro verdient haben (bzw. sogar rund 67 Mrd. Euro)?! Und das vor allem die Landesbanken so richtig on fire waren?! Und das alles trotz schrumpfender Bilanzen?! Acht teils ziemlich überraschende Erkenntnisse aus der Ertragslagestatistik der Bundesbank – wobei wir nicht verhehlen wollen, dass die ein oder andere Überraschung womöglich auch mit der Bilanzierungs-Logik zusammenhängt. Bitte sehr: FS Premium

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Genos drücken im Baufi-Neugeschäft viel, viel mehr aufs Tempo als die Sparkassen

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Wenn bei einer Bank mit 10 Mrd. Euro Bilanzsumme das Zinsergebnis verschwindet

Das Zinsergebnis ist für eine Bank (zumindest für eine Bank, die normales Aktivgeschäft betreibt), was für den Menschen der Sauerstoff ist. Elementar. Aber irgendwie auch selbstverständlich. Denn das Zinsergebnis mag mal besser und mal schlechter ausfallen, aber es ist immer da. Das war ja selbst in den sauerstoffärmsten Zeiten der Niedrigzinsära so, also Ende der 2010er-, Anfang der 2020er-Jahre. Nun aber: Ist bei einer großen, durchaus bekannten hiesigen Bank das Zinsergebnis fast vollständig verschwunden. Obwohl es sich um keine Investmentbank und keinen Private-Banking-Spezialisten und keinen Brokerage-Spezialisten handelt, sondern um eine (scheinbar) ganz normale Bank mit durchaus üppiger Aktivseite. Blick auf ein Phänomen, das man tendenziell zuletzt zwar auch schon andernorts beobachten konnte – allerdings noch nicht in dieser fast schon absurden Zuspitzung: FS Premium

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Neun Abhebungen pro Tag – der schleichende Tod des Bankschalters

 

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Kurz getickert

  • Der Umzug der DKB in die neue Zentrale scheint sich leicht zu verzögern. Als „Bloomberg“ zuletzt nachfragte, war von „Anfang 2026“ die Rede – jetzt heißt es, man bekomme „die Schlüssel zum Ende des ersten Quartals“.
  • Nach zuletzt zwei maueren Monaten ist das Neugeschäft in der privaten Baufinanzierung im Juli auf 22,3 Mrd. Euro hochgeschossen – der höchste Wert seit drei Jahren, und das, obwohl die Bauzinsen zuletzt leicht angezogen hatten. Zur Einordnung sei allerdings hinzugefügt: Der Juli war, offenbar saisonal bedingt, in den letzten Jahren meist ein guter Baufi-Monat. Das zeigt sich auch daran, dass das Plus zum Vorjahreswert lediglich 14% beträgt. Im März zum Beispiel hatte der Zuwachs noch bei 43% gelegen.
  • Die Kreditvergabe bei Gewerbeimmobilien stabilisiert sich auf mäßigem Niveau. Im zweiten Quartal reichten die vdp-Mitgliedsbanken frische Darlehen im Umfang von 12,4 Mrd. Euro aus – verglichen mit dem Vorjahr ein Plus von 6%

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Das Paypal-Chaos, die Rolle der Banken – und was letzten Montag wirklich los war

Die Maschinen von Paypal sind riesig. Von 100 Euro, die im deutschen Online-Handel umgesetzt werden, laufen rund 30 Euro über den US-Dienst. Und bei Peer-to-Peer-Zahlungen (also wenn sich Verbraucher gegenseitig Geld schicken) wird der hiesige Marktanteil der Amerikaner sogar auf etwa 90% veranschlagt. Oder anders gesagt: An einem durchschnittlichen Werktag dürfte Paypal hierzulande Transaktionen mit einem Gesamtumfang von grob geschätzten 300-400 Mio. Euro umsetzen. Eine gigantische Summe!!! Dann allerdings – kam der 25. August 2025. Und die Maschinen von Paypal begannen plötzlich Amok zu laufen. Um dreistellige Millionenbeträge ging es zwar auch jetzt noch. Allerdings nicht mehr als Aggregat eines kompletten Werktags. Sondern, so schildern es jedenfalls Insider aus deutschen Banken, teils in Form eines einzelnen Lastschrift-Auftrags. Plötzlich hantierte man nicht mehr mit riesigen Summen. Sondern mit völlig abstrusen. Banken und Sparkassen, so wird es kolportiert, sollten teilweise Lastschriften einlösen, die Haftungsgrenzen und aufsichtliche Limite regelrecht gesprengt hätten. Was dann passierte, so jedenfalls ging bislang die Erzählung, war Folgendes: Um nicht zu versinken in dem Chaos, das Paypal losgetreten hatte, stoppten die deutschen Banken ihre eigenen Maschinen. Lösten also von hier auf jetzt einfach keine Paypal-Lastschriften mehr ein. Alle Stecker raus. Von Hundert auf Null. Ein Akt der Notwehr. Doch war es wirklich so? Finanz-Szene hat versucht, die Ausnahmesituation des vergangenen Montags zu rekonstruieren – und ist dabei auf auffällige Widersprüchlichkeiten in der Darstellung der deutschen Kreditwirtschaft gestoßen. Unser Deep Dive: FS Premium

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Sämtliche Makro-News aus Juli und August 2025

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