von Heinz-Roger Dohms, 16. Februar 2023
Die Hannoversche Volksbank strotzt vor Kraft und Tatendrang – wie sonst soll man ihre gestrige Bilanz-PK deuten? Die Bilanzsumme um 6% auf 8,2 Mrd. Euro hochgefahren. Das Kreditvolumen um 11% auf 6,4 Mrd. Euro gesteigert. Das Betriebsergebnis vor Bewertung um 10% auf 69 Mio. Euro ausgebaut. Und nebenbei die Übernahme der Immac Holding AG verkündet – eines Unternehmens, das Immobilien projektiert (Bestand: rund 2 Mrd. Euro) und diese dann in AIF-Fonds gießt.
Klingt natürlich alles super. Erinnert sei allerdings daran, dass 1.) die Bafin (wie kürzlich berichtet) die Immobilien-Abenteuer von Sparkassen und Genobanken mit zunehmender Skepsis verfolgt. Und dass die Bafin 2.) letztes Jahr ausgerechnet der Hannoverschen Volksbank zusätzliche Anforderungen ans Eigenkapital auferlegt hat. Nun wollen wir nicht Dinge vermengen, die allenfalls mittelbar miteinander zu tun haben.
Was beim Blick auf die Hannoveraner aber auffällt, das ist ihr immenser Kapitalbedarf. Vor zwei Jahren wurden freie 340f-Reserven in Höhe von 30 Mio. Euro aufgelöst, um damit das Kernkapital zu stärken; ebenfalls ist im 2021er-Geschäftsbericht von einer geplanten „Aufnahme von Ergänzungskapital (Tier-2)“ die Rede; und 2022 schließlich wurde die Zahl der Geschäftsanteile um fast zwei Drittel aufgestockt, was 26 Mio. Euro einbrachte. Alles in allem hat die Hannoversche Volksbank ihre Eigenmittel in den letzten drei Jahren um ein Fünftel (!) auf 750 Mio. Euro aufgestockt – ohne dass sich an der Gesamtkapitalquote groß was geändert hätte: 13,9% sind’s jetzt statt ehedem 13,7%, verglichen mit einer Mindestquote von mutmaßlich gut 12%.
Ist dieser Kapitalhunger ungesund? Nicht unbedingt. Aber bemerkenswert erscheint er uns durchaus. Wobei andere noch viel kräftiger zulangen. Die Sparda Hessen etwa hat zuletzt Geschäftsanteile im Umfang von 88 Mio. Euro neu begeben. Und bei der Raiba Hochtaunus waren’s 40 Mio. Euro. Funding-Probleme wie unsere Fintechs scheinen die Genossen nicht zu haben. Noch nicht.
Sind Sie bereits Abonnent? Hier geht's zum Login!
Finanz-Szene ist das Nr.-1-Medium für Banken und Fintechs. Jetzt Premium-Abonnent werden und Zugang zu allen Inhalten sichern. Ab 9,99 Euro (für den 1. Monat).
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!