von Georgia Hädicke und Heinz-Roger Dohms, 12. Juli 2023
„Bleiben Sie der Fläche gewogen. […] Die Sparkasse muss immer auch die Seele des Ortes und ihrer Region sein.“ So hat es, nein, nicht der brandenburgische Ministerpräsident Woidke in seinem vielzitierten Brief an den ostdeutschen Sparkassen-Präsidenten Weskamp diese Woche ausgedrückt. Sondern: So hat es vor ziemlich genau vier Jahren eine gewisse Angela Merkel auf dem Sparkassentag gesagt. Und weil die damalige Bundeskanzlerin offenbar der Ansicht war, dass man mit Sparkässlern nicht nur zwischen den Zeilen sprechen sollte, beendete sie ihre Rede mit der sehr expliziten Aufforderung: „Sie dürfen nicht zu viele Filialen schließen.“
Wie man heute weiß, haben sich ziemlich viele Sparkassen genau daran aber dann doch nicht gehalten. Weil: Schon bald kam die Pandemie. Und der mit der Pandemie einhergehende Digitalisierungsschub. Und so machten 2020 fast 8% (!) aller roten Filialen dicht. Bevor die Sparkassen das Abbau-Tempo allerdings 2021 (4,5%) und 2o22 (3,8%) spürbar drosselten – und man auch im laufenden Jahr das Gefühl hat, regelrechte Filial-Massaker seien weniger geworden, auch wenn es sie natürlich nach wie vor gibt:
Warum dann die große Erregung? Die (zumindest in Brandenburg) heftig protestierenden Politiker? Eine Datenauswertung durch Finanz-Szene zeigt: Ja, 2022 wurden zwar bundesweit lediglich 442 Sparkassen-Filialen, einschließlich SB-Schaltern, geschlossen (also nur etwas mehr als eine pro Institut). Aber: Weit mehr als die Hälfte dieser Schließungen (nämlich 261) entfiel auf gerade mal rund 30 Sparkassen. Sprich: Was statistisch und bundesweit betrachtet ein eher kommoder Abbau ist, kommt mancherorts eben doch als schwerer Einschlag an – mit den entsprechenden Folgen.
Hier die Übersicht über jene 32 Sparkassen, die 2022 mindestens fünf Filialen geschlossen haben:
*Gefettet jene Sparkassen, die zur Gruppe der 20 größten deutschen Sparkassen gehören; Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von DSGV-Angaben.
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