Von Christian Kirchner
Die Berenberg Bank hat exquisite vorläufige Geschäftszahlen für 2021 vorgelegt. Laut einer am Montag verschickten Mitteilung erhöhte sich der Jahresüberschuss um 57% auf den Rekordwert von 170 Mio. Euro. In der Folge schnellte die ausgewiesene Eigenkapitalrendite auf völlig ungewöhnliche 83%. Was man zur Einschränkung hinzufügen muss: Als Kommanditgesellschaft fällt bei Berenberg die Gewinnbesteuerung auf Gesellschafterebene an, die Eigenkapitalrendite wird daher “vor Steuern” angegeben, bleibt allerdings surreal hoch.
Zur Einordnung: Im Schnitt kamen Deutschlands Banken zuletzt auf 2,7% Eigenkapitalrendite vor Steuern. Bei der ING Diba als kosteneffizienter Musterbank waren es 15,5%, Universalbanken wie die Deutsche Bank oder die Hypo-Vereinsbank streben (wenngleich nach Steuern) Werte von 8% bis 11% an.
Mit anderen Worten: Berenbergs große Wette aufs Investmentbanking (siehe auch -> Kosten plus 58% seit 2013: Wie will Berenberg DAS finanzieren?) und hier vor allem des Kapitalmarktgeschäft mit Aktien zahlt sich für den Moment spektakulär aus. So stiegen die Erträge in dem Bereich um 35% auf 472 Mio. Euro, was nahelegt, dass der Gewinn ganz überwiegend aus dieser Sparte stammt (was übrigens umso bemerkenswerter ist, als dass das US-Geschäft aufgrund der dort getätigten immensen Investitionen weiterhin defizitär sein dürfte).
Gleichwohl: Auch im Asset Management geht’s augenscheinlich vorwärts. So beliefen sich die Nettozuflüsse auf 4,2 Mrd. Euro, die Kundengelder stiegen um 9% auf 44,8 Mrd. Euro – und das, obwohl durch die Aufgabe des Overlay Managements und dies Übertragung des Geschäfts an HSBC Deutschland (siehe unsere damalige Exklusivmeldung) 5,6 Mrd. Euro AuM abflossen. Sprich: Den AuM-Verlust durch den HSBC-Deal konnte Berenberg mehr als kompensieren.
Die Personalkosten steigen um 22%. Boni? Boni.
Was sich überdies auszahlt: Die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft, bei klassischen Privatbanken ohne relativ niedrig, ist bei Berenberg besonders gering. So spielte es praktisch keine Rolle, dass der Zinsüberschuss um ein Drittel sank – denn das Zinsergebnis machte ohnehin nur 6% der Erträge aus. Alles hängt am Provisionsgeschäft, dass (dank, siehe oben, des Investmenbankings) um 38% zulegte. Starkes Wachstum verzeichnete Berenberg gleichwohl bei der Bilanzsumme (36%!), plangemäß bei der Mitarbeiterzahl (8%) sowie be den Personalkosten (22%). Offenkundig flossen reichlich Bonifikationen. Den sehr starken Anstieg der Bilanzsumme erklärte die Bank mit höheren Kundenverbindlichkeiten, die überwiegend in Guthaben bei Zentralbanken angelegt worden seien.
Gegenüber dem “Handelsblatt” sagte der persönlich haftende Gesellschafter Hendrik Riehmer, für das laufende Geschäftsjahr werde ein Ergebnis wie 2020 angestrebt. Der Gewinn damals: 108 Mio. Euro.
Hier die Zahlen in der Übersicht:
in Mio. Euro | 2020 | 2021 | Delta |
Bruttoerträge | 514 | 635 | 24 |
Provisionsüberschuss | 416 | 573 | 38 |
Zinsüberschuss | 56 | 38 | -32 |
Handelsüberschuss | 7 | 9 | 29 |
Sonst. betriebl. Ergebnis | 18 | 10 | -44 |
Verwaltungsaufwand | 351 | 414 | 18 |
davon Personalkosten | 226 | 274 | 21 |
Jahresüberschuss | 108 | 170 | 57 |
Eigenmittel | 296 | 342 | 16 |
Kernkapitalquote (%) | 13,5 | 15,4 | 14 |
Cost-Income-Ratio (%) | 70,9 | 65,8 | -7 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 4,7 | 6,4 | 36 |
Verwaltetes Vermögen (Mrd.) | 41,3 | 44,8 | 8 |
Mitarbeiter* | 1.573 | 1.703 | 8 |
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