von B. Neubacher, G. Hädicke, C Kirchner und H.-R. Dohms , 30. November 2024
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den November 2024:
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Ein Banker unter Haien: Wussten Sie schon, dass der neue N26-Treasurer Harald Bänsch 1.) zu den (wie wir einem Fachportal entnehmen) „bekannten Gesichtern der Meerwasserszene“ gehört, 2.) einen „Fachhandel für Meerwasseraquaristik, Anlagenbau sowie Import tropischer Meerestiere“ betreibt (oder zumindest betrieben hat) und 3.) einer der Autoren des mutmaßlichen Standardwerks „Haie im Mittelmeer“ ist? Gibt’s bei Amazon, übrigens auch in der englischen Fassung, „Sharks of the Mediterranean – An Illustrated Study of All Species“. Gehört bei Lichte betrachtet unter jeden Weihnachtsbaum. Jetzt für 41,14 Euro als Taschenbuch oder für 25,75 Euro die Kindle-Ausgabe: Amazon
Die Commerzbank ist bei ihrer Suche nach einem neuen CFO nun doch nicht intern, sondern zumindest so halb extern fündig geworden: Wie die Frankfurter Großbank gestern mitteilte, soll Carsten Schmitt, einst lange Jahre für die Coba aktiv, derzeit allerdings „Executive Vice President“ bei der Danske Bank, im kommenden Jahr auf Bettina Orlopp folgen. Die Personalie kommt insofern überraschend, als in den vergangenen Wochen der aktuelle „Head of Group Finance“ der Commerzbank, Andreas Böger, als Nachbesetzung gehandelt worden war. Dessen vermeintliche Favoriten-Position sei am Ende allerdings weniger eindeutig gewesen als nach außen hin kolportiert, hieß es gestern im Umfeld der Bank. Der Aufsichtsrat habe einstimmig Schmitt unterstützt.
Schmitt jedenfalls verfügt über ein Profil, das die Commerzbank im Abwehrkampf gegen eine Übernahme durch die Unicredit durchaus gebrauchen kann. So hat er, seit er vor drei Jahren von Frankfurt nach Kopenhagen wechselte, nicht nur internationale Erfahrung gesammelt – sondern bei der Danske Bank leitet er passenderweise den Bereich „Konzernstrategie und M&A“. Für die Commerzbank arbeitete Schmitt bereits von 1997 bis 2021, zuletzt als Bereichsvorstand des Segments Group Finance. Vorbehaltlich der Zustimmung der Bafin soll er „spätestens im Frühjahr“ die Orlopp-Nachfolge antreten.
Dass Daniel Wrobel im Kapitalmarktgeschäft der LBBW zum Bereichsvorstand für „Financial Institutions & Corporates“ aufsteigt – das hatten wir ja schon berichtet (siehe unten). Darüber hinaus unterzieht der neue Kapitalmarkt-Vorstand Dirk Kipp die Sparte allerdings einem generellen Facelifting – was die folgenden internen Neu- bzw. Umbesetzungen mit sich bringt:
Die Deka stellt ihr institutionelles Geschäft nicht nur organisatorisch (siehe hier unseren Scoop aus dem Oktober), sondern auch personell neu auf. Schon im Juni hatten wir berichtet, dass der zuständige „Head of Institutional Clients“ Thomas Leicher den Fondsanbieter der Sparkassen verlässt (um sich „beruflich neu zu orientieren“, wie es damals hieß – bis jetzt ist allerdings noch kein neuer Arbeitgeber bekannt geworden). Nun hören wir aus dem Umfeld des Instituts, dass drei weitere Topshots die Sparte verlassen. Dabei handelt es sich um
Die Deka hatte im vergangenen Jahr ein 19 Mrd. Euro schweres Großmandat verloren – dem Vernehmen handelte es sich bei dem abtrünnigen Kunden um die Vermögensanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Von diesem Schock hat sich die Insti-Sparte bislang nicht wirklich erholt. Ein Sprecher der Deka wollte die drei Personalien am Freitag nicht kommentieren, die Betroffenen reagierten nicht auf Anfragen via Linkedin.
Vor fünf Monaten wurde ruchbar, dass die spanische Großbank BBVA hierzulande eine Digitalbank-Offensive plant (siehe unseren Auslandsbanken-Ticker aus dem Juni), nun wird das erste hochrangige Hiring für das Projekt sichtbar. Ausweislich ihres Social-Media-Profils verantwortet die bisherige N26-Managerin Anne-Christine Wegener seit Monatsbeginn den Bereich Compliance und Anti-Geldwäsche bei der Digital-Banking-Einheit der BBVA in Frankfurt. Die frühere Commerzbankerin Wegener (bei der Frankfurter Großbank war die Anti-Korruptionsexpertin von 2017 bis 2021 tätig) war 2022 zu N26 gewechselt und dort zuletzt als „Global Head of Anti-Financial Crime“ tätig.
Die Besetzung ist in zweierlei Hinsicht aufschlussreich: Zunächst einmal, weil die Spanier beim Aufbau ihrer hiesigen Digitalbank offenbar andere Schwerpunkte setzen als J.P. Morgan in Berlin. Während sich die Amerikaner zum Start vor allem auf Stellen im Produktmanagement fokussierten, scheint BBVA vor allem den Fokus auf aufsichtsrechtliche Anforderungen zu legen. Derzeit sind für die Einheit in Frankfurt nur drei Stellen ausgeschrieben, gesucht werden AML-Experten und Juristen. Und N26? Verliert zwar eine Compliance-Führungskraft – darf sich in Sachen Geldwäsche- und Betrugsprävention nun aber offenbar als Talent-Jagdgrund verstehen. Durchaus ein Entwicklungsschritt.
Nach knapp fünfmonatiger Suche präsentiert die Helaba die Nachfolge für ihren im Juli 2025 ausscheidenden Chief Operating und Chief Information Officer Christian Rhino: Fündig geworden ist die Landesbank (bzw. dem Vernehmen nach der Headhunter Egon Zehnder) bei HSBC Continental Europe in Gestalt von Sonja Rauner. Die 48-Jährige war insgesamt 19 Jahre für den britischen Bankkonzern tätig und zuletzt „Head of Operations“ bei der in Paris ansässigen Europa-Einheit, wo auch die zur Niederlassung heruntergestufte HSBC Deutschland angesiedelt ist. Wann die Managerin konkret zur Helaba kommt, dazu machte das Institut gestern keine Angaben – offenbar sind noch Modalitäten um Rauners Ausscheiden bei HSBC zu klären, und ohnehin müssen Bafin und EZB der Personalie noch zustimmen.
Für ihre neue Vorstandsrolle ist vor allem Rauners Erfahrung aus einem SAP-Kernbankenprojekt, an dem sie 2018/19 in ihrer damaligen Funktion als Leiterin Operations von HSBC Deutschland beteiligt war, nützlich. Denn wie bereits berichtet, geht Noch-COO Rhino inmitten des bis zum Jahr 2027 veranschlagten SAP-IT-Großprojekts „Atlas“. Zudem erhöht die Helaba mit dieser Personalie die Zahl der weiblichen Mitglieder im sechsköpfigen Vorstand binnen kurzem von null auf zwei, nachdem im Dezember 2023 Tamara Weiss als Risikovorständin von der LBBW gekommen war.
Nach der von „Finanz-Szene“ aufgedeckten Verwicklung der Volksbank Düsseldorf Neuss in einen 100 Mio. Euro schweren internationalen Betrugsfall hat Vorstandschef Rainer Mellis am Freitag sein Amt niedergelegt. Der Aufsichtsrat und Mellis wollten durch den Schritt „sicherstellen, dass eine weitere Aufklärung vorbehaltlos, transparent und ohne Ansehen von Personen erfolgen kann“, heißt es in einer Mitteilung. Dankesworte enthält das Statement keine, auch die Würdigung fällt karg aus („Der Aufsichtsrat erkennt das langjährige Engagement von Herrn Mellis für die Volksbank Düsseldorf Neuss an“). Die Volksbank hatte 100 Mio. Euro, die ein französischer Konzern bei ihr deponiert hatte, in die Türkei transferiert – angeblich auf Basis einer gefälschten E-Mail. Nun gilt das Geld als verloren. Zu den Behörden, die in dem Fall ermitteln, gehört auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf.
Bei der Commerzbank soll angeblich schon an eine Vorentscheidung über die Frage fallen, wer anstelle der jüngst zur Konzernchefin aufgestiegenen Bettina Orlopp künftig das Finanzressort verantwortet. Wie „Bloomberg“ (Paywall) unter Berufung auf „mit der Angelegenheit vertraute Personen“ berichtet, kommt der Nominierungsausschuss heute zusammen, um einen endgültigen Kandidaten zu bestimmen. Womöglich noch im November könnte der Aufsichtsrat die Entscheidung dann formal absegnen. Nach jetzigem Stand sind „Bloomberg“ zufolge noch verschiedene interne und externe Kandidaten im Rennen. Gute Chancen würden Andreas Boeger angeräumt, seit anderthalb Jahren der „Head of Group Finance“ der Commerzbank und zuvor mehrere Jahre lang Finanzchef der Polen-Tochter mBank.
Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden macht den bisherigen Bafin-Sonderbeauftragten Christian Gervais zum neuen Vorstandschef. „Mit seiner Bereitschaft, in den Vorstand einzutreten, beweist er sein Interesse, unsere Bank nachhaltig zu begleiten und die Dinge, die seit seiner Bestellung zum Sonderbeauftragten angestoßen wurden, auch in die Umsetzung zu bringen“, wird Aufsichtsratschef Markus Ernst in einer entsprechenden Mitteilung zitiert. Um die Bestellung Gervais‘ hatte es in den letzten Tagen die in Schmalkalden übliche Aufregung gegeben. Laut einem lokalen Medium soll sich in der Bank und in deren Umfeld angeblich Widerstand gegen den Bafin-Mann formiert haben. Was wirklich dran war an diesen Berichten – wer weiß das schon? Was freilich trotzdem feststeht: Ein einfaches Pflaster dürfte die thüringische Skandalbank für den von außen gekommenen Gervais nicht sein. Ein anderer „Externer“, nämlich der erst im Sommer zum AR-Chef gekürte frühere Commerzbanker Christian Kirchner, hatte diese Position bereits wenige Wochen später „aus persönlichen Gründen“ wieder aufgegeben.
*In der Ursprungs-Version hatten wir versehentlich „Global“ statt „Group“ geschrieben. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
19 (!) frische Vorstände bei Sparkassen und Volksbanken. Und alle Oktober-Persos
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