von Heinz-Roger Dohms und Bernd Neubacher , 30. Juni 2023
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für Mai und Juni 2023:
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In den letzten Wochen haben wir ja verschiedentlich aufgedröselt, wie unsere Investment-Fintechs mit neuen Produkten von der Zinswende zu profitieren versuchen (siehe insbesondere hier und hier). Wer unterdessen nicht nur zu profitieren versucht, sondern das definitiv längst tut – das sind die Sparkassen. Die Produkte freilich, die dabei zur Aufführung kommen, sind alles andere als neu. Sondern: Es handelt sich um die guten, alten Garantiezertifikate (vornehm: strukturierte Anleihen), die irgendwann im Laufe der Niedrigzinsphase in dicke Kartons gepackt und unter den Filialtresen geschoben wurden, von wo man sie nun, im Zuge der Zinswende, wieder hervorgeholt hat, um mit der ganzen dicken Kelle an die eigenen Kunden auszureichen. Das Phänomen als solches hatten wir vor einigen Monaten ja schon einmal beschrieben. Inzwischen allerdings schießen die Vertriebszahlen dermaßen in die Höhe, dass einem fast schon schwindlig wird. So verzeichneten die Sparkassen-nahen Emittenten im ersten Quartal einen faktischen Nettovertrieb in Höhe von rund 9 Mrd. Euro – was fast doppelt so viel ist wie das, was die gesamte deutsche Fondsbranche im gleichen Zeitraum an Nettoabsatz verzeichnete. Erfahren Sie hier, welche Landesbank besonders profitiert, wie sich derweil die DZ Bank und andere Emittenten schlagen – und warum das tatsächliche Vertriebsvolumen der Sparkassen über die 9 Mrd. Euro sogar noch merklich hinausgehen dürfte: FS Premium
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Sparkassen-Acquirer Payone schließt seine Hochrisiko-Sparte
Statt Depot A – ostdeutsche Sparkassen suchen Zuflucht im Kreditgeschäft
Die Sparkassen treiben den von der EZB-Bankenaufsicht geforderten Aufbau einer zusätzlichen Institutssicherung voran. Laut eines gestern von den DSGV-Mitgliedern beschlossenen Konzepts soll der neue Topf von 2025 über acht Jahre hinweg aufgefüllt werden – und einen Umfang von 5,6 Mrd. Euro erreichen. Dies entspräche 0,5% der heutigen Risikopositionen der Gruppe. Bei dem neuen Sicherungsvehikel handelt es sich um eine indirekte Konsequenz der NordLB-Rettung. Die EZB-Aufseher hatten der milliardenschweren Operation seinerzeit zwar zugestimmt, erhöhten zugleich aber den Druck auf den Sparkassen-Sektor, sich für etwaige künftige Schieflagen besser zu wappnen.
Im Sparkassen-Sektor werden erstmals seit Monaten wieder Fusionspläne öffentlich. Demnach führen die Sparkassen Hameln-Weserbergland (Bilanzsumme per Ende letzten Jahres: 2,9 Mrd. Euro) und Schaumburg (3,0 Mrd. Euro) Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss – es entstünde das sechsgrößte niedersächsische Kommunalinstitut. Hameln-Weserbergland kam 2021 (aktuellere Zahlen liegen noch keine vor) auf ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 0,66% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Bei den Schaumburgern betrug der entsprechende Wert 0,67% (jeweils gemäß Betriebsvergleich). Vertreter beider Institute betonten in einer Stellungnahme, dass man sich in keinerlei Bedrängnis befinde: „Sollte es am Ende nicht zu dieser Verbindung kommen, so könnten sich beide Häuser auch eigenständig gut weiterentwickeln“, so der Vorstandschef Hameln-Weserbergland, Alois Drube.
Großbanken und Sparkassen sind die Verlierer im Kampf um die Einlagen
Abrupter Vorstands-Abgang bei der Hamburger Sparkasse
Da hatten sich der deutsche Sparkassen-Präsident (also Herr Schleweis) und der niedersächsische Sparkassen-Präsident (also Herr Mang) am Dienstag ja nun wirklich alle Mühe gegeben, die Immer-noch-nicht-Einigung im Streit um die NordLB als Bald-schon-Einigung zu verkaufen. Doch dann: Schoss gestern plötzlich der niedersächsische Ministerpräsident Weil quer. Und das ausgerechnet auf dem Sparkassentag. Also in der Höhle des, nun ja: Löwen. Wir zitieren (und zwar gemäß dem von „Reuters“ verbreiteten Wortlaut): „Wenn [eine Einigung] nicht möglich sein sollte, dann gibt es auch die Möglichkeit, eine solche Partnerschaft freundschaftlich und einvernehmlich zu beenden“.
Was genau der SPD-Politiker mit seiner Wortmeldung bezweckt, blieb gestern nebulös. Hat Weil einfach nur ein bisschen provozieren wollen? Oder den Druck erhöhen? Hat er am Ende nichts anderes getan, als eine schlichte Wahrheit auszusprechen (wer sich nicht zusammenrauft, der trennt sich halt) – oder ist die Wahrheit im Gegenteil ganz furchtbar kompliziert? Im Sinne von: Was hätte das Land Niedersachsen denn zu bieten für den NordLB-Anteil der Sparkassen? Geld ja wohl nicht, oder etwa doch??? Fest jedenfalls steht: Beim Sparkassentag war der Weil-Auftritt (wie unsere beiden Redakteure vor Ort berichten) gestern Stehtisch-Thema Nummer eins. Da gerieten selbst die immer noch roten Q1-Zahlen besagter NordLB in den Hintergrund. Zur Sicherheit – hier haben wir das Quartalsergebnis kurz aufbereitet: FS Premium
Im Nacken. Und an der Backe: Warum die Lage bei der NordLB so verfahren ist
Sparkassen erreichen ihren Mobile Moment – doch was ist der wert?
Die Sparkassen in Baden-Württemberg kommen beim Verkauf eines 24,95-prozentigen Anteils am Netzbetreiber TransnetBW zum Zuge. Dies hat der Aufsichtsrat des Energieversorgers EnBW am Dienstagabend beschlossen – also des Mutterkonzerns von TransnetBW. Dem Vernehmen nach bezahlt das Sparkassen-Konsortium unter Führung der Stuttgarter SV Sparkassen-Versicherung wohl deutlich über 1 Mrd. Euro für den Anteil. Die Verträge sollen am heutigen Mittwoch oder am morgigen Donnerstag unterschrieben werden. Eine Einigung mit der Förderbank KfW, die ein Vorkaufsrecht für weitere 24,95% besitzt, steht dem Vernehmen nach noch aus. Die Sparkassen wollen sich mit dem Kauf den Zugriff auf grüne Assets im großen Stil sichern. EnBW geht es derweil darum, mit den Veräußerungen Mittel für den Ausbau des Stromnetzes zu erlösen.
Die verbundinternen Scharmützel zwischen Deka und Helaba gehen in die nächste Runde. Vergangenen Herbst hatte Finanz-Szene ja exklusiv berichtet, dass der Fondsdienstleister der Sparkassen für seine Private-Banking-Offensive ausgerechnet bei der verschwisterten Landesbank wildert (oder genauer: bei deren Private-Banking-Tochter, also der Frankfurter Bankgesellschaft). Gestern drang aus der Helaba die Kunde, dass die Bankgesellschaft den Spieß nunmehr umgedreht und für die Sparkassen-Betreuung drei langjährige Deka-Mitarbeiter angeheuert hat, nämlich David Möller, Steffen Fromm und Oliver Schwartz.
Banken und Sparkassen opfern Marge in der privaten Baufinanzierung
Zwischen Fusions-Posse und Zertifikate-Boom : Alle Sparkassen-News aus dem April
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