von H.-R. Dohms, C. Kirchner, G. Hädicke und B. Neubacher, 2. November 2022
In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund.
Hier der Ticker für den Oktober 2022:
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Die beiden kleinsten deutschen Sparkassen stehen laut eines lokalen Medienberichts vor der Fusion – nämlich die Stadtsparkasse Borken mit einer Bilanzsumme von zuletzt 207 Mio. Euro und die Stadtsparkasse Schwalmstadt mit einer Bilanz von zuletzt 264 Mio. Euro. Ein neuer Riese entsteht dabei freilich nicht: Selbst mit der aggregierten Bilanzsumme hätte es unter den per Ende 2021 noch 370 deutschen Sparkassen lediglich zu Rang 360 gereicht. Und auch die jüngsten Betriebsergebnisse vor Bewertung kamen etwas kraftlos daher. Borken: 730.000 Euro (=0,36% der DBS); Schwalmstadt: 1,42 Mio. Euro (=0,56% der DBS)
Wenn Bankenverbände Vergütungs-Millionäre hervorbringen
Über 100 Sparkassen flüchten zu Visa. Hat sich Mastercard verzockt?
Darf ein Sparkassen-Vorstand mehr verdienen als die Bundeskanzlerin? Diese Frage kam 2016 auf, als Recherchen von „Correctiv“ und „FAZ“ zutage förderten, dass Spitzenkräfte bei hiesigen Kommunalinstituten mit bis zu 850.000 Euro p.a. entlohnt werden. Freilich – heutzutage müsste die Frage anders gestellt werden. Zum einen, weil die Bundeskanzlerin inzwischen ein Bundeskanzler ist. Vor allem aber, weil es bei vielen Sparkassen-Vorständen unter Einrechnung der (zinsbedingt seit Jahren explodierenden) Pensions-Rückstellungen längst nicht mehr um sechsstellige Beträge geht – sondern um signifikant siebenstellige. Nun war es bislang allerdings so, dass man über die genaue Höhe der Saläre in den allermeisten Fällen lediglich Mutmaßungen anstellen konnte. Weil die Gesetzeslage einzig die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen dazu anhielt, die Bezüge ihrer Vorstände detailliert zu zeigen. Seit Kurzem indes – ist alles anders! Eine Novellierung der Offenlegungs-Verordnung verpflichtet nun nämlich alle großen und sogar Dutzende von mittelgroßen Sparkassen, die Zahl ihrer Vergütungs-Millionäre zu publizieren. Finanz-Szene hat daher in den vergangenen Tagen die Offenlegungsberichte (und teils auch zur Ergänzung die Geschäftsberichte) der 100 größten deutschen Sparkassen durchstöbert – und kommt zu Ergebnissen, die man kaum für möglich gehalten hätte. Obwohl bislang nur ein Teil der Institute die Berichte überhaupt publiziert hat, kommen wir bei der Zählung bereits auf 78 Mitarbeiter mit einer Gesamtvergütung (wie gesagt: inklusive Zuführung zu Pensions-Rückstellungen) in Höhe von mindestens 1 Mio. Euro und teils sogar deeeeutlich mehr. Ein besonderes Schmankel dazu finden Sie weiter unten. Hier aber erst einmal der komplette Überblick: FS Premium
Wie ein Sparkassen-Chef letztes Jahr auf über 6 Mio. Euro Vergütung kam
Das verblüffend hohe Trading-Volumen bei Sparkassen und Volksbank
Der baden-württembergische Sparkassen-Präsident Peter Schneider hat bei einem Vortrag in Baden-Baden laut Rede-Manuskript wortwörtlich gesagt: „Die Nachfrage nach privaten Immobilienkrediten hat in den letzten Monaten merklich nachgelassen und ist in den letzten Tagen teilweise fast zum Stillstand gekommen.“ Nun wollen wir jetzt nicht jeden Tag aufs Neue den Baufi-Blues anstimmen. Die Worte Schneiders haben allerdings a) dann doch eine neue Qualität und passen zugleich b) leider allzu gut zu dem, was wir in den letzten Tagen bereits berichtet bzw. vermutet hatten: Was das Neugeschäft in der Baufinanzierung angeht, war der August der schlechteste Monat seit Jahren (siehe hier). Gut möglich indes, dass der September – zumal saisonal bereinigt – der noch viel schlechtere Monat gewesen ist (siehe hier).
Im richtigen Leben ist es ja so ähnlich. Fast jeder ist für Umweltschutz, irgendwie. Aber wenn es dann konkret wird – nun ja … Jedenfalls: Was im richtigen Leben „Umweltschutz“ (oder seit einigen Jahren eher „Klimaschutz“) genannt wird, dafür hat sich in der immer sehr anglizistischen und gern auch sehr ganzheitlichen Corporate-Welt vor ein paar Jahren das Begriffs-Terzett „Environmental, Social, Governance“ eingebürgert, kurz: ESG. Dabei gab es eine Zeit (grob gesagt die „Prä-DWS-Affäre“-Zeit), da wollte jede Bank irgendwie „ESG“ sein. Und jede Sparkasse natürlich auch. Oder sagen wir – zumindest der DSGV. Dieser nämlich präsentierte Ende 2020 in Person seines Präsidenten Helmut Schleweis eine “Selbstverpflichtung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften”. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass da jeder mitmacht, dachte man, und tatsächlich setzen bald mehr als 200 Kommunalinstitute ihre Unterschrift unter das grüne Bekenntnis. Doch irgendwann – kam irgendwie kaum noch eine weitere Sparkasse hinzu. Und selbst zwei Landesbanken bleiben der Selbstverpflichtung bis heute fern. Aus Überzeugung? Aus Unsicherheit? Aus Trotz? Eine Spurensuche mit überraschenden Erkenntnissen: Finanz-Szene
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