Genosektor-Ticker

Sämtliche Meldungen zum Geno-Sektor aus dem Januar

In unserem Genosektor-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.

Hier unser Ticker für den Januar 2023:

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Bafin knöpft sich Banken mit hohen Immo-Eigenanlagen vor

Von der Volksbank Brawo über die Sparda Hessen bis zur Volksbank Nienburg – das Phänomen der zum Immobilien-Investor mutierenden Kleinbank ist weit verbreitet. Nun wird die Aufsicht nervös. Und knöpft sich acht Institute konkret vor. Hier entlang: FS Premium

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Kurz getickert

  • Exklusiv: Neben der Sparda Hessen (siehe -> Die Bank, die das Maestro-Aus durch einen Trick umgeht) verzichtet auch die Sparda Baden-Württemberg in Zukunft auf eine Co-Badge-Lösung für die Girocard. Die viertgrößte Genobank hierzulande wird nach dem Maestro-Aus nur noch rein „deutsche“ Girocards ausgeben — für den Auslandseinsatz brauchen Kunden dann zusätzlich entweder eine Mastercard Debit- oder Kreditkarte.
  • Ein hübscher Datenpunkt von der Volksbank Darmstadt-Südhessen: Die teilt mit, dass ihr infolge des BGH-Urteils zur Zustimmungsfiktion im vergangenen Jahr Porto- und Papierkosten von gut 600.000 Euro entstanden seien.

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Die Bank, die das Maestro-Aus durch einen simplen (und teuren) Trick umgeht

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Die verblüffend guten 2022er-Ergebnisse unserer Genobanken

Dass es kleinere Diskrepanzen gibt zwischen Zahlen, die von den Banken selber verbreitet werden, und solchen, die die Bafin publiziert – geschenkt. Vergleicht man allerdings die Bafin-Warnung von vergangener Woche (siehe -> Zinswende lässt kleinere deutsche Banken in die roten Zahlen rutschen) mit den dieser Tage veröffentlichten 2022er-Zahlen großer Genobanken, dann sieht man keine kleineren Diskrepanzen. Sondern: Man sieht Unterschiede, die so groß sind wie der Ozean weit. Konkret: Laut Aufsicht lag die Gesamtkapitalrendite (also Ergebnis geteilt durch Bilanzsumme) der nicht-systemrelevanten Banken hierzulande auf 9M22-Sicht bei minus (minus!) 0,03%. Trotzdem berichtete gestern die Volksbank Mittelhessen von einem Betriebsergebnis nach Bewertung von 55 Mio. Euro (0,52% der DBS) – während die Sparda Hessen ein Betriebsergebnis nach Bewertung von 15 Mio. Euro ins Ziel rettete (0,15% der DBS) und sich die Volksbank Darmstadt-Südhessen über einen um 5% auf 38 Mio. Euro gestiegenen „Jahresüberschuss vor Steuern“ (0,71% der DBS) freute.

Erklärung? Nun, es sind natürlich tendenziell eher die starken Genobanken, die überhaupt Zahlen veröffentlichten. Trotzdem fragt sich, ob die Institute ihre zinswende-bedingten Probleme im Depot-A-Geschäft wirklich vollständig offenlegen. Und: Es fällt auf, dass vielerorts die GuVs an der ein oder anderen Stelle dann doch ein Stück weit, nun ja, geglättet werden. So war es vergangene Woche (siehe unten) bei der Mainzer Volksbank. Und so ist es auch bei den Darmstädtern (die auf Nachfrage erklären, das „Wertkorrekturen“ durch „freie“ 340f-Reserven „kompensiert“ worden seien) oder den Mittelhessen, die mitteilen, zumindest in „geringem Umfang“ Zinssicherungs-Geschäfte aufgelöst zu haben. Und bei der Sparda Hessen? Verbergen sich im geradezu phänomenalen „Zinsüberschuss“ von 116 Mio. Euro auch Wertpapier-Erträge und Beteiligungs-Erträge von zusammen mehr als 50 Mio. Euro.

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Zinswende lässt kleinere deutsche Banken in die roten Zahlen rutschen

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Mainzer Volksbank löst großvolumig Swap-Geschäfte auf

Die Mainzer Volksbank (mit einer Bilanzsumme von knapp 9 Mio. Euro die größte Volksbank in Rheinland-Pfalz) hat heftige Einschläge in ihrem „Depot A“ durch die Auflösung von Zinssicherungs-Geschäften gekontert: Während die Zinswende für Abschreibungen von 41 Mio. Euro auf festverzinsliche Wertpapiere sorgte, realisierten die Genossen aus den Derivate-Transaktionen satte 31 Mio. Euro an Einmalerträgen. Sowohl das Zinsergebnis als auch die Cost-Income-Ratio spielten infolge des Vorgangs einigermaßen verrückt. So stieg der Zinsüberschuss um 35% (!) auf 147 Mio. Euro, während die Aufwandsquote auf rekordverdächtige 49% sank. Deutlich mehr Aussagekraft lässt sich dem Betriebsergebnis nach Bewertung zubilligen. Dieses sank um knapp 5% auf rund 60 Mio. Euro. Gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme entsprach dies einem Rückgang von 0,80% auf immer noch sehr ordentliche 0,71%.

Trotz Zinswende und konjunkturellen Unsicherheiten machte die Mainzer Volksbank erstaunlich viel Geschäft. In der privaten Baufinanzierung, die andernorts crashte, hat man allenfalls ein leichtes Abflauen im Schlussquartal verspürt, wie Vorstandschef Uwe Abel am Montag Journalisten erklärte. Alles in allem stiegen die Forderungen um gut 11% auf fast 7 Mrd. Euro. Freilich: In der GuV spiegelte sich derlei Umtriebigkeit nur bedingt. So stieg zwar das Zinsergebnis um den Swap-Effekt bereinigt um stolze 7% – das Provisionsergebnis aber lediglich um 3% (anstatt um 9%, wie das Management ursprünglich geplant hatte). Dafür zog der Verwaltungsaufwand um satte um 9% an.

Der Vorstand begründete dies mit tarifbedingt höheren Personalkosten, gestiegenen Energiekosten, regulatorischen Ausgaben, der Inflation ganz allgemein sowie ersten Kosten für die im Jahresverlauf  geplanten Fusion mit der Volksbank Darmstadt-Südhessen. Mit dem Zusammenschluss wollen die Mainzer mit dann 14,5 Mrd. Euro zum bundesweit sechstgrößten genossenschaftlichen Primärinstitut aufsteigen.

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Bayerische Volksbanken blasen 16-Mrd.-Euro-Fusion ab

Die „Meine Volksbank Raiffeisenbank“ aus Rosenheim (Bilanzsumme: 10,7 Mrd. Euro) und die Ingolstädter VR-Bank Bayern Mitte (5,1 Mrd. Euro) begraben ihr erst im Sommer 2022 angekündigtes Fusionsvorhaben. Wie die Rosenheimer Ende vergangener Woche in einer Mitteilung erklärten, „wird es den Zusammenschluss nicht geben“. Durch die Mega-Hochzeit hätte eigentlich nach Zustimmung der Vertreterversammlung im Frühsommer dieses Jahr die zweitgrößte Volksbank hierzulande (nach der Berliner Volksbank) und eines der fünf größten Geno-Institute überhaupt entstehen sollen.

Warum daraus jetzt doch nichts wird? Die mitgelieferte Begründung lässt jedenfalls reichlich Interpretationsspielraum: „Es hat sich gezeigt, dass die Arbeitsweisen und organisatorischen Abläufe in beiden Häusern sehr unterschiedlich sind. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen erscheint es nicht möglich, die gesteckten Ziele zeitnah zu realisieren.“   

War’s der Bitcoin-Automat, den die Volksbank Bayern Mitte vergangenes Jahr pressewirksam hatte aufstellen lassen? Wahrscheinlich nicht. War’s die branchenweite Sorge darum, was das vergangene Jahr mit dem Depot A und den Bewertungsergebnissen gemacht hat? Eventuell. Offenkundig ist lediglich, dass der Rosenheimer Vorstandschef Wolfgang Altmüller dieser Tage einige Baustellen hat – ist er doch gleichzeitig Aufsichtsratschef der Münchner FTI Group, eines milliardenschweren, angeschlagenen Touristik-Unternehmens, das – so berichtete vergangene Woche das „Handelsblatt“ – an den Rewe-Konzern verkauft werden soll.

Nichts genaues weiß man (noch) nicht. Nur, dass die Rosenheimer VR-Bank grundsätzlich kein Problem mit Fusionen hat, verleibte sie sich doch ebenfalls vergangenen Sommer die Raiffeisenbank Tattenhausen-Großkarolinenfeld ein – deren Bilanzsumme lag allerdings lediglich bei 133 Mio. Euro.

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Kurz getickert

  • Die neue, mit zunächst 20 Mio. Euro gefundete „Smart Data“-Tochter von DZ Bank und Atruvia soll mit initial rund 65 Mitarbeitern an den Start gehen. Das teilte Atruvia-Co-Chef Ulrich Coenen am Wochenende mit.
  • Die „Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank“ aus Reinheim (für Insider: die „Magerkurth-Volksbank“) reicht die nächste auffallend hohe Kreditlinie an ein Finanz-Startup aus. Profiteur diesmal: der Steuer-App-Anbieter Zasta. Die Summe diesmal: 60 Mio. Euro. Der Zweck diesmal: Zasta bietet seinen Kunden eine sogenannte „Steuersofort-Auszahlung“ von 75% der geschätzten Steuererstattung – dieses Angebot wird über die Volksbank-Millionen refinanziert. Finance Fwd

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Kurz getickert

  • Nach der Wiesbadener Volksbank (siehe -> „Starke Bank, diesmal schwach: Die Zahlen der Voba Wiesbaden verheißen Unheil“) hat eine weitere mittelgroße Genobank nennenswerte Belastungen in ihren Eigenanlagen eingestanden – nämlich die VR-Bank Westmünsterland (Bilanzsumme: 3,5 Mrd. Euro). Die Abschreibungen beliefen sich auf 3% des Depot-A-Volumens, sagte Vorstandschef Carsten Düerkop der „BÖZ“ (Paywall). Absolute Zahlen nannte die Bank keine. Allerdings betonte Düerkop, die Wertkorrektur sei geringer ausgefallen als die operativ verdienten rund 25 Mio. Euro 
  • Es gilt die nächste Geno-Fusion zu vermelden – diesmal zwischen der Volksbank Trier (Bilanzsumme: 2,3 Mrd. Euro) und der Volksbank Eifel (Bilanzsumme: 1,7 Mrd. Euro)
  • Die auf eine Bilanzsumme von 6 Mrd. Euro angeschwollene Volksbank Braunschweig-Wolfsburg (siehe unseren Klassiker -> Wie eine stinknormale Volksbank zum Immobilienkonzern mutierte) bleibt auf Expansionskurs – und verleibt sich die deutlich kleinere Volksbank Magdeburg (Bilanzsumme: 1,1 Mrd. Euro) ein.
  • Die Teambank (also die Ratenkredit-Tochter der DZ Bank) und der Berliner Plattform-Betreiber Hypoport wollen nach überstandener Pilotphase ihren gemeinsamen Ratenkredit-Marktplatz „Genoflex“ sektorweit ausrollen. Die Idee dahinter, nach unserem Verständnis: Volksbank-Kunden, denen mangels Bonität der hauseigene „Easycredit“ verwehrt bleibt, sollen über Genoflex ein alternatives Angebot von einem Drittanbieter erhalten.

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Starke Bank, diesmal schwach: Die Zahlen der Voba Wiesbaden verheißen Unheil

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Volksbanken stemmen Accelerator-Gründung

Nachdem das Funding für „Amberra“ zuletzt leicht wackelte (siehe hier), hat das BVR-Prestigeprojekt nun immerhin schon mal eine Rechtsform. Seit dem 22. Dezember ist die Amberra GmbH im Berliner Handelsregister eingetragen, wie aus dem seit gestern einsehbaren Registerauszug hervorgeht. Als Geschäftsführer sind die BVR-Abgesandten René Gardenier (Gruppenleiter Finanzen) und Jörg Götze (Abteilungsleiter Vertriebsstrategie) eingetragen – laut Insidern soll auf Sicht allerdings ein Geschäftsführer mit „unternehmerischem Hintergrund“ gewonnen werden. Wie die „BÖZ“ (Paywall) berichtet, wird der Accelerator seinen Geschäftsbetrieb am 1. April aufnehmen.

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Kurz getickert

  • Genobanken vermelden wachsende Kreditbestände: Trotz des Crashs in der privaten Immobilienfinanzierung haben die genossenschaftlichen Banken ihren Bestand an Wohnbaukrediten 2022 um gut 6% auf 320 Mrd. Euro ausgeweitet, wie der BVR gestern mitteilte (wobei zwingend zu beachten ist: Im November hatte BVR-Präsidentin Kolak auf 9M-Sicht noch von einem Plus von 10% gesprochen …). Im Firmenkundengeschäft legte der Bestand sogar um knapp 8% auf 399 Mrd. Euro zu. Mitteilung
  • Zweites großes Geno-Institut zieht das „Opt-out“ bei Maestro: Nach der GLS Bank (siehe Anfang Dezember unseren Scoop -> „Deutsche Banken erhalten Schonfrist – Mastercard revidiert Maestro-Aus“) verzögert sich unserer Interpretation zufolge auch bei der Frankfurter Volksbank die Umstellung auf ein neues Co-Badge-Verfahren. Die Kunden könnten die Girocard mit Maestro-Funktion noch bis Ende 2027 nutzen, zitiert das „Handelsblatt“ (Paywall) einen Sprecher. Da neue Karten in der Regel vier Jahre gültig sind, deuten wir die Aussage so, dass die herkömmliche Girocard noch bis Ende 2023 emittiert werden wird – obwohl Mastercard ja ursprünglich den 30. Juni als Deadline genannt hatte.

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Alle Meldungen aus dem Genosektor für November und Dezember 2022

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