Von Christian Kirchner
Die ING Deutschland (früher ING Diba) hat im Auftaktquartal 2020 einen Gewinn vor Steuern* von 324 Mio. Euro erwirtschaftet – das ist sowohl zum Vorquartal als auch zum Vorjahresquartal ein leichter Rückgang um je 5%. Die Erklärung des Rückgangs: Einem quasi unveränderten Zinsüberschuss und einem deutlichen Anstieg des Provisionsergebnisses standen leicht höhere Kosten sowie ein leicht schlechteres Risikoergebnis gegenüber. Dabei erzielt die Bank noch immer vier Fünftel ihrer Erträge im Zinsgeschäft. Beim Blick auf die Segmente fällt auf, dass der Retail-Bereich einen deutlichen Gewinnanstieg zum Vorjahresquartal erzielte (+15%), im Wholesale-Banking ging es dagegen um 35% zurück.
Eine positive Überraschung war das Risikoergebnis: Zum ersten Mal überhaupt seit mehreren Quartalen musste die Bank 13 Mio. Euro für die Risikovorsorge aufwenden. Zuvor fiel hier aufgrund von Auflösungen meist ein kleiner Ertrag an. Verglichen mit dem Kreditbuch der Bank von über 120 Mrd. Euro – davon alleine 76 Mrd. Euro in Immobilienkrediten – fällt das Risikoergebnis indes sehr gut aus. Andere Banken hatten ihre Rückstellungen im Q1 aufgrund der heraufziehenden Corona-Krise bereits deutlich erhöhen müssen.
Hier zunächst die wesentlichen Eckdaten des Quartals in der Übersicht:
Veränderung | Veränderung | ||||
in Mio. Euro | Q1/2020 | Q4/2019 | Q1/2019 | Q1/20 vs. Q4/19 | Q1/20 vs. Q1/19 |
Zinsüberschuss | 525 | 523 | 525 | 0% | 0% |
Provisionsüberschuss | 110 | 88 | 65 | 25% | 51% |
Erträge gesamt | 676 | 632 | 656 | 7% | 3% |
Kosten gesamt | 339 | 299 | 333 | 13% | 2% |
Gewinn vor Steuern | 324 | 342 | 341 | -5% | -5% |
Quelle: ING
Ein weiterer Trend der Vorquartale setzte sich im Q1 fort: Der ING Deutschland ist es gelungen, die Einlagenflut zu stoppen, unter der viele andere Banken leiden. Die Zinsen auf das hauseigene Flaggschiff-Produkt „Extra-Konto“ hatte das Institut im Dezember mit einer Senkung auf 0,001% quasi abgeschafft. Zum Vorquartal sanken die Einlagen nun leicht um 1,1 Mrd. auf 138,4 Mrd. Euro.
Auch das Kreditvolumen zog nur moderat an. Dabei setzte die ING ihre bereits Ende 2019 begonnene Politik der eher vorsichtigen Kreditausweitung sowohl bei den Immobilienkrediten (nur +0,3 Mrd. Euro Volumen zum Vorquartal) als auch in der „Wholesale Banking“ genannten Firmenkundensparte (+0,8 Mrd. Euro zum Vorquartal) fort.
In den Zahlen sind die neuen Kontoführungsgebühren noch nicht enthalten, sie greifen für Kunden von Girokonten ohne regelmäßigen Geldeingang erst seit 1. Mai.
Hier weitere Kennziffern der ING Deutschland im Q1
Q1/2020 | Q4/2019 | Q1/2019 | |
Cost-Income-Ratio in % | 47,3 | 47,3 | 50,7 |
Mitarbeiter | 5677 | 5440 | 5226 |
Eigenkapitalrendite in % | 15,4 | 15,6 | 16,5 |
Einlagen in Mrd. Euro | 138,4 | 139,5 | 138,2 |
Immobilienkredite | 76,4 | 76,1 | 73,9 |
andere Kredite | 45,1 | 44,3 | 45,5 |
Gewinn Wholesale Bk. | 92 | 101 | 141 |
Gewinn Retail | 232 | 201 | 241 |
* lt. Definition ING NL auf Gruppenebene
NEWSLETTER